Kempen Zähes Ringen um die Zukunft der Fußballplätze

In St. Hubert soll auf einer neuen Fläche ein Kunstrasenplatz entstehen. Gespräche mit Eigentümern geeigneter Flächen sollen schon laufen.

Foto: Lübke

Kempen. Ein Spiel dauert 90 Minuten. Das ist spätestens seit 1954 klar, als der damalige Bundestrainer Sepp Herberger diese Fußball-Floskel in die Welt gesetzt hat. Passend zum Thema dauerte auch die Diskussion im Sportausschuss zur Zukunft der Fußballplätze in St. Hubert und Tönisberg rund 90 Minuten. Anders als bei einem Fußballspiel gab es am Ende jedoch kein konkretes Ergebnis.

In der politischen Debatte steht vielmehr eine Verlängerung an: In einer Sondersitzung im Herbst will die Verwaltung den Fraktionen konkrete Ideen und Zahlen zu möglichen Neubauten von Kunstrasenplätzen in den beiden Kempener Ortsteilen präsentieren.

Fest steht in jedem Fall, dass der St. Huberter Aschenplatz, An Eulen, aufgegeben wird. „Der Platz hat keine Zukunft mehr“, so Dezernent Michael Klee. Er müsste für 300 000 Euro saniert werden. Zudem liege die Fläche in einem Wohngebiet — dieser Zustand sei nicht zukunftsträchtig. Um den Bedarf der St. Huberter Fußballvereine (TuS und FC) zu decken, muss die Stadt an anderer Stelle Kapazitäten schaffen. Zum Beispiel auf dem Rasenplatz an der Stendener Straße, den man in einen Kunstrasen umwandeln könnte, um so mehr Kapazitäten zu schaffen — vor allem im Winter.

Ob dies letztlich zur Deckung des Bedarfs ausreicht, erscheint mehr als fraglich. Deshalb plant Dezernent Klee derzeit den großen Wurf. In St. Hubert soll auf einer neuen Fläche ein Kunstrasenplatz entstehen, umgeben von weiteren Flächen für andere „nicht vereinsorganisierte“ Sportarten. Diese Idee für einen sogenannten Sport-, Bewegungs- und Freizeitpark stammt aus einem Workshop von Politik und Verwaltung.

Das Problem: Die Stadt muss dafür ein geeignetes Grundstück finden. Vergleichbare Projekte — zum Beispiel in Bad Hersfeld — sind nach Angaben von Klee auf Flächen von rund 35 000 Quadratmetern umgesetzt worden. Wer den Grundstücksmarkt kennt, den wird nicht überraschen, dass der Kauf von so viel Land nicht einfach werden wird. Aber: Aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr die WZ am Mittwoch, dass die Stadt sich mit Grundstückseigentümern in guten Gesprächen befindet. Dezernent Klee wollte dies auf Anfrage der WZ nicht kommentieren.

Im Ausschuss am Dienstagabend machte er aber deutlich, dass sein Dezernat sich bis Herbst an eine Grobplanung für so ein großes Projekt in St. Hubert machen will. Parallel will die Stadt die Realisierung von Kunstrasenflächen auf dem St. Huberter Sportplatz, Stendener Straße, und in Tönisberg an der Schaephuysener Straße prüfen. Dort muss der Aschenplatz ohnehin saniert werden — und könnte daher auch zum Kunstrasen werden.

Nach zähem Ringen bekam Klee für diese parallele Grobplanung grünes Licht von den Fraktionen. „Meine persönliche Meinung ist, dass die vorhandenen Spielstätten in St. Hubert und Tönisberg weiterentwickelt werden müssen“, sagte Bernd Fröchtenicht (CDU). Seine Parteifreundin Heike Höltken machte aber deutlich, dass bei allen Planungen auch andere Sportarten nicht vernachlässigt werden dürfen.

Das sah auch Andreas Gareißen (SPD) so: „Wir dürfen die anderen Sportarten nicht vergessen.“ Grundsätzlich wolle die SPD aber die Grobplanungen abwarten, um dann im Herbst eine Entscheidung zu treffen. Ein Gesamtkonzept wünschte sich auch Joachim Straeten (Grüne): „Bei den Kempener Fußballern reden wir von rund 1300 Mitgliedern. Das sind nur vier Prozent der Kempener Bevölkerung.“ Andere Bereiche müssten in der Sportentwicklung berücksichtigt werden — „und zwar losgelöst von einer Diskussion über bestehende Sportstätten“.

Günter Solecki, der für die Linken kein Stimmrecht hat, sondern nur beratendes Mitglied im Sportausschuss ist, machte deutlich, dass die St. Huberter Fußballer „endlich“ an der Reihe seien: „St. Hubert braucht zwei Fußballplätze. Die St. Huberter Fußballer werden inzwischen seit 40 Jahren von der Stadt veräppelt.“ Seitens der FDP gab es im Ausschuss keine Wortmeldung. Von den Freien Wählern Kempen (FWK) war kein Vertreter anwesend.

Unterm Strich hat die Verwaltung nun den Auftrag, die beiden beschriebenen Grobplanungen bis zu einer Sondersitzung des Fachausschusses im Herbst voranzutreiben. „Anhand dieser Ideen müssen wir dann entscheiden, wie es weitergeht“, so Michael Klee. Werden auf den bestehenden Flächen in St. Hubert und/oder Tönisberg Plätze saniert beziehungsweise neu gebaut? Oder gelingt womöglich der große Wurf für einen Sport- und Bewegungspark samt Fußballplatz? Mehr wissen die Beteiligten nach der Verlängerung im Herbst. Oder sogar nach einem Elfmeterschießen. . .