Mülhausen Vorbereitung auf das höchste Kirchenfest

In Mariendonk freuen sich die Schwestern auf Ostern. Mit diesem Fest startet die WZ eine neue Serie über das Leben im Kloster.

Foto: Friedhelm Reimann

Mülhausen. Mit Ostern, dem höchsten Fest der katholischen Kirche, beginnt die WZ ihre neue Serie über das Kloster Mariendonk und die Benediktinerinnen, die dort leben. Eine von ihnen, die 80-jährige Schwester Theresia ist eine Fachfrau für das Thema Ostern. Sie ist nicht nur ausgebildete Grundschullehrerin, sondern auch promovierte Theologin.

Seit vielen Jahren betreut die Ordensfrau die Gäste, die die Ostertage im Kloster zwischen Grefrath, Kempen und Wankum erleben. Vom Mittwochnachmittag bis Ostersonntagmorgen können die Besucher am Leben der Schwestern teilnehmen. „Jeden Tag gibt es eine Einführung, die auf das Bevorstehende vorbereitet“, sagt Schwester Theresia. So könne das Wissen um das „große Geschehen“ an den Tagen rund um Ostern vertieft werden.

Los geht es an Gründonnerstag um 6.30 Uhr mit einem Klagegottesdienst. Von den insgesamt 150 Psalmen des Alten Testaments werden an diesem Tag 15 gesungen. Schwester Theresia, die seit fast 60 Jahren im Kloster lebt, kennt genauso viele Psalme auswendig. Bei denen an Gründonnerstag handelt es sich um Lieder, die den Fall Jerusalems besingen. „Das Leid der ganzen Menschheit bringen wir damit zu Gott“, sagt Schwester Theresia. „Wenn es keinen Menschen mehr gibt, der betet, dann ist das Leiden so hoffnungslos.“ Wenn Gott jedoch das Leiden in seine Hand nimmt und den Menschen Trost zukommen lässt, gebe es Hoffnung. Neben dem Gesang gibt es auch Lesungen. „Die Mette dauert lange“, bereitet Schwester Theresia die Gäste auf knapp zwei Stunden in der Klosterkapelle vor. Doch im Rückblick sprächen die Besucher meist davon, dass die Zeit schnell vergangen sei - das läge wohl an der Konzentration auf die Texte und den Gesang.

Schwester Theresia über den Beginn der Osternacht

Am Nachmittag gibt es die Einsetzung der Eucharistie durch den Hausgeistlichen, Pfarrer Heinrich Hecker. „Das ist vergleichbar mit dem letzten Mahl Jesu mit seinen Jüngern“, erklärt Schwester Theresia. Anschließend wäscht Äbtissin Schwester Christiana den Gästen die Füße, ebenfalls eine Parallele zum Tun Jesu in der Nacht vor seiner Kreuzigung. Danach werden die Hostien in die Krypta übertragen und der Tabernakel geleert. Zudem wird das Kreuz verhüllt.

„Abends gibt es ein festliches Mahl mit Wein, zum Beispiel einen leckeren Salat, aber kein Fleisch. Zudem bedient die Äbtissin“, erzählt Schwester Theresia. Denn danach geht es in die Krypta, in der die Schwestern — im Wechsel — die ganze Nacht beten.

Den Karfreitag erleben die Nonnen und die Besucher reduziert: Gesprochen wird nur das Nötigste, die Mahlzeiten sind bescheiden. Am Beginn des Tages um 6.30 Uhr steht wieder das Singen von Psalmen. In der Lesung um 15 Uhr geht es um das ganze Leiden Christi, das Passionsgeschehen und die Kreuzverehrung. Schwester Theresia: „Das Kreuz wird vom Priester gehalten. Wir werfen uns zu Boden als Zeichen der Verehrung des Herrn, der für uns gestorben ist.“ Diese Unterwerfungsgeste, so die 80-Jährige, gebe es in vielen Religionen. „Damit drücken wir aus: Ich gehöre zu Dir. So etwas kann man nicht vor einem Menschen machen, sondern nur vor Gott.“ Am Freitag geht es dann für alle Klosterbewohner früh ins Bett, denn der Samstag wird ein geschäftiger Tag.

Der ebenfalls um 6.30 Uhr mit Psalmen und Beten beginnt. Danach wird die Kirche für Ostern vorbereitet und die Halle des Klosters für den Empfang nach der Ostermette geschmückt. Das Essen an diesem Tag ist auch eher einfach und geredet wird nur bei der Arbeit, so Schwester Theresia. Die ganze Energie und der Blick der Schwestern richtet sich auf die Nacht zum Ostersonntag. „Um 22.15 Uhr versammeln wir uns draußen. Jeder bekommt eine Kerze und alles ist dunkel“, erzählt Schwester Theresia. Dann werde das Osterfeuer entzündet, an dem der Priester die Osterkerze — als das Symbol Christi — entzünde, die dann wiederum alle anderen Kerzen mit Licht versorge. Anschließend gehen alle Teilnehmer in einer Prozession durch den Kreuzgang in die dunkle Kirche.

Der Priester singt das Osterlied, dann geht die Beleuchtung an. Sieben Lesungen aus dem Alten Testament gibt es in der Osternacht. „Es ist die Einführung in die Heilige Schrift: Christus ist gestorben und auferstanden, das ist das innerste Zentrum der Heiligen Schrift“, erklärt Schwester Theresia. Im Laufe der Messe, die etwa bis 1 Uhr morgens dauert, werden die Taufe und das Glaubensbekenntnis erneuert.

„Am Ostersonntag können wir ausschlafen“, lächelt Schwester Theresia. Nach der anstrengenden Nacht geht es erst um 8 Uhr mit Psalmen und Eucharistiefeier los. Danach wird sich ein gesegnetes Osterfest gewünscht und nach dem Mittagsgebet gibt es ein „gutes Essen im Refektorium. Für jeden gibt es ein kleines Osternest mit Süßigkeiten“, sagt Schwester Theresia.

Die Vesper beginnt am Ostersonntag eine Stunde früher als sonst, nämlich um 17 Uhr. Nach dem Abendessen und einem Zusammensein geht es früh ins Bett. An diesem Tag verabschieden sich auch die Gäste, die, so die Ordensfrau, aus dem gesamten Bundesgebiet kommen.

Der Montag ist dann ein Sonntag wie jeder andere, sagt Schwester Theresia. „Der Gottesdienst endet mit einem Halleluja. Das haben wir in der Fastenzeit nicht gesungen. Das Halleluja, das Gott lobt, steht für die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten. Es ist die Wandlung vom tiefsten Leid in die übergroße Freude, der Eintritt vom Tod in das Ewige Leben.“ Sie selbst erfreue sich immer so sehr am Halleluja, dass sie es oft noch im Bett singe.