Ärger in St. Hubert: Im Notfall auf einem Auge blind?

Um eine Augenverletzung behandeln zu lassen, muss ein St.Huberter eine Odyssee auf sich nehmen.

St.Hubert/Krefeld. Kleine Ursache- große Wirkung. Gleich zwei Mal trifft dies auf ein Erlebnis der St.Huberter Familie Engler-Mohn zu. Zimmermann Michael Mohn flog ein kleiner Holzspan ins Auge, der große Schmerzen verursachte.

Der abendliche Weg zur ärztlichen Notversorgung wurde für ihn und seine Frau Susanne Engler-Mohn zu einer Odyssee durch den Kreis Viersen und nach Krefeld.

Und das war so: Natürlich traten die Schmerzen bei Michael Mohn erst auf, als die Praxen bereits geschlossen hatten. Über den Notdienst - gegen 18.05Uhr - erfuhr seine Frau, dass ein Augenarzt in Waldniel für den Kreis Viersen Dienst hat.

Auf ihre Frage, ob nicht eine nähere Versorgung möglich sei, empfahl die dortige Sprechstundenhilfe die Augenklinik in Krefeld. "Wir haben drei Kinder im Alter acht, elf und 15Jahren", sagt Engler-Mohn. "Die wollten wir nicht so lange mit dem Babysitter alleine lassen."

Daraufhin rief die besorgte Ehefrau im Klinikum Krefeld an und fragte, ob sie vorbeikommen könne. Dies wurde ihr bestätigt. Doch als sie gute 20 Minuten später ankamen, hieß es, die Augen-Ambulanz wäre bereits zu.

"Wir wurden von dem wenig freundlichen Mann am Empfang zur Notfallpraxis am anderen Ende des Gebäudes geschickt", erzählt Engelen-Mohn. Dort warteten die St.Huberter 20 Minuten darauf, dass aufgemacht wurde.

Aber nur, um von einer Sprechstundenhilfe abgewiesen zu werden, weil in der Praxis nur Allgemeinmediziner seien und keine Augenärzte. "Na raten Sie mal, wo wir hin mussten - nach Waldniel", ärgert sich Susanne Engler-Mohn.

"Wir waren froh, dass dort ein netter Arzt wartete. Nach zehn Minuten waren wir wieder draußen. Zuhause - nach einem Apotheken-Besuch in Viersen - war das Ehepaar um 22.40Uhr.

Angesprochen auf die Odyssee, verweist das Klinikum Krefeld zunächst an die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, in deren Verantwortung die Notdienstpraxis im Gebäude des Klinikums ist. In einem Schreiben erklärt deren Geschäftsführerin Jutta Fundel, dass die Notdienstpraxis richtig gehandelt habe.

Augenverletzungen müssten vom Facharzt behandelt werden. Allein der Verweis, keinen Krefelder Mediziner aufsuchen zu können, sei nicht richtig. Ansonsten, so Fundel, sei es besser gewesen, gleich zum Arzt zu fahren, der den Notdienst im Kreis Viersen gehabt habe. Leider käme es dann vor, dass längere Wegstrecken in Kauf genommen werden müssten.

Aber auch im Klinikum hakte die WZ nach. Professor Markus Knorr kann nicht verstehen, warum der Patient weggeschickt worden sei. Normalerweise sei die Augenärztliche Abteilung Tag und Nacht besetzt. Knorr: "Es gibt von mir die schriftliche Anweisung, keinen Patienten wegzuschicken."

Doch könne es natürlich vorkommen, dass die beiden diensthabenden Ärzte einen anderen Notfall versorgen oder auf der Station zu tun hätten. Dann müsse eine Wartezeit in Kauf genommen werden.