Prozeß in Kempen - Retourkutsche für Schlappe?
Erneut streiten sich Horst Steinkamp und die Stadt Kempen vor Gericht. Diesmal geht es um Büros, die als Wohnung genutzt wurden.
Kempen. Freunde werden Horst Steinkamp und Karl Hensel nicht mehr. Bereits Anfang des Jahrtausends kreuzten der Privatmann und der Kempener Bürgermeister vor Gericht die Klingen. Jetzt sind die beiden erneut über Kreuz. "Zweckentfremdung von Büros", lautet von Seiten der Stadt der Vorwurf an Steinkamp.
Die Stadt konfrontiert den 66-Jährigen damit, dass er zwei Büros am Industriering Ost ohne Genehmigung als Wohnräume zweckentfremdet und vermietet haben soll. Als die Fronten sich erneut verhärteten, flatterten Steinkamp zwei Bußgeldbescheide über insgesamt 9100Euro ins Haus. Das wollte Steinkamp nicht auf sich sitzen lassen- und zog damit vors Amtsgericht.
Die Sache rief die Stadt-Inspektoren auf den Plan, als ein Autohändler- dem Steinkamp eines der Büros vermietet hat- unter dieser Adresse Wohngeld beantragte. Mit zwei Polizisten als "Geleitschutz" sah sich die städtische Mitarbeiterin in dem "Büro" um und fand heraus, dass es offensichtlich von zwei Männern bewohnt ist.
Als sie das vor Gericht zu Protokoll gab, ruderte Steinkamp zurück: "Missverständnis." Die Mieter hätten nie dort, sondern an der St.Töniser Straße gewohnt, im Mietvertrag sei die falsche Adresse eingetragen. Der Autohändler habe das nicht gemerkt und die falsche Adresse bei der Meldebehörde angegeben.
Steinkamp, der auf Karnevalssitzungen auch gerne mal den heiteren Sänger gibt, scheint nicht zur Ruhe zu kommen und sieht in dem Fall eine Retourkutsche.
Vor einigen Jahren wollte die Stadt ihn dazu zwingen, dass er ein Gebäude an der St.Töniser Straße (heute Getränkemarkt nebst Anbauten) abreißt- aus optischen und stadtplanerischen Gründen, wie die Stadt damals anführte: Die "Baracken" passten einfach nicht zum hübschen Neubaugebiet, das sich anschließt.
Damit kamen die Stadt-Justitiare aber weder vor dem Krefelder Landgericht noch vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht durch-die Stadt blieb auf den Prozesskosten von rund 10000Euro sitzen.
Vor sechs Jahren wurde Steinkamp Opfer eines Raubüberfalls: Drei schwarz maskierte und bewaffnete Männer, offenbar Russen, hatten den Autohändler und seine Lebensgefährtin zu Hause am Industriering überfallen, gefesselt, krankenhausreif geschlagen und ausgeraubt.