Hospital mit neuer Station Kempens neurologischer Coup

Kempen · Das Hospital hat nun eine Neurologie. Im Fokus steht die akute Behandlung von Schlaganfall-Patienten. 

Sie präsentierten am Dienstag die neue Abteilung (v.l.): Clemens Guth, Lars Wojtecki, Oliver Schmidt-Osterkamp, Kasimierz Logmin, Tanja Schichel, Wilhelm Zweiffel, Diamandis Toutzaris und Thomas Paßers.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Es sei ein „echter Coup“, der den Verantwortlichen des Hospital-Betreibers Artemed da gelungen sei. Mit diesem Begriff leitete Geschäftsführer Thomas Paßers am Dienstagnachmittag eine Pressekonferenz zum Start der Neurologie im Hospital ein. Neben der Tatsache an sich, dass Kempen nun ein Krankenhaus mit einer sogenannten Akutneurologie für Schlaganfälle ist, bezogen sich Paßers’ Worte auch auf die personelle Führung der Abteilung. Denn mit Prof. Dr. Lars Wojtecki habe Artemed eine Kapazität aus der Düsseldorfer Universitätsklinik als Chefarzt für den Aufbau der Abteilung in Kempen gewinnen können.

„Im gesamten Spektrum der medizinischen Versorgung rücken neurologische Erkrankungen immer mehr in den Vordergrund“, erklärt Dr. Oliver Schmidt-Osterkamp, Ärztlicher Leiter in Kempen, den Bedarf für eine Akutneurologie. Gerade mit Blick auf die akute Behandlung von Schlaganfallpatienten sei der Kreis Viersen unterversorgt gewesen. Bislang habe man Patienten aus Kempen und auch aus anderen Häusern des Kreises Viersen nach Krefeld (Helios) oder direkt zur Uniklinik nach Düsseldorf überweisen müssen. Nun könne Kempen den Bedarf in der Region mit 25 Betten in der Neurologie abdecken.

„Die Gründung der Abteilung ist das Resultat der Krankenhausplanung in NRW“, ergänzt Artemed-Geschäftsführer Dr. Clemens Guth. Die Landesregierung und auch die Krankenkassen als Kostenträger hätten diese Unterversorgung im Kreis erkannt. Neben dem Kempener Hospital hatte sich auch das Allgemeine Krankenhaus (AKH) Viersen um die Abteilung bemüht. Umso mehr sah man den Verantwortlichen bei der Pressekonferenz die Freude über den „Coup“ an.

Lars Wojtecki bringt ein
Ärzte-Team aus Düsseldorf mit

„Ich würde mich als Vollblut-Neurologen bezeichnen“, sagt Chefarzt Wojtecki. Zuletzt war der 45-Jährige geschäftsführender Oberarzt in Düsseldorf. „Mein Schwerpunkt lag dort im Bereich der Bewegungsstörungen – unter anderem auf der Parkinson-Krankheit“, so der gebürtige Münsterländer. Insofern habe er im neurologischen Bereich durchaus spezielle Interessen. Daher sei neben dem Aufbau der Akut-Neurologie auch Parkinson ein Thema für das Kempener Krankenhaus. Im Vergleich mit anderen Krankheitsbildern sei Parkinson die Krankheit, die nach Alzheimer am häufigsten auftritt. Deshalb sei die Therapie ebenso interessant für ein Krankenhaus wie das Thema Schlaganfall, der in inzwischen in Deutschland den Herzinfarkt bei den Häufigkeitszahlen überholt habe.

Zum Aufbau der neuen Abteilung, die vorwiegend in der sanierten und modernen Notaufnahme sowie auf der Station C 1 zu finden ist, hat sich Lars Wojtecki aus Düsseldorf gleich ein Ärzteteam mitgebracht. Mit dem Leitenden Oberarzt Dr. Diamandis Toutzaris arbeitet er nach eigenen Angaben schon seit Jahren vertrauensvoll zusammen. Ebenfalls von der Düsseldorfer Uniklinik kommen die Oberärztin Dr. Tanja Schichel und Oberarzt Wilhelm Zweiffel. Letzterer ist ab sofort zuständig für die schon seit Jahren erfolgreiche Früh-Rehabilitation in Kempen.

Mit der Früh-Reha habe sich das Hospital schon seit vielen Jahren bei der langwierigen Behandlung von Patienten nach einem Schlaganfall einen Namen gemacht. Umso mehr freut es Clemens Guth, dass Kempen nun auch im akuten Notfall eine Anlaufstelle ist. Abgerundet werde der Bereich zudem durch die benachbarte psychiatrische Tagesklinik des Landschaftsverbands Rheinland (LVR). Diese ist vor kurzem als Mieter im Artemed-Neubau auf dem Areal des früheren Verwaltungstraktes an den Start gegangen. „Auch dort ergeben sich Synergien und eine gute Zusammenarbeit“, sagt Guth.

Im Verhältnis zu anderen Häusern in NRW sei das Hospital, das Artemed Anfang 2012 in seiner wohl schwersten Krise übernommen hatte, zwar kleiner. Mit 243 Betten und guten interdisziplinären Kooperationen befinde sich das Haus aber auf einem sehr guten Weg, wie Clemens Guth auf Nachfrage betont. „Um Dinge umzusetzen, kann unsere Größe auch ein Vorteil sein“, findet der Geschäftsführer. Diese Aussage findet dann auch gleich Unterstützung vom neuen Chefarzt. „Ich bin jetzt seit zwei Wochen hier. Und habe schon festgestellt, dass manche Dinge schneller und einfacher umzusetzen sind als in Düsseldorf“, so Wojtecki.