Was tun ohne Zivis?
Zum 1. Juli müssen sich viele soziale Einrichtungen nach Alternativen umsehen. Das fällt häufig schwer.
Kempen. „Jetzt kommen gravierende Einschnitte auf uns zu. Freiwillige zum Ausgleich haben wir noch nicht“, sagt Bernd Spangenberg.
Durch den Wegfall der Wehrpflicht und damit der Zivildienstleistenden zum 1. Juli muss sich der Leiter des Evangelischen Altenzentrums in Oedt nach einer Alternative umschauen. Und auch viele andere Institutionen müssen sich neu organisieren.
Bei den Maltesern in Kempen gebe es „ganz große Probleme“. „Wir hatten immer 16 Zivis und zwei, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei uns gemacht haben. Alle 18 Stellen sind bis jetzt noch nicht besetzt“, sagt Irmgard Heise, Fahrdienstleiterin.
Zwar sei der Malteser-Hilfsdienst in den Verteilern für den neuen Freiwilligendienst und das FSJ, aber die Jobs seien wohl nicht so gefragt. Heise: „Unsere Zivis haben noch bis Ende Juli verlängert, wenn wir bis dahin niemanden haben, müssen wir geringfügig Beschäftigte einstellen.“
Im Kempener St. Annenhof sieht es nicht so schlimm aus. Von zwei offenen Stellen sei bereits eine besetzt. „Natürlich fehlen uns die Zivis, die immer die etwas kernigeren Arbeiten wie Hausmeisterhilfe oder Autofahrten übernommen haben.
Aber wir haben eine Anfrage beim Freiwilligendienst laufen und ich bin zuversichtlich, dass wir auch noch die zweite Stelle besetzt bekommen“, sagt Leiter Herbert Knops.
Der Freiwilligendienst wird im Hospital zum Heiligen Geist „mit Spannung erwartet“. „Man weiß ja schon länger, dass der Zivildienst abgeschafft wird und wir konnten uns darauf vorbereiten.
Zurzeit setzen wir auf geringfügig Beschäftigte, aber wir wollen jungen Menschen weiterhin die Möglichkeit geben, bei uns ein freiwilliges Jahr zu machen“, sagt Medienbeauftragter Thomas Meier-Vehring. Insgesamt wurden 18 Zivis beim Hospital beschäftigt. Zwölf im Krankenhaus und sechs in den Seniorenheimen St. Peter und von-Broichhausen.
Im Seniorenzentrum CuranumNettetal habe man beim regulären Arbeitsablauf schon vorher keine Zivis eingeplant. „Die waren immer ein Bonus“, sagt Kathrin Grulke von der Pflegedienstleitung: „Wir bieten auch jetzt Stellen für Freiwillige an, aber auch die werden wieder ein Bonus sein.“
Im Städtischen Krankenhaus in Lobberich konnten die fehlenden Arbeitskräfte ebenfalls gut ausgeglichen werden. Pressesprecherin Kerstin Kleinschmidt sagt: „Mit dem Wegfall waren wir gezwungen, eine Neuregelung einzuführen. Wir arbeiten seit Jahren mit dem Heilpädagogischen Zentrum Krefeld-Kreis Viersen zusammen. Davon konnten einige Mitarbeiter ehemalige Zivi-Aufgaben übernehmen.“ Außerdem gebe es noch Unterstützung durch sechs Jahrespraktikanten.
Im sozialpsychiatrischen Wohnheim „Haus an der Dorenburg“ in Grefrath wartet man noch auf eine Entlastung. „Wir sind zwar im Verteiler für das FSJ und den Freiwilligendienst, aber ich bin da nicht sehr hoffnungsvoll“, sagt Qualitätsbeauftragter Georg Baur. Außerdem seien die neuen Dienste teurer und für die sonst drei Zivi-Stellen können nur zwei FSJ-ler eingestellt werden.
Auch im Altenzentrum in Oedt sind noch keine Anfragen für die vier freien Stellen eingegangen. „Wir stemmen die Arbeiten durch Ehrenamtliche und Hauptberufliche. Aber das führt an anderen Stellen zu Engpässen“, sagt Bernd Spangenberg. Dem Heimleiter fehlt nicht nur die Arbeitskraft: „Die Zivis haben viel in der sozialen Betreuung gemacht und waren auch in den Herzen der Bewohner.“