Von oben ein beflügelter Blick in die Landschaft

Mühlentag: Viele Gäste nahmen am Montag das herausragende Tönisberger Denkmal unter die Lupe. Allein im Kreis Viersen waren diesmal acht Mühlen zu besichtigen, unter ihnen auch das Tönisberger Schätzchen.

Tönisberg. Bereits vormittags tummelten sich rund um die historische Holzmühle zahlreiche Menschen, die den Pfingstmontag zu einer Geschichtsstunde der besonderen Art nutzten: hier, an erhabener Stelle unweit des kleinen Ortes, steht die im Jahre 1802 erbaute Kastenbockwindmühle, die einmal jährlich zu besichtigen ist, immer am Pfingstmontag, dem mittlerweile 15. Mühentag.

Allein im Kreis Viersen waren diesmal acht Mühlen zu besichtigen, unter ihnen auch das Tönisberger Schätzchen. "Ich habe da ganz oben gesehen, wie die Mühle funktioniert", berichtet Viktoria Ortmann (5) und pustet in ihr bunt funkelndes Windrad, das ihr der Heimatverein Tönisberg geschenkt hatte.

Besonders spannend fand das Mädchen die Fenster: "Da habe ich rausgeguckt, das war ein prima Blick", schwärmt sie. Und auch andere junge Familien packten die Gelegenheit beim Schopfe und ließen sich vom Anblick des alten Bauwerkes beflügeln.

So auch die Brauns aus Kempen, die Mutter hochschwanger: "Am Mittwoch bin ich ausgezählt, dann bekommen die Zwei noch einen kleinen Bruder", sagt sie und deutet auf ihre Kinder Kilian (5) und Katharina (3). Für Eltern und Kinder ist es ein schöner Ausflugstag heute, man lernt etwas über Geschichte und Arbeitsweise hier, und das alles in zwangloser Atmosphäre.

Vor allem die Kids klettern mit großem Eifer im Mühlen-Innern herum und haben ihren Spaß. Für manch Erwachsenen hingegen bedeutet die steile, enge Treppe, die hoch zur Mühle führt, eine echte Überwindung: "Gehe ich jetzt vorwärts oder rückwärts runter", fragte sich so manch betagter Gast.

Doch einmal wieder unten angekommen, versorgte der Heimatverein Tönisberg seine Gäste mit einem guten Kaffee und dem obligatorischen Mühlenbrot, das von der Bäckerei Hoenen angeliefert worden war und scheibenweise mit köstlichem Schmalz seine Abnehmer fand.

"Bis jetzt sind wir sehr zufrieden", resümierte Josef Reuter, der Vorsitzende des Vereins, zur Mittagszeit. Seine Kollegen und er kümmerten sich liebevoll um alle Besucher und führten sie auf Wunsch auch gerne in die Geschichte der Mühle ein, die sich über 111 aktive Jahre von 1802 bis 1913 erstreckt.

Zwischenzeitlich umgebaut und repariert wurde sie von Müllern betrieben, die ihren Arbeitsplatz bei der Gemeinde Tönisberg pachteten. Zwei Mahlwerke wurden von den Flügeln angetrieben, die mit Segeltuch bespannt waren.

Erst als Tönisberg Anfang des 20. Jahrhunderts ans öffentliche Stromnetz angeschlossen wird, verliert die Mühle ihre Bedeutung. Ein Jahrhundert später nun erfreut sie uns und erzählt eindrucksvoll von vergangenen Zeiten.