Kempen Varells Rückkehr nach Kempen
Die Schauspielerin wurde in der Thomasstadt geboren. Nun präsentierte sie ihre Autobiografie im Rokokosaal.
Kempen. Sie hatte in Deutsch die Note „Ungenügend“ und hat jetzt — ganz ohne Ghostwriter — ein Buch geschrieben: Dass Isabel Varell ihre Autobiografie „Mittlere Reife“ jetzt in Kempen vorstellte, hatte einen guten Grund: Die 54-Jährige, die einst mit Drafi Deutscher verheiratet war und die das jüngere Publikum auch vom „Dschungelcamp“ her kennen dürfte, wurde in der Thomasstadt als Isabel Wehrmann geboren, hat dort aber nur ein Jahr lang gelebt.
Sie ist gebürtige Kempenerin, er ist Wahl-Kempener: Isabel Varell und Moderator Stefan Verhasselt unterhielten das Publikum im ausverkauften Rokokosaal des Franziskanerklosters blendend. Es wurde viel gelacht, es gab aber auch Gänsehaut-Momente. Und weil das Publikum so herzlich reagierte, dürfte es der Künstlerin leicht gefallen sein, sich zu öffnen.
Ein Kernsatz der Autorin lautet: „Man kann sich seine Zufriedenheit selbst basteln.“ Ein Beispiel: „Ich bezeichne neue Tätigkeitsfelder immer als Spielplätze, weil Kinder immer angstfrei an Neues herangehen. Ich habe mir alles von der Seele geschrieben, es hat mich durchgerüttelt und durchgeschüttelt“, erklärte die jetzt in Köln lebende Künstlerin.
Immer wieder las sie aus ihrem Buch, war im Dialog mit Stefan Verhasselt, der auch die Verbindung zu einzelnen Besuchern herstellte, darunter zur Familie Lochner, die einst die Nachbarn der Wehrmanns waren. Eine Dame meldete sich zu Wort: „Ich habe ihren Vater gekannt, wir haben in derselben Firma gearbeitet. Er war sehr charmant, aber auch ein wenig dominant, und er hatte damals gerade seine Doktorarbeit geschrieben.“
Dass Isabel Varell jemals etwas schreiben würde, danach hatte es lange Zeit nicht ausgesehen: „Ich war Legasthenikerin, was aber zunächst nicht erkannt wurde.“ Die 54-Jährige las und erzählte, wie schmerzlich die Trennung der Eltern für sie gewesen war, wie sehr es sie als junges Mädchen bei Talentwettbewerben auf die Bühne gezogen habe. Sie verriet, dass es die Drogen waren, die die Beziehung zwischen ihr und Drafi Deutscher kaputt gemacht hätten. Varell, die im vergangenen Jahr den Regisseur Pit Weyrich geheiratet hat, sprühte vor Energie und Lebensfreude — sie machte aber keinen Hehl daraus, dass es bei ihr auch „Depri-Phasen“ gebe.
Die 54-Jährige weiß, „dass die Figur ab einem bestimmten Alter kein Zufall ist“ und schilderte in diesem Zusammenhang, wie sie zur begeisterten Joggerin wurde, die mittlerweile auch den Marathon geschafft hat.
Keine Frage war ihr zu intim: Ja, Drafi Deutscher habe sie magisch angezogen. Nein, Kinder habe sie nie haben wollen, weil sie die Mutterrolle scheute. Ja, die Hauptrolle in „Rote Rosen“ war für sie eine Ehre. Nein, sie habe Udo Lindenberg nie erzählt, wie nah er ihr in ihrer Jugend mit seinen Songs gewesen sei.
Es war ein schöner Abend in Kempen — für alle Beteiligten. Ihre Fans erkannten: Isabel ist nach allem, was sie erlebt hat, mit sich im Reinen. Das Versöhnliche schimmert in ihrem Buch überall durch. “ „Mittlere Reife“ von Isabel Varell ist am 1. April im Piper-Verlag erschienen und kostet 14,99 Euro.