Künstler legt Menschen auf die Straße
Die Kunstaktion „bodies in urban spaces“ von Willi Dorner sorgte am Samstag für ungewöhnliche Szenen in der Innenstadt.
Viersen. Ungewöhnliche Szenen erwarteten Besucher am Samstag in der Viersener Innenstadt. Zahlreiche Menschen hatten sich am Hagelkreuz auf dem Gereonsplatz versammelt, um bei einer Stadterkundung der besonderen Art dabei zu sein. Für das Projekt „bodies in urban spaces“ des österreichischen Künstlers Willi Dorner erklommen Tänzer und Performer vermeintlich vertraute, häufig unscheinbare Plätze in der Stadt — wie Türrahmen, Treppenstufen, Nischen, Straßenlaternen und Verkehrsschilder.
Die Menge der Zuschauer vergrößerte sich stetig. Hatten sich anfangs 50 Interessierte am Gereonsplatz eingefunden, wuchs die Zahl während der Begehung der Stadt weiter. So mancher ließ sich mitziehen, bis schließlich rund 300 Teilnehmer den Akteuren folgten. Und die Besucher waren begeistert: „Eine wunderbare Aktion ist das hier“, fand Bernd Nellesen (75). „Ich hatte mir den Info-Vortrag angehört und bin neugierig geworden. Heute schaue ich mir das mal von Nahem an. Die Akteure haben meine volle Bewunderung. Sie machen das ganz toll! Ich bin sehr beeindruckt.“ Simone Schmidt-Apel (55) war für die Kunstaktion aus Witten nach Viersen gekommen. „Das ist eine spannende Sache und ich bin begeistert. Man sieht die Stadt plötzlich mit ganz anderen Augen. Eine klasse Performance, es hat sich gelohnt, heute hierher zu fahren.“
Judith und Peter Erps, 33 und 37 Jahre alt, sind mit ihren Kindern Arthur (8 Monate) und Johannes (5) gekommen. „Wir finden das eine super Kunstaktion und der Regen hat uns nicht abgeschreckt. Man sieht plötzlich Ecken und Nischen in seiner Stadt, an denen man bisher unbeachtet vorbeigegangen ist. Man wird aufmerksamer für die Details.“ Anne Kersbaum (68) war zunächst skeptisch. „Ich konnte mir nichts darunter vorstellen und fand das Ganze erst ziemlich seltsam. Aber jetzt beim Rundgang sehe ich so viele Dinge, die mir noch nie aufgefallen sind. Ich bin begeistert und froh, doch mitgegangen zu sein.“
Colin Kamberges (8) bewunderte die Leistung der Akteure. „Das ist cool, was die hier machen, und die haben bestimmt lange dafür geübt.“ Marie Goerge (17) hatte sich vorab Videos im Internet angesehen. „Da sah alles so einfach aus. Aber erst jetzt sehe ich die enorme Leistung, die dahinter steckt. Meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen. Eine absolut klasse Aktion.“
Auch Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) gehörte zu den Zuschauern. „Ich bin stolz darauf, dass dieses Kunstprojekt nicht nur in Großstädten der Welt, sondern auch in Viersen stattfindet. Es erinnert mich ein wenig an die Verhüllungsaktionen von Christo. Außergewöhnlich ist es, die Stadt einmal anders wahrzunehmen. Ich finde es interessant zu erleben, dass Kunst und Kultur auch flüchtig sein können, ohne ihren Reiz zu verlieren.“
Mischa Lamerz (24) und Yannick Spies (25) gehörten zu den Akteuren. „Das war sehr anstrengend. Wir haben körperlich, aber auch mental für die Konzentration geübt. Es hat sehr viel Spaß gemacht, für unsere Stadt aktiv zu sein. Außerdem ist es eine tolle Erfahrung, mit den Menschen in Interaktion zu treten und dazu beizutragen, dass das Kulturinteresse geweckt wird.“