Lärmsanierung in Kaldenkirchen und Breyell Schutzwand soll Bahnlärm halbieren
Nettetal. · Zwischen Lötsch und Schwanenhaus errichtet die Bahn Lärmschutzwände auf knapp sechs Kilometern.
In der Ferne fuhr langsam ein Güterzug Richtung Kaldenkirchen. Vom Lärm war am Ausgang der Gesamtschule kaum etwas zu hören. Doch nahe am Bahndamm ging vor allem das Quietschen der Bremsen in die Ohren. Denn der Zug im Bereich des Bahnhofs Breyell musste Gegenverkehr aus Richtung Kaldenkirchen abwarten. Das verursacht zusätzlichen Lärm, den die Anwohner wohl noch ein weiteres Vierteljahrhundert ertragen werden müssen. Denn an einen zweigleisigen Ausbau der Strecke zwischen Dülken und Kaldenkirchen sei wohl erst nach 2040 zu denken, sagte Andreas Tecklenburg von der DB Netz AG bei einer Bürgerversammlung in der Gesamtschule Breyell.
Dass an der seit 1866 freien Strecke überhaupt etwas getan wird, stieß bei den rund 100 Besuchern ungeteilt auf Zustimmung. Für gut 5,4 Kilometer Lärmschutzwände wendet die Bahn 10,5 Millionen Euro auf. Nur über das Wie der Ausführung in manchen Bereichen gab es unterschiedliche Meinungen. Das zeigte sich an eben jenem Quietschen der Bremsen, das nicht in die Lärmermittlung einfließt. Der Lärmschutz wird, wie Tecklenburg erläuterte, nach einem bundesweit einheitlichen Modell berechnet und nicht gemessen: Wie viele Züge fahren täglich, wie laut sind sie? Das führt dann zur Bestimmung der Höhe der Lärmschutzwand: hier zwei Meter, da sogar drei Meter. Zusätzlich legt es fest, an welchen Wohnhäusern die Bahn lärmmindernde Erneuerungen (etwa Dreifachverglasung) fördert.
Mit einer Grafik verdeutlichte Tecklenburg, wie eine Wand den ärgsten Lärm über die Häuser in die Höhe ableitet. Erreicht wird eine Minderung zwischen drei und zehn Dezibel. Bei zehn Dezibel spreche man von einer Halbierung des Lärms. Erreicht werden sollen nachts in Wohngebieten und Kleinsiedlungen höchstens 57 Dezibel.
Eisenmasten müssen oft nachts
in den Boden gerammt werden
Geplant sind deshalb Wände in Lötsch: 297 Meter an der Nordostseite und 254 Meter an der Südwestseite im Bereich der Straßenunterführung, jeweils zwei Meter hoch; in Breyell: 1356 Meter an der Nordostseite von den Kleingärten östlich der Paul-Therstappen-Straße an bis nach Schmaxbruch mit kleiner Unterbrechung am Bahnhof, zwei Meter hoch, 1348 Meter an der Südwestseite ab Beginn der Bebauung Berg bis Ende Bebauung Bieth, zweieinhalb Meter hoch; in Kaldenkirchen: 264 Meter an der Nordostseite in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs, zwei Meter hoch, 1334 Meter an der Südwestseite ab Am Königsbach bis zur Bahnhofstraße, zwei Meter hoch; am Schwanenhaus: 470 Meter an der Südwestseite von An der Kleinbahn bis zum Dellerweg, drei Meter hoch, 121 Meter an der Südwestseite vom Dellerweg bis zur Staatsgrenze, zweieinhalb Meter hoch.
Fußpunkt der Messung ist immer die Schienenoberkante. Die Schutzwände werden in Aluminium ausgeführt, unterhalb der Schienenoberkante wird mit Betonplatten aufgefüllt. Die für die Befestigung der Alu-Teile nötigen Eisenmasten werden in den Boden gerammt. Da dies nur von der Schiene aus bewerkstelligt werden kann, müssen die Arbeiten zu Zeiten stattfinden, wenn die Strecke gesperrt werden kann; das ist meistens nachts. Werden Anwohner dabei zu sehr belästigt, „zahlt die Bahn auch ein Hotelzimmer“, sagte Tecklenburg. Werden Schäden befürchtet, werde vorher ein Gutachten zur Beweissicherung erstellt. Den Beginn der Arbeiten datierte er auf das Jahr 2021. Sie werden voraussichtlich ein Jahr dauern.
Unter den Anwohnern am Schwanenhaus ist die Lage der Schutzwand umstritten. Sie rückt dort vom zweigleisigen Schienenstrang ab und schließt auch das Ausziehgleis des Railterminals mit ein, von dem aus Güterzüge ins DB-Schienennetz geschoben werden – mit oft langer Lärmbelästigung mitten in der Nacht. Bei der neuen Lage wird der Lärm von der durchgehenden Strecke nicht so stark gemindert.