WZ hatte 2017 einen guten Riecher

Wie immer am Ende des Jahres gibt es die Auswertung der Prognosen, die die Redaktion vor gut zwölf Monaten gewagt hat. Einmal lagen wir ziemlich daneben.

Foto: Reimann (2)/Lübke (2)

Kempen. Das ist doch gar nicht so schlecht gelaufen. So ähnlich lautete das Fazit in der Redaktion nach der Auswertung der WZ-Progonosen 2017 für Kempen. Bei drei von vier vorausschauenden Thesen war die WZ nah an der Realität. Nur bei der Zukunft der Kempener Burg ging die Prognose gehörig daneben. Aber lesen Sie doch einfach selbst.

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Wir beginnen dann auch gleich mit der Burg. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent werde die sich die Stadt Kempen 2017 für eine Übernahme des Denkmals entscheiden. So lautete Anfang des Jahres die WZ-Prognose. Ein gutes Jahr später sieht die Lage völlig anders aus. Während Politik und Verwaltung Anfang 2017 noch sehr emotional an dem Thema dran waren, hat sich nun ein wenig Distanz zur Burg aufgebaut.

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In der letzten Ratssitzung des Jahres kamen endlich relativ konkrete Zahlen auf den Tisch. Rund zehn Millionen Euro müsste man ausgeben, um die Festung zum Sitz von Standesamt, VHS und gastronomischem Betrieb umzubauen. Angesichts dieser Summe ist so etwas wie Ernüchterung eingekehrt. Zumal die Stadt Kempen in anderen Bereichen ebenfalls teure Pflichtaufgaben zu erledigen hat: Schulen, Kitas, Rathaussanierung. Die endgültige Entscheidung zur Burg soll nun Anfang Februar fallen. Dann will Landrat Andreas Coenen von der Stadt wissen, ob er mit der Privatwirtschaft verhandeln muss. Mehr dazu in der Prognose 2018, die Sie in den kommenden Tagen in der WZ lesen werden.

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Verknüpft mit dem Thema Burg ist das Archiv. Denn der Auszug des Kreisarchivs in Richtung Dülken ist der Grund für die Zukunftsdebatte um die Burg. Vor rund einem Jahr gab es in Kempen noch laute Stimmen, das Stadt- aus dem Kreisarchiv herauszulösen, um dieses wenigstens in Kempen zu behalten. Wahrscheinlich unter dem Eindruck der tiefen emotionalen Wunde, die die Entscheidung des Kreises Viersen bei einigen Kempenern hinterlassen hatte. Vor allem die SPD stand in der ersten Reihe, wenn es darum ging, die Möglichkeit eines eigenen Stadtarchivs zu prüfen.

Dass es letztlich tatsächlich zur Herauslösung kommt, dafür sah die WZ Anfang 2017 nur eine Fünf-Prozent-Chance. Und damit lag die Redaktion richtig. Eine von der SPD beantragte Kostenanalyse machte frühzeitig deutlich, dass dieses Projekt eine Nummer zu groß war.

Ein Wahrzeichen, das der Eigentümer schon vor einigen Jahren abreißen wollte, ist die Tönisberger Zeche. Inzwischen sind die Gebäude der Anlage zum Teil Denkmäler. Wirklich Bewegung in die Pläne für das Gelände ist aber in diesem Jahr nicht gekommen. Auch hier hatte die WZ einen guten Riecher. Mit 20 Prozent schätzte die WZ die Chancen ein, dass es in diesem Jahr konkrete Pläne bzw. einen Vertrag geben wird.

Weiterhin ist nicht klar, was aus dem Industriegelände werden soll. Beziehungsweise wer sich dieses Großprojekt zutraut. Das Jahr über berichteten die Medien immer wieder über konkrete Verhandlungen zwischen Zechen-Eigentümerin Ruhrkohle AG (RAG) und dem potenziellen Investor aus Krefeld. Ein unterschriebenes Schriftstück gibt es noch nicht. Wie man aus den berühmten gut unterrichteten Kreisen hört, liegt das vor allem an Investor Wolf-Rüdiger Leendertz. Der Spezialist für die neue Nutzung historischer Industriebrachen hat im Laufe des Jahres seine Prioritäten geändert. Ganz oben auf seiner Liste steht das sogenannte Kesselhaus in Krefeld, das er zum Veranstaltungszentrum machen möchte. Da steht Tönisberg erstmal hintenan. Mal sehen, was 2018 passiert.

Auch bei einem St. Huberter Großprojekt lag die WZ mit ihrer Einschätzung gut. Die Rede ist vom Baugebiet unweit der Wackertapp-Mühle. Bei zehn Prozent sah die WZ die Wahrscheinlichkeit, dass 2017 mit der Erschließung des Gebietes begonnen wird. So kam es auch: Bislang ist noch kein Bagger gerollt.

Dass die Planungen weiter zögerlich vorangingen, lag zum einen an Anwohnerbedenken mit Blick auf die Zufahrt und die Entwässerung. Diese sind inzwischen immerhin weitgehend ausgeräumt. Die Stadt musste Kompromisse eingehen, was nun zum Einverständnis geführt. Weitere Fortschritte gab es auch. Jüngst wurden sogar die Straßennamen fürs neue Gebiet festgelegt. In Absprache mit dem Heimatverein sollen die Straßen „Hospitalstraße“ (als Erinnerung an das 1964 geschlossene Antonius-Hospital) und „Am Pielenhof“ (aus dem 17. Jahrhundert) genannt werden. Dann werden auch sicher bald die Bagger für die Erschließung rollen: 2018 hat ja auch zwölf Monate.