Pilotprojekt in Lobberich Ein zweites Leben für Blumenzwiebeln

Nettetal-Lobberich · Pilotprojekt läuft auf dem Friedhof Lobberich: Verblühte Blumenzwiebeln werden nicht weggeworfen, sondern gesammelt und wieder eingepflanzt. Jeder kann mitmachen.

Vera Thelen von den Grünen, Heike Meinert, Betriebsbereichsleiterin Stadtgrün, und Klaus Peter Ziegler vom Imkerverein Nettetal (v.l.n.r.) hoffen auf Blumenzwiebel-Spenden.

Foto: Bianca Treffer

Wer den Friedhof in Lobberich an der Eremitenstraße besucht, dem sind sie sicherlich schon aufgefallen. Die Rede ist von den schwarzen Körben, die an den Gittersammelbehältern für die auf dem Friedhof anfallenden Grünabfälle montiert sind. „Rettet die Blumenzwiebeln - helft den Insekten!“ ist an den ebenfalls angebrachten Infoschildern zu lesen. Die Stadt Nettetal hat ein besonderes Projekt an den Start gebracht und ist damit zu einem Vorreiter im Kreis Viersen geworden.

Sie ruft die Bürger dazu auf, verblühte Blumenzwiebeln von den Gräbern nicht in den Kompost zu werfen, sondern in die neue Sammelbox. Der Hintergrund: Die gesammelten Blumenzwiebeln sollen ein zweites Leben erhalten. „Oft ist es so, dass die Zwiebeln, wenn sie verblüht sind, im Grünabfall landen, weil die Bürger keine weitere Verwendung für sie haben“, so Heike Meinert, Betriebsleiterin Stadtgrün. Sie schmückten eine Grabschale, sorgten für bunte Farbtupfer auf den Gräben und kommen weg, wenn sie ausgeblüht sind. „Die Blumenzwiebeln könnten doch wieder eingepflanzt werden und erneut als Nahrungsquelle für Insekten dienen“, so Meinert.

Mit dem Grabschmuck kann so auch ein wertvoller ökologischer Beitrag zum Insektenschutz geleistet werden. Die Zwiebel sind, wenn sie erneut eingepflanzt werden, im kommenden Frühling eine erste Nahrungsquelle für die früh fliegenden Insekten. „Wildbienen fliegen schon bei Temperaturen unter zehn Grad. Die Honigbiene geht erst ab Temperaturen über zehn Grad auf Tour“, sagt Klaus Peter Ziegler vom Imkerverein Nettetal, dem die Frühblüher besonders am Herzen liegen.

Den Anstoß zu dem Ganzen gab Vera Thelen von den Grünen. „Ich hatte im Sommer des vergangenen Jahres von einem solchen Projekt in einer anderen Stadt gelesen und fand die Idee einfach nur gut. Ich habe Frau Meinert angesprochen, die ebenfalls begeistert war“, erzählt Thelen. Gemeinsam fasste man den Entschluss, den Imkerverein Nettetal mit ins Boot zu holen. Ziegler war sofort mit von der Partie. Im Herbst trafen sich die Drei, um alles in die Wege zu leiten. Das Projekt wurde unter anderem im Ausschuss der Stadt Nettetal in Form einer Mitteilung vorgestellt, wo es positiv zu Kenntnis genommen wurde.

Thelen, Meinert und Ziegler entwarfen den Text und die Form für das Informationsschild. Dann war Warten angesagt, denn der Herbst ist nicht die typische Blumenzwiebelzeit auf dem Friedhof. Die kommt erst mit dem Frühjahr, wenn die Bürger Schalen mit Krokussen, Narzissen, Traubenhyazinthen, Schneeglöckchen und Co bepflanzen, um gerade rund um die Osterzeit etwas Farbe auf die Gräber zu bringen. „Wir haben derweil die Körbe aufbewahrt, in denen die Blumenzwiebeln für die Stadt Nettetal beim Bauhof angeliefert werden, um sie als Sammelkörbe zu nutzen“, sagt Meinert. Die Körbe wurden nun samt den Infoschildern an den Grünabfallbehältern angebracht. Es handelt sich um die Behälter an den Eingängen an der Düsseldorfer- und der Eremitenstraße sowie am Caudebec Ring. Ein jeder kann die Blumenzwiebeln dort in die Körbe legen. Das gilt nicht nur für Blumenzwiebeln von den Gräbern. Auch Zwiebeln vom heimischen Balkon und der Terrasse dürfen in die Sammelkörbe wandern.

„Was im Korb liegt, darf auf der anderen Seite aber auch jeder Bürger mitnehmen und daheim einpflanzen. Hauptsache ist schließlich, dass die Zwiebeln nicht im Schredder landen, sondern wieder in die Erde kommen und so etwas für den Artenschutz getan wird“, sagt Thelen. Was nicht mitgenommen wird, sammeln die Mitarbeiter der Stadtverwaltung vom Grünflächenamt ein, um es im Herbst an anderer Stelle einzusetzen. Auf diesem Weg kann künftig vielleicht manch zusätzliches buntes Beet entstehen, das sowohl Insekten Nahrung bietet als auch das Stadtbild verschönert.

Das Ganze ist eine Testphase. Sollte sich der Modellversuch bewähren, werden ab dem kommenden Jahr auch auf den anderen Friedhöfen entsprechende Sammelkörbe aufgestellt. „Im Idealfall wird jeder Grünabfallbehälter einen solchen Sammelkorb tragen“, sagt Meinert. In Nettetal gibt es insgesamt acht Friedhöfe, von denen sich sieben in städtischer Hand befinden. Alle Beteiligten sind nun gespannt, wie das Pilotprojekt angenommen wird.