Günstige Böller: Holländer stürmen Nettetaler Supermärkte

In den Lidl- und Aldi-Filialen in Kaldenkirchen machen Niederländer einen Großteil der Kunden aus.

Foto: Joachim Burghardt

Nettetal. Überall gelbe Nummernschilder, kaum ein weißes war auf dem Parkplatz der Aldi-Filiale in Kaldenkirchen zu entdecken: Hunderte niederländische Kunden stürmten am Montag und Dienstag den Supermarkt, schoben Einkaufswagen voller Silvesterfeuerwerk zu ihren Autos. „Feuerwerke sind hier viel billiger als bei uns“, freute sich Dominik K. aus Helden bei Venlo.

„Winkelwagentje gebruiken“: Einkaufswagen benutzen! Zweisprachig war der Verkauf geregelt. Nötig wär’s kaum: „Die meisten niederländischen Kunden sprechen Deutsch“, berichtete Regionalverkaufsleiterin Karin Evers. „Erfahrungsgemäß bleibt alles ruhig, es gibt kein Gedränge, seit wir den Verkauf des Feuerwerks besonders geregelt haben“, fügte sie hinzu.

Supermarkt-Kunde

Auf Stehtischen vor den Tiefkühlregalen lagen Bestellscheine für Feuerwerkskörper aus, vom „Hunan China-Knall-Sortiment“ für 1,99 Euro bis zur „Panama 79-Schuss-XXL-Modern-Colour-Star-Batterie“ für 29,99 Euro. Das „Premium-Familien-Sortiment“ trug den Namen „Berlin“; als „Maxi Star“ firmierten die Packungen mit „Super-Riesenwunderkerzen“.

Manche Kunden diskutierten untereinander, einer bat eine Aldi-Mitarbeiterin um einen Kugelschreiber, ein junger Vater fragte per Handy zu Hause, ob er „de ‚Riesenwunderkerzen’ voor de kinderen“ kaufen soll.

Ein Junge drängelte seinen Vater, noch mehr „Screaming Grizzly“ zu nehmen, doch vier Packungen dieser „Heuler-Power-Batterie“ schienen dem Mann genug: „Welletjes!“ Am Tor zum Lager nahmen Aldi-Mitarbeiter Einkaufswagen mit Bestellscheinen an, füllten die Wagen im Eiltempo: „Vuurwerk in ontvangst nehmen“ — Feuerwerk entgegennehmen!

Seit sechs Uhr morgens machen alle Jahre wieder Niederländer „wohl mehr als 90 Prozent der Kunden aus“, schätzte Evers. Wie viele tausend Kunden kamen, welche Mengen Feuerwerk verkauft wurden, um wie viele Mitarbeiter das Personal aufgestockt war, damit rückte sie nicht raus: „Wir geben grundsätzlich keine Zahlen bekannt.“

Nur in dieser Filiale von Aldi-Süd und vielleicht noch in Kranenburg bei Kleve sei der Ansturm niederländischer Kunden vor Silvester so groß: „Darum die Sonderregelung.“ Ähnlich handhabt in Kaldenkirchen Lidl gegenüber den Verkauf. Schon an der Eingangstür wiesen Plakate auf den Sonderverkauf hin.

Die wenigen deutschen Kunden bei Aldi nahmen die Schlangen an den Kassen gelassen. „So viele Holländer“, staunte eine Leutherin auf dem Parkplatz und lobte: „Alle sind freundlich, einer hat mir Mineralwasser in den Wagen gehoben.“ Ein Rentner hingegen schüttelte den Kopf: „Das ist ja eine Invasion, das wird aber eine Knallerei in Venlo!“

Stolze Beträge wurden an den Kassen fürs Feuerwerk bezahlt, 150 Euro hier, 270 Euro da. „Wir feiern Silvester mit 20 Mann, der Betrag wird geteilt“, meinte ein Niederländer, der über 60 Kilometer von Eindhoven hergekommen war. Wie manche andere wollte er seinen Namen nicht nennen: „Wir wissen ja nicht, ob alles Feuerwerk bei uns legal ist.“ Ein Landsmann deutete an, manche Knallerei aus Deutschland sei in den Niederlanden nicht erhältlich, weil dort möglicherweise nicht genehmigt.

Mittlerweile belud Dominik K. mit Kindern und Freunden seinen Van mit Knallkörpern und strahlte: „Wir haben viel Geld gespart und freuen uns auf die Silvesterfeier.“