Johann Peters aus Nettetal Der Rheinländer, der das Westfalenlied komponierte
Nettetal · Es war ein Mann aus Breyell, der den Westfalen vor mehr als 100 Jahren die Musik zum Westfalenlied lieferte. Johann Peters ist nun in seine Heimat zurückgekehrt – in Form eines Gemäldes, das in der Bibliothek hängt – neben dem seiner Gattin.
Auguste Peters schenkt dem Betrachter ein zaghaftes Lächeln, ihr Gatte Johann blickt schon etwas ernster drein. Begegnen kann man dem längst verstorbenen Paar jetzt auf Porträts im Lyrik-Raum der Nettetaler Stadtbücherei in Breyell. Rolf Ingenrieth und Günter Cox von der Gruppe Breyell Kultur digital erinnerten bei einer Feierstunde an den in Breyell geborenen Komponisten Johann Peters (1820-1870). Anlass war die Übergabe von vier großformatigen Ölgemälden mit Darstellungen von Johann Peters und seiner Ehefrau Auguste geb. Clef, sowie seiner Eltern Christian und Christiane Peters durch die Nachkommen. Diese wurden von Ur-Ur-Enkel Martin Peters und dessen Mutter Angelika vertreten.
Bereits 2001 hatte die Familie die Nachlässe ihres Ur-Ur-Großvaters Johann Peters und dessen Sohnes Moritz Peters (1863-1934) an den damaligen Kulturdezernenten Prof. Leo Peters – nicht verwandt mit dem Komponisten – übergeben. Nun folgte die Übergabe der großformatigen Ölgemälde an die Bibliothek. Martin Peters dankte im Namen der Familie, dass die Bilder einen würdigen Platz in der Stadt Nettetal und im Geburtsort des Komponisten, Breyell, gefunden haben. Auch die Initiatoren Rolf Ingenrieth und Günter Cox sowie Leo Peters und Bürgermeister Christian Küsters gingen in Ansprachen auf das Leben und Wirken des Komponisten ein. Zwei Filme mit Erläuterungen sowie ein Film von 1935 von der „Johann Peters-Gedächtnisfeier“ rundeten die Feier ab.
Johann Peters stammt aus Breyell, wo er 1820 in einem kleinen Haus an der Haag-Straße geboren wurde. Später wurde das repräsentativere frühere Rathaus, die heutige Stadtbücherei, als sein Geburtshaus angegeben. Er war der Sohn des wohlhabenden Breyeller Tuchhändlers Christian Peters. Als 15-Jähriger besuchte er die Höhere Bürgerschule in Köln, um später das elterliche Geschäft zu übernehmen.
Doch das Interesse des jungen Mannes galt der Musik. Daher brach er die schulische Ausbildung ab und wurde Musiker, widmete sich Geige und Bratsche. Er gehörte er unter anderem dem Städtischen Kölner Orchester, dem sogenannten „Kölner Quartett mit Violinen und Bratschen“, der Dom-Kapelle und der in den 1860-er Jahren bekannten Gertrudenhofkapelle an. Später wurde er auch als Dirigent und Chorleiter zahlreicher Kölner Orchester und Musikvereine bekannt.
Privat fand Johann Peters sein Glück bei der Kölnerin Auguste Clef, die er 1845 heiratete. Der Ehe entsprossen zwölf Kinder, von denen sieben bereits im Kindesalter starben. Doch schon im Alter von nur 50 Jahren verstarb Johann Peters 1870 in Köln. Vom Komponisten Johann Peters sind nur das Rheinlied „Strömt herbei, ihr Völkerscharen“ sowie das als „Westfalenlied“ bekannte „Ihr mögt den Rhein, den stolzen preisen“, überliefert. Andere Werke, die laut einiger Schreiben vorhanden waren, sind verschollen.
Über die Entstehung des Rheinliedes, ein früher im Rheinland unverzichtbarer Bestandteil jeder Feier, wird berichtet, dass der Wirt des Kölner Gürzenich ihm auf die Klage, dass man immer nur die gleichen Lieder singen müsse, einen abgerissenen Zettel mit dem Gedicht von Otto Julius Inkermann gebracht hätte. Daraufhin habe sich Peters an das Klavier gesetzt und die Melodie erstellt, die später populär wurde.
Ähnlich entstand die Melodie des Westfalenliedes. 1869 erstellte der Dichter Erich Rittershaus auf das Bedauern seiner Freunde, dass „bisher noch kein Dichter das Westfalenland im Lied verherrlicht habe“, ein Gedicht. Dieses wurde im gleichen Jahr mit der von Johann Peters komponierten Melodie als „Westfalenlied“ weithin bekannt und wird noch heute dort gesungen.
In der Gemeinde Breyell gedachte man bereits mehrfach des Komponisten Johann Peters. Schon 1891 enthüllte man aus Anlass des Silberjubiläums des MGV „Liedertafel“ am Rathaus eine Gedenktafel. Diese wurde 1935 im Rahmen der „Johann Peters Gedächtnisfeier und des niederrheinischen Sängerfestes“, das in Breyell mit über 4.000 Musikern und weiteren Tausenden Besuchern gefeiert wurde, durch die heutige am Rathaus angebrachte Tafel ersetzt.