Stefan Voormans aus Lobberich Nettetaler auf Benefiztour mit dem Handbike durch Indien

Lobberich · Stefan Voormans ist seit einem Motorradunfall querschnittsgelähmt. Das hält den Lobbericher aber nicht davon ab, sich Herausforderungen zu stellen. Kürzlich war er wieder mehr als 500 Kilometer mit einem Handbike in Indien unterwegs.

Stefan Voormans auf seiner Fahrt durch Indien: Er hat auch um große Städte keinen Bogen gemacht, sondern sie bewusst angesteuert.

Foto: Rohit Mahadev

510 Kilometer mit dem Handbike durch den indischen Bundesstaat Maharashtra, bis zu 150 Kilometer am Tag unterwegs, angetrieben von der Kraft seiner Arme – „Cyclothon“ heißt die Strapaze, die Stefan Voormans zum erneuten Mal auf sich genommen hat. Der Lobbericher, Geschäftsführer des Nettetaler Hilfswerks Somedi, ist hoffnungsfroh, dass der Ertrag der Benefiz-Tour wieder so groß ist wie vor vier Jahren, als er schon einmal einen Cyclothon absolvierte. „Nach dem medialen Interesse und den Wellen, die meine Aktion in diesem Jahr schlug, bin ich da sehr zuversichtlich“, sagt Voormans. 2020, so der Lobbericher wurden in Indien Spenden in Höhe von insgesamt rund 100.000 Euro eingeworben, die körperlich behinderten Menschen in Indien zugutekamen.

Die erste Etappe der 2024er Tour führte Voormans von Wai über 95 Kilometer nach Pune. „Der erste Kilometer war sehr gemütlich“, erzählt Voormans, denn mehr als 100 Schulkinder begleiteten ihn. Doch dann wurde es ernst: Trotz Absicherung durch ein Führungsfahrzeug und ein Fahrzeug direkt hinter ihm versuchten immer wieder Motorräder, Autos, Busse und Lastwagen sich in die Kolonne zu drängen. „Die schlechten Straßenbedingungen und die vielen Bodenschwellen verlangten mir vieles ab und forderten auch ständige Konzentration“, sagt Voormans.

Vom Handbike wechselte Voormans in Pune in den Rollstuhl und besuchte eine Schule für lernbehinderte Kinder, die der dortige Rotary Club finanziert. „Da geht einem das Herz auf und die Anstrengungen des Tages sind vergessen“, sagt Voormans. Anschleißend ging es gleich weiter zu einem Reha-Zentrum für Soldaten.

„Pune hat über sieben Millionen Einwohner und es ist schon gewöhnungsbedürftig, wenn ich dort als Ehrengast den Vertretern der Presse Rede und Antwort stehen muss“, erzählt der Handbiker. Von Pune fühte die Route tags darauf über 75 Kilometer ins eher beschauliche Narayangoan, wo Voormans Schulkindern viele Fragen beantwortete.

Am nächsten Morgen ging es schon früh, noch in der Dunkelheit, los. Diese Etappe führte über 135 Kilometer in sieben Stunden nach Nashik, einer 1,5-Millionen-Stadt. Ungefähr zehn Kilometer, bevor er in die Stadt fuhr, wartete schon eine Polizeieskorte auf Voormans. „Das kenne ich sonst nur von unserem Handbikerennen in Nettetal“, scherzt er. In Nashik wurde er vom dortigen Radsport-Club (5000 Mitglieder) empfangen. Tags darauf wartete die längste Etappe auf die Crew. „Das vermeintlich schwerste Teilstück von Nashik nach Thane mit knapp 150 Kilometern, einer gefährlichen Abfahrt und vielen Baustellen, wurde von uns dann doch schneller geschafft als geplant“, berichtet Voormans. Euphorie machte sich im Team breit, weil es bald Mumbai erreichen würde. Voormans freute sich auch darauf, „Father Joy“, den Leiter von Schulen in Slums – ein Projekt von Somedi Nettetal – am Ziel zu treffen. Dieser überraschte ihn in Thane dann auch noch damit, dass er ihn mit einem Bus voller Kinder aus den Schulen begrüßte. Nach einem Treffen beim Rotary Club Thane und einer Pressekonferenz wurden noch viele Bilder gemacht. Die letzte Etappe führte ins nahe gelegene Mumbai. „Es war quasi eine Spazierfahrt, nur mit ganz vielen Radfahrern und gefilmt von einem Kameramann mitten in die 20-Millionen-Metropole Mumbai.

Trotz dieser Leistung bleibt Voormans, der seit Jahren im Handbikesport tätig ist, bescheiden. „Viele meiner Bekannten hätten diese Distanz schaffen können“, sagt er. Das Pensum auf den indischen Straßen, bei Hitze und im teils chaotischen Verkehr zu absolvieren, dazu brauchte er auch ein gutes Team, auf das er vertrauen konnte.

Zwar sind schon einige wenige körperlich behinderte Menschen mit einem Handbike durch Indien gefahren. Diese hätten aber die großen Städte gemieden, sagt Voormans. Der Grund, warum er ie ansteuert: „Ziel des Cyclothons ist, Beachtung für die Belange behinderter Menschen zu bekommen. Dazu muss man in die großen Städte, um Aufmerksamkeit von Presse und Fernsehen zu bekommen.“