Notunterkunft Alte Hauptschule wird Notunterkunft für Geflüchtete

Nettetal · Das ehemalige Schulgebäude an der Buschstraße soll mittelfristig Platz für bis zu 100 Menschen bieten.

 Die ehemalige Hauptschule an der Buschstraße in Kaldenkirchen.

Die ehemalige Hauptschule an der Buschstraße in Kaldenkirchen.

Foto: Stefanie Keisers

In der ehemaligen Hauptschule an der Buschstraße in Kaldenkirchen soll eine Notunterkunft für Geflüchtete eingerichtet werden. Das bestätigte am Mittwoch Nettetals Erster Beigeordneter Andreas Rudolph: „Wenn es gut läuft, können wir noch innerhalb dieses Jahres mit der Belegung beginnen.“

Der Bedarf sei groß. Die Stadt verfügt derzeit über 658 Unterbringungsplätze. Gut 86 Prozent davon sind belegt. „Das klingt, als sei noch Platz, aber die Auslastung liegt hart an der Grenze. Es ist sehr, sehr voll“, erklärt Lara Lutz, Sachgebietsleiterin für Soziale Betreuung, Asyl und Wohnungslose. Die freien Plätze erklärten sich teils dadurch, dass eben nicht in jeder Wohnung die maximal mögliche Personenzahl lebt.

Zudem müsse man in den kommenden Monaten mit noch mehr Geflüchteten rechnen. 40 bis 50 weitere Menschen könnten Nettetal schon kurzfristig vom Land zugeteilt werden, sagt Rudolph. „Und ich rechne wieder mit einem heißen Herbst.“

Langfristig will man in Nettetal darum rund 400 zusätzliche Unterbringungsplätze für Geflüchtete einrichten. Ziel sei es, dazu mehrere große und stadteigene Unterkünfte zu schaffen, so der Beigeordnete. Neben dem Umbau in der Kaldenkirchener Hauptschule, beginnt die Stadt darum in diesen Tagen auch ein Bauprojekt in Breyell an der Von-Waldois-Straße. Gegenüber der Gesamtschule soll eine Unterkunft für bis zu 60 Geflüchtete entstehen. Für weitere Neubauten sucht die Verwaltung noch nach geeigneten Grundstücken.

Derzeit hat die Stadt Nettetal viele verschiedene Immobilien zur Unterbringung von Geflüchteten gemietet. „35 Anmietungen sind es aktuell, darunter auch viele kleine Wohnungen in Privathaushalten“, so Rudolph. Das sei ein „Verwaltungswahnsinn“ – und berge viele Unsicherheiten, da die Mietverhältnisse auch immer mal wieder gekündigt werden. „So stagniert derzeit insgesamt die Zahl der Plätze und das besorgt mich.“

Politik und Verwaltung sind sich einig, dass man schrittweise die angemieteten Objekte durch bedarfsgerechte eigene Immobilien ersetzen will. Eine entsprechende Planung der Stadt wurde bereits im März im Sozialausschuss einstimmig beschlossen. Doch Neubauten brauchen Zeit. Das Projekt an der Von-Waldois-Straße könnte mit Glück in zweieinhalb bis drei Jahren fertig sein, hofft Andreas Rudolph. „Auch die frühere Hauptschule am Hoverbruch war als Option im Gespräch.“ Doch das alte Schulgebäude in Lobberich stehe schon zu lange leer und sei nicht nutzbar.

Ganz anders die Hauptschule in Kaldenkirchen: Diese wurde zuletzt von einer Kita genutzt, auch einige Fraktionsbüros sind dort untergebracht. An der Küchensituation müsse noch gearbeitet werden, sagt Rudolph, ebenso an den Versorgungsleitungen und Fluchtwegen, und natürlich werden noch Möbel gebraucht. Aber bis Jahresende könnten vielleicht im Erdgeschoss die ersten 30 Geflüchteten wohnen.

Langfristig sollen es an der Buschstraße bis zu 100 Plätze werden. Der Standort soll als Notunterkunft dienen, an dem die Menschen bestenfalls nur ein paar Wochen bleiben, bis sie in richtige Wohnungen umziehen. Und sobald der Neubau in Breyell fertig ist, soll dieser bevorzugt belegt werden.

„Die Hauptschule soll eine Grundausstattung bekommen und als Unterkunft schnell hoch- und runtergefahren werden können“, sagt der Beigeordnete. Das Gebäude werde so irgendwann als Back-up dienen bei hoher Flüchtlingsbelastung – und bestenfalls zeitweise auch mal nicht benötigt werden.

Den Standort des Hauptschulgebäudes in unmittelbarer Nachbarschaft zu Schulen, Schwimmbad und einer Kita sieht man bei der Stadt als Chance: „Es ist ein sehr integratives Umfeld und wird Synergieeffekte mit den Schulen und Kitas ermöglichen“, sagt Rudolph. Zudem wolle man die Einrichtung intensiv durch soziale Arbeit betreuen.

„Ich verstehe natürlich auch, wenn sich Anwohner Sorgen machen.“ Jedoch habe man andernorts bereits positive Erfahrungen gesammelt. Die Lage rund um die Notunterkunft in der Turnhalle Süchtelner Straße in Lobberich sei reibungslos, die Menschen im Umfeld seien zufrieden. „Es ist unser höchster Anspruch, dass dies auch so bleibt. Und das Umfeld an der Süchtelner Straße ist sehr vergleichbar mit dem in Kaldenkirchen“, sagt Rudolph mit Blick auf eine Grundschule und eine Kita in der Nachbarschaft.

Zudem setzt die Verwaltung auf die anhaltende Hilfsbereitschaft der Nettetaler. „Das Ehrenamt ist der Kitt, der die Stadt zusammenhält“, sagt Lara Lutz. „Wir haben eine tolle Kooperation mit der Flüchtlingshilfe  und die Hilfsbereitschaft ist in Nettetal weiterhin enorm.“