Viele Baustellen für Marcus Beyer
Der neue Technische Beigeordnete zieht Bilanz seiner ersten 100 Tage im Amt. Nicht überall läuft es rund.
Kempen. Dass ein neuer Technische Beigeordneter in seinem Ressort diverse Baustellen vorfindet, damit ist im besten Falle zu rechnen. Marcus Beyer, der seit April dieses Amt in Kempen bekleidet, hat allerdings mehr Baustellen vorgefunden, als ihm lieb sein kann. „Es gibt sehr viele Aufgaben, die nicht alle parallel angegangen werden können“, räumt er bei einem Pressegespräch angesichts seiner ersten etwas mehr als 100 Tage im Kempener Rathaus ein.
Womit wir gleich bei der ersten Baustelle wären. Die Sanierung des Verwaltungssitzes am Buttermarkt hatte Beyer kürzlich verschoben (die WZ berichtete). Was unter anderem daran liegt, dass dafür bisher noch gar keine Bauplanung gemacht worden ist. Über den möglichen Denkmalschutz für das Gebäude werde man sich nach den Ferien mit dem Landschaftsverband Rheinland abstimmen, kündigt Beyer an. Erst danach könne man den Sanierungsumfang festlegen.
Der Beigeordnete spricht davon, dass „zeitliche Differenzen klaffen“ zwischen der Planung am Buttermarkt und dem Bau von drei neuen Verwaltungsgebäuden an der Schorndorfer Straße. Deren Notwendigkeit war unter anderem damit begründet worden, dass die Rathausmitarbeiter während der Bauphase vom Buttermarkt in die Neubauten, die von einem Investor errichtet werden, umziehen müssten. Davon ist jetzt keine Rede mehr. Statt dessen soll das Jugend- und Sozialamt in die neuen Häuser — die laut Beyer keine Verbindung untereinander haben — ziehen.
„Wir sind dabei, bis September eine Prioritätenliste zu erarbeiten“, hält der Dezernent mit Blick auf weitere Aufgaben im Hochbau fest. Schulcampus und Grundschulsanierungen, Übernahme Burg („Die Absprachen mit dem Kreis sind auf der Zielgeraden“), Erneuerungsbedarf bei den Unterkünften für Flüchtlinge und Obdachlose, mögliche Neubauten bei den Kindergärten — all dies wird neben der Rathaussanierung auf der Liste stehen.
Was Beyer freut: Zwei zusätzliche Stellen sind seinem Dezernat vom Rat bewilligt worden. Er sei zuversichtlich, dass sie kurzfristig besetzt werden können — „ausreichend Bewerber sind da“. Das Personal sei aber nur die eine Seite, so Beyer. Es müssten auch Prozesse optimiert und Synergien genutzt werden. So habe es bisher teils keine Vertretungsregelungen von Mitarbeitern gegeben.
Im Tiefbau „läuft es eigentlich ganz gut“, hält Beyer fest. Mit Blick auf die Baustelle Hülser Straße muss er dabei eine Einschränkung machen: Wegen neuer „technischer Herausforderungen“ kommt es dort offenbar zu Verzögerungen. Einzelheiten dazu werden nächste Woche bei einem gemeinsamen Termin mit den Stadtwerken erläutert. Stadt und Stadtwerke wollen nicht nur hier „in Zukunft enger zusammenrücken“, so Beyer.
Im Bereich Stadtplanung steht das neue, 30 Hektar große Siedlungsgebiet im Kempener Westen im Mittelpunkt. Und auch hier läuft es nicht ganz rund, räumt der Technische Beigeordnete ein: Die ursprüngliche Zeitplanung, wonach bis Ende 2018 eine Grobplanung vorliegen soll, ist nicht zu halten — vor allem, weil wegen der Großbaustelle Kerkener Straße die im Herbst 2017 beschlossene Verkehrszählung erst Anfang dieses Jahres stattfinden konnte. „Die Ergebnisse der Zählung werden berücksichtigt“, betont Beyer. Das ist wichtig, da insbesondere Anwohner der Birkenallee und der Berliner Allee befürchten, dass der Verkehr auf „ihren“ Straßen durch das neue Gebiet zunehmen wird.
Im kommenden Herbst soll die nächste Runde der Beteiligung der Öffentlichkeit stattfinden. Bis zum Frühjahr könne dann der städtebauliche Entwurf so verfeinert werden, „dass der Bebauungsplan erarbeitet werden kann“, kündigt Beyer an. Bis Ende 2020 soll dies abgeschlossen sein.
Wie gesagt — es gibt viele Baustellen für Beyer. Er weiß um die Erwartungshaltungen. „Das ist Fluch und Segen zugleich.“ Denn er habe die Sorge, nicht alle Erwartungen erfüllen zu können. Sein Ziel, für das viele kleine Schritte notwendig seien, ist dabei klar: „Es muss uns gelingen, wieder zuverlässig Aufgaben umzusetzen.“