Theater unterm Dach „Auf der Bühne brennen wir für das, was wir tun“

Interview | Nettetal · Gründungsmitglied Fabian Matussek über die Geschichte und das Erfolgsgeheimnis des Theaters unterm Dach.

Fabian Matussek als Edward der Hamster, inmitten von seinen Routinen und Hamsterrädern.

Foto: Foto: Matussek/Matussek

Seit bald 35 Jahren lockt das Nettetaler Amateurtheater Theater unterm Dach (TuD) die Zuschauerinnen und Zuschauer ins Theater. Derzeit laufen die Proben für die Stücke der neuen Spielzeit. Fabian Matussek ist Gründungsmitglied, verantwortlich für Bühne, Requisiten, Presse und Öffentlichkeitsarbeit und beantwortet Fragen zu Spielern, Stücken und dem Erfolgsgeheimnis des Theaters.

82 Inszenierungen in über 30 Jahren mit 431 Aufführungen und immer vollbesetzten Stuhlreihen: Wie erklären Sie sich den Erfolg ihres Theaters?

Fabian Matussek Wir haben einen hohen Anspruch an unser Spielen. Natürlich sind wir ein Amateurtheater, aber eins auf hohem Niveau. Wer bei uns mitmachen möchte, muss schon Talent haben. Vor allem aber sind wir ein eingespieltes Team von mittlerweile rund 20 Männern und Frauen, das sich seit Jahren gut kennt, denn viele von uns sind ja von Anfang an dabei. Sie sind ausgeflogen aus Nettetal, haben auswärts studiert und gearbeitet, aber zum Theaterspielen kamen und kommen sie immer wieder zurück. Wenn wir auf der Bühne stehen, dann brennen wir für das, was wir tun. Und die Menschen, die zu uns kommen und uns sehen, haben Spaß, weil sie merken, dass wir Spaß haben. Alle arbeiten mit großem Engagement und Leidenschaft – als Ehrenamtler.

Wie ging es los mit dem Theater unterm Dach?

Matussek Heinz Roskothen leitete mit großem und hohem privaten Engagement die Theater-AG am Werner-Jaeger-Gymnasium. Zu ihr gehörten Jürgen Hühnerbein, Ralf Pastors, Bernhard Kelzenberg und einige der ersten Stunde. Sie beschlossen die Gründung der Theatergruppe, die 1991 in die Vereinsform überführt wurde. Mit der Vereinsgründung wurde die Grundlage gelegt, das Theater kalkulierbar zu unterhalten. Aus den Eintrittsgeldern können wir notwendige Investitionen finanzieren. Schon in der Gründungsphase, 1990, wurde das erste Stück, nämlich „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert, aufgeführt. Dass es den Theaterverein fast 35 Jahre später noch geben würde, damit hätten keiner zu rechnen gewagt. Roskothen, der letztes Jahr starb, hat bis zuletzt mit großer Begeisterung unsere Aufführungen besucht. Wir erkannten ihn immer an seiner eigentümlichen Lache. Die machen wir heute noch nach.

Das sogenannte „Theater unterm Dach“ befindet sich in einem ebenerdigen Pavillon. Was hat es mit dem Namen auf sich?

Matussek In den ersten sechs Jahren unseres Bestehens durften wir den Raum im Dachgeschoss der Stadtbücherei Nettetal in Breyell für unsere Aufführungen nutzen. Nach dem Neubau des Werner-Jaeger-Gymnasiums wurde der aufgestellte provisorische Pavillon obsolet. Harald Post und Peter Ottmann ist es zu verdanken, dass er nicht abgerissen, sondern uns – gegen Miete – überlassen wurde. Aus den sechs Klassenzimmern haben wir in Eigenarbeit den Bühnen- und Requisitenraum, die Garderobe, den Eingangsbereich gestaltet. 1997 wurde zum ersten Mal dort gespielt.

Was erwartet die Gäste in der nächsten Spielzeit?

Matussek Ein bunt-gemischtes Programm. Es ist ja so, dass wir durchaus Komödien spielen, aber auch das ernsthafte Fach beliefern. Wir starten mit einer Wiederaufnahme: Das Einmannstück „Ein ganz gewöhnlicher Jude“ von Charles Lewinsky hat Axel Dammer schon 2014 inszeniert. Es geht um einen jüdischen Journalisten, der eingeladen wird, an einer Schule einen Vortrag darüber zu halten, wie es ist, als Jude in Deutschland zu leben. Er arbeitet sich an einem Brief ab. Was er schreibt, lässt einem den Atem stocken. Das Stück ist gerade hochaktuell. Wir spielen während der Interkulturellen Woche und führen das Stück in der Alten Kirche Lobberich auf. Die Einnahmen einer der Aufführungen spenden wir einem lokalen Verein, der sich um Integration kümmert. Im November folgt dann die Screwball-Komödie „Room-Service“ von Allen Boretz und John Murray. Da geht alles immer wahnsinnig schnell und es ist auf hohem Niveau extrem lustig. Da muss man nicht nur seinen Text kennen, sondern auch wissen, wann man welche Türen aufreißt. In dem Stück spiele ich auch noch einmal eine Rolle, darauf freue ich mich. Im Frühjahr 2025 wird es eine weitere Inszenierung geben, aber welche das sein wird, wird noch nicht verraten.

Welche Rolle spielt das Jugendtheater?

Matussek Das Jugendtheater hat es schon vor Jahrzehnten unter Jürgen Hühnerbein gegeben, wir haben es nun wieder aufleben lassen. Frederik Derendorf und Axel Dammer leiten es. Rund 20 junge Menschen sind dort mit großer Begeisterung und hohem Engagement tätig. Wir übernehmen sie gerne, wenn sie 18 Jahre alt sind und Talent besitzen. Das Jugendtheater bringt im März einen Klassiker der englischen Literatur auf die Bühne: „Das Gespenst von Canterville“, eines der schönsten komödiantischen Werke von Oscar Wilde. Den jungen Schauspielerinnen und Schauspielern fällt es schwer, nicht selbst über sich zu lachen, das müssen sie erst lernen.