Was wird aus dem „Niers-Dom“?
Die Oedter feiern den 100. Geburtstag ihres Kirchturms.
Oedt. Das Fest unterm Turm wurde größtenteils zum Fest im Turm. Das Aktionsbündnis Vitus-Dom hatte das Jubiläum „100 Jahre Kirchturm an St. Vitus Oedt“ zum Anlass genommen, um für den Erhalt des Gotteshauses zu werben. Und weil der Wind am Sonntag über den Kirchplatz pfiff und ab und an einige Regentropfen vom Himmel fielen, drängten sich die meisten Besucher mit Würstchen, Kaffee und Kuchen im Turm und im hinteren Teil der Kirche.
Auf Stellwänden wurde die Geschichte des Kirchturmbaus von 1910 bis 1912 nachgezeichnet. 77 729,15 Mark hatte dieser damals gekostet. Die Oedter waren bereit, eine Kirchensteuer in Höhe von 50 Prozent der Einkommenssteuer zu bezahlen, um die Kosten abzutragen. Der Beginn des Ersten Weltkrieges brachte unerwartete Probleme. Aber die Inflation kam den Gläubigen zu Gute.
Auch heute sollen die Oedter Katholiken wieder für ihren „Niers-Dom“ in die Tasche greifen. Denn die Kirche soll aus der Finanzierung des Bistums Aachens herausgenommen werden.
Wie geht es mit der Vitus-Kirche weiter? Diese Frage beschäftigt viele der Besucher. „Es muss etwas passieren“, sagte eine Frau. „Unsere Großeltern haben schließlich schon für diese Kirche gespendet.“
„Die Anteilnahme ist groß“, freute sich Judith Herda, die Vorsitzende des Fördervereins der Katholischen Kirchengemeinde. Ältere seien mit der Kirche groß geworden, hätten Hochzeiten, Taufen, Erstkommunion dort erlebt. Und auch junge Familien besinnen sich zurück.
Zum Turm-Jubiläum konnten die Besucher auch die rund 130 Stufen hinauf zu den fünf großen Glocken erklimmen. Oben angekommen, durfte der 14-jährige Stefan einmal kräftig am Seil der Pius-Glocke ziehen und diese so kräftig zum Klingen bringen. „Die größte Glocke gefällt mir am besten“, erklärte der Oedter. Die Vitus-Glocke stammt aus dem Jahr 1506 und wiegt rund zwei Tonnen. „Diese Glocke ist schon allein wegen des Alters sehr beeindruckend“, fand auch Vater Jürgen Karpenkiel. Auch für solche alten Schätze sei es wichtig, sich für den Erhalt der Kirche stark zu machen.
Im Glockenturm zeigten die Fachleute, wie man beiert, also die Glocken von Hand zum Klingen bringt und so Melodien spielt. Seit 1983 gibt es wieder eine Gruppe in Oedt, die diese alte Kunst ausübt. „Jeder steht an einer Glocke und schlägt auf ein Handzeichen hin den Klöppel an die Wand“, erklärte Ludger Gehnen den Besuchern. Karl Willmen vom Heimatverein hat sich mit der Geschichte der Kirche und der Glocken beschäftigt. Die vier jüngeren Glocken sind 55 Jahre alt. „Die Josefs-Glocke trägt die Inschrift ‚Josef, schütze unsere Arbeit’. Dieser Satz ist heute wieder sehr aktuell“, findet Willmen.
Das Aktionsbündnis lädt ein, am 12. Mai zur GdG-Pfarrversammlung zum Thema Fusion zu kommen. Beginn ist um 19 Uhr in St. Vitus Oedt.