Fast 600 000 Euro Gewinn
Die Bilanz der Nettetaler Klinik ist überaus positiv. Doch Nachwuchs-Ärzte haben Vorbehalte gegen den ländlichen Standort.
Nettetal. Fischgeruch auf dem Flur, Geschirr-Geklapper aus der Küche des Nette-Bistros, gewichtige Worte im Seminarraum nebenan: Lebhaft ging’s zu im Untergeschoss des Städtischen Krankenhauses, als die Klinik-Chefs ihre Jahresbilanz vorstellten. „Unsere neue Cafeteria, das Nette-Bistro, kommt sehr gut an“, verkündete Geschäftsführer Jörg Schneider. Doch das war nur ein Nebenaspekt in einer Bilanz, die geprägt ist von stolzen Zahlen und Erfolgen, aber auch von einigen Sorgen.
Gewinne allenthalben: „Die Ergebnisse im Geschäftsjahr 2010 sind wirklich sehr positiv“, fasste Schneider zusammen. So erwirtschaftete das Krankenhaus über eine halbe Million Euro Überschuss, das Gesundheitszentrum Nette-Vital über 50 000 Euro und selbst die GS-Service GmbH trotz des teuren Neubaus des Nette-Bistros noch 3500 Euro. Und das alles, so Schneider, trotz „schwieriger Rahmenbedingen“ wie Zurückhaltung bei den Leistungen der Krankenkassen durch gesetzliche Vorgaben.
Während andere Kliniken im ländlichen Raum wie das Kempener Hospital schwächelten, habe sich in Lobberich das Prinzip bewährt, neben der Grundversorgung der Patienten auf Spezialisierung zu setzen: „In unser zertifiziertes Darmzentrum kommen Patienten auch aus den großen Städten.“
In Medizinerkreisen hingegen gelte der ländliche Standort nach wie vor als Nachteil. Pflegedienstleiter Norbert Peffer: „Es ist schwierig, guten ärztlichen Nachwuchs zu bekommen.“ Dabei gelte das Krankenhaus auch als vorbildlich in der Zusammenarbeit der Fachärzte, etwa in der regelmäßigen Tumorkonferenz.
Immerhin: Die Nachfragen von niedergelassenen Fachärzten aus der Region, die sich im Krankenhaus einmieten möchten, häufen sich laut Peffer. Doch dafür fehlt es im Krankenhaus an Platz — noch: „Wir wollen ein fünftes Obergeschoss aufbauen, in das der größte Teil der Verwaltung umzieht“, kündete Schneider an. Geplant sei ein Hochbau in Leichtbauweise. Und zusätzlich zur bereits installierten Photovoltaik-Anlage solle ein Blockheizkraftwerk für Energieeinsparungen sorgen. „Die Überschüsse werden eben neben der Bildung von Rücklagen voll ins Krankenhaus investiert“, erklärte Schneider.