Svenja Gelshorn Die neue Notarin von Nettetal

Nettetal · Sie ist erst 36 Jahre alt und als Frau in der Männerdomäne Notariat die große Ausnahme. Die neue Nettetaler Notarin Svenja Gelshorn hat einiges auf dem Kasten. Wir stellen sie vor.

Svenja Gelshorn ist die neue Notarin in Nettetal.

Foto: Farina Renegade

Von Sigrid Blomen-Radermacher
„Der Notarberuf ist ein Beruf, bei dem man ganz nah am Menschen und seinem Schicksal ist.“ Genau das ist es, was Svenja Gelshorn möchte. Seit dem 1. Februar dieses Jahres arbeitet die 36-Jährige als Notarin in Lobberich. „Das ist eine schöne Region und die Nettetaler sind so sympathisch und locker. Ich kann mit ihnen in einer sehr entspannten Atmosphäre arbeiten.“ Svenja Gelshorn ist eine freundliche und sehr zugewandte Frau - und der einzige Notar in Nettetal. Als Frau ist sie sowieso eine Ausnahme. „Der Notarberuf ist eine Männerdomäne“, erklärt sie, „obwohl mehr Frauen als Männer Jura studieren.“

Svenja Gelshorn ist in Düsseldorf geboren, ihre Mutter ist Betriebswirtschaftlerin, ihr Vater führte eine Hausarztpraxis. Svenja Gelshorn wusste schon während ihrer Schulzeit, dass sie Jura studieren würde. Ihre Patentante war Rechtsanwältin – vermutlich das Vorbild für die Berufswahl. Aber: „Ich habe mir gar nicht so viele Gedanken gemacht“, erklärt Gelshorn lachend, „die Entscheidung war einfach da.“ Sie könne gut argumentieren, liebe die deutsche Sprache und arbeite geordnet und strukturiert, so beschreibt sie sich – gute Voraussetzungen für eine Juristin, wie sie findet. Das Studium, das sie in Münster absolviert hat, war hart, aber es lag ihr und machte ihr Spaß. Sie wählte den Schwerpunkt Wirtschaftsstrafrecht.

Nach dem Ersten Staatsexamen promovierte Svenja Gelshorn über „Korruption im Gesundheitswesen“. Im Anschluss an die Promotion folgte das Referendariat, bei dem sie unter anderem in die Arbeit am Landgericht, der Staatsanwaltschaft und der Verwaltung eingeführt wurde. Eine Station absolvierte sie in einer Anwaltskanzlei. Drei Monate verbrachte Svenja Gelshorn in diesem Zusammenhang auch auf dem Generalkonsulat in New York. Ihre erste Stelle war die einer Anwältin in einer Düsseldorfer Großkanzlei, „ein typischer Berufsstart“, sagt Gelshorn. Danach entschied sie, Notarin zu werden.

Das Notariat am Postweg existiert schon seit etwa 40 Jahren, in den letzten zehn Jahren war Gerd Dedekind dort tätig. Nun befasst sich Gelshorn an diesem Ort mit dem „bunten Strauß an Aufgaben“. Dazu gehören Kaufverträge für Immobilien, Übertragungsverträge, die nötig werden, wenn etwa Eltern ihren Kindern vorab ihr Haus vermachen möchten. Testamente werden ebenso aufgesetzt wie Generalvorsorgevollmachten. Eheverträge werden geschlossen und das Gegenteil, die Scheidungsfolgenvereinbarungen formuliert. Die Gründung eines Vereins oder einer Firma stehen an oder die Beantragung eines Erbscheins. Besondere Freude hat Gelshorn daran, Testamente, Erbverträge sowie Übertragungsverträge zu formulieren. Denn dabei „geht es nicht nur darum, eine den Familienfrieden auf Dauer wahrende Regelung zu finden. Sondern wir müssen auch steuerliche und sozialrechtliche Aspekte im Blick haben.“ Ansonsten drohe nicht selten angesichts der steigenden Immobilienpreise eine erhebliche Erbschaftssteuer. Das kann, so Gelshorn, durch einen guten Erb- oder Übertragungsvertrag vermieden werden.

Alle Menschen, die eine Notarin brauchen, dürfen in den Alten Postweg kommen oder, wenn es der gesundheitliche Zustand erfordert, Svenja Gelshorn um einen Hausbesuch bitten. Die Notarin selbst dagegen darf nur in den Grenzen des Amtsbezirks Nettetal tätig werden. Das regelt die Justizverwaltung. Diese legt auch fest, wie viele Notare es in einem Amtsbezirk geben darf. Für Nettetal gilt die Zahl Eins.
„Ein Sprung ins kalte Wasser“ war der Start in die Notariatsarbeit in Nettetal nicht, sagt Gelshorn. Vier Jahre lang hat sie als Notarassessorin gearbeitet, bevor sie zur Notarin ernannt wurde. Sie hat damit das juristische Handwerk und alle nötigen Schritte erlernt. In dieser Zeit arbeitete sie außerdem als Berufsschullehrerin für Notarfachangestellte.

Zum ersten Mal selbstständig zu sein, bringt neue Herausforderungen mit sich. Beispielsweise die der Personalführung. Gelshorn hat 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit. „Ich möchte eine gute Chefin sein“, sagt sie – und das lernt man nicht im Jurastudium. Es ist ein „learning by doing“, aber: „Ich krieg’s gut hin, glaub‘ ich.“

Ihr Beruf, so Gelshorn, bringe eine große Verantwortung mit sich, die zu tragen sie gerne bereit ist. Denn sie kann den Klientinnen und Klienten aus ihrem juristischen Wissen heraus in ihren jeweiligen Anliegen „Dinge vorgeben, die ich für wichtig halte“. Aber, und das ist von Bedeutung: „Der Wille der Klienten geht vor.“ Gelshorn sieht einen wichtigen Bereich ihrer Tätigkeit darin, die Menschen zu beraten, zu sagen, was sinnvoll ist, Hilfestellung zu geben und vor allem, die juristische Sprache zu übersetzen, die für Laien oft nicht verständlich ist. „Das ist eine Herausforderung“, erklärt sie.

Svenja Gelshorns Arbeitstage sind lang. Zurzeit können sie zehn Stunden erreichen. Aber die Wochenenden hält sie sich frei, um mit ihrem Partner und ihrem großen Freundeskreis und der Familie Zeit zu verbringen. „Das ist das Schönste“, sagt sie. Und wenn die Zeit es erlaubt, treibt sie Sport, geht in die Oper, ins Theater.