Verwaltung unter einem Dach?

Bisher gibt es in Grefrath zwei Rathäuser. Die Zusammenlegung wäre eine einmalige Chance und auf Dauer günstiger, so Bürgermeister Manfred Lommetz.

Grefrath. Alles unter einem Dach: Die Gemeindeverwaltung, derzeit in zwei Rathäusern in Grefrath und Oedt untergebracht, liebäugelt damit, ins seit 2008 leer stehende Verwaltungsgebäude von Johnson Controls am Bronkhorster Weg umzuziehen. Details zu dieser Idee stellte Bürgermeister Manfred Lommetz am Dienstagabend in der Sitzung des Grefrather Gemeinderates vor.

Westdeutsche Zeitung: Herr Lommetz, warum soll die Gemeindeverwaltung ins Gebäude von Johnson Controls umziehen?

Manfred Lommetz: Es ist die letzte und einzige Möglichkeit, an ein neues Rathaus zu kommen. Alle anderen Ideen sind nicht zu finanzieren. Und deshalb wäre es fahrlässig, diese einmalige Chance nicht zu ergreifen. Damit könnten wie eine ganze Reihe von Problemen auf einen Schlag lösen.

WZ: Als da wären . . .

Lommetz: Es ist wirtschaftlicher, wenn alle 75 Mitarbeiter in einem Rathaus sitzen. Dazu kommt der Zustand der beiden jetzigen Rathäuser. In Grefrath haben wir in der ehemaligen Berger-Villa aus den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts einen enormen Sanierungsbedarf: Es gibt keine zeitgemäße Wärmedämmung, die Heizung müsste erneuert werden. Und Platz für Auszubildende, Praktikanten und Referendare haben wir nur, wenn einer unserer Mitarbeiter krank ist.

WZ: Im Johnson-Controls-Gebäude ist genug Platz?

Lommetz: Dort gibt es 3000 Quadratmeter, von denen wir nur 2500 brauchen. Es gäbe also Platz für das Jobcenter oder eine Zweigstelle des Kreis-Jugendamtes. Zudem ist das erst sieben Jahr alte Gebäude technisch auf dem neuesten Stand. Das dürfte sich auch bei den Energiekosten bemerkbar machen.

WZ: Apropos Kosten: Was soll das Projekt kosten?

Lommetz: Johnson Controls nennt einen Kaufpreis von 1,2 Millionen Euro. Und diese Summe müssten wir dann noch einmal in den Umbau stecken.

WZ: Ist es denn nicht ein Widerspruch, in Zeiten von Millionen-Defiziten beim Etat der Gemeinde ein neues Rathaus zu wollen?

Lommetz: In meinen Augen nicht. Ich bin davon überzeugt, dass sich die Sache unterm Strich rechnet. Allerdings liegen mir noch nicht die Zahlen des Wirtschaftsprüfers vor, der das alles durchrechnet.

WZ: Was soll mit den jetzigen Rathäusern geschehen?

Lommetz: In Oedt könnte der Heimatverein ins Erdgeschoss und die oberen Etagen vermietet werden. In Grefrath könnte im barrierefreien Anbau ein von der Politik gefordertes Mehrgenerationenhaus für die Vereine „Älter werden“ und „Mutter und mehr“ entstehen. Und für die ehemalige Berger-Villa gibt es einen Interessenten, der nach einem Abriss einen Neubau mit seniorengerechten Wohnungen errichten will.

WZ: Wie geht es jetzt weiter?

Lommetz: Für die erste August-Woche plane ich eine Besichtigung des Johnson-Controls-Gebäudes für Politiker und Bürger. Dann müssen wir abwarten, wie die Zahlen des Wirtschaftsprüfers aussehen. Letztlich muss der Gemeinderat entscheiden, ob das Rathaus künftig am Bronkhorster Weg steht — oder ob alles so bleibt, wie es ist.