Sprachlose Komiker
Das Schweizer Duo „Ohne Rolf“ präsentierte mit Erfolg sein Programm „Blattrand“ in der Werner-Jaeger-Halle.
Lobberich. Sprachlose Komiker, ein Picknick am Blattrand und ein stummes Publikum: Das Schweizer Duo „Ohne Rolf“ gastierte mit seinem Programm „Blattrand“ in der Werner-Jaeger-Halle, die nur mäßig besucht war. Mit erlesener Komik auf etwa 1000 Plakaten fordern die Luzerner Christof Wolfisberg und Jonas Anderhub ihre Gäste heraus.
Über Frischgedrucktes wird da zwischen den Zeilen gelacht, das Auge hört mit. Sinnfrei und gleichzeitig hochkreativ ist die Idee, das Ohr außen vor zu lassen. Sprechen heißt blättern, Kommunikation wird so zur Komik.
Was nach absurdem Theater klingt, ist in Wahrheit vielleicht sogar philosophisches Kabarett — ein Stück Welt, in der nicht nur Gedanken, sondern auch alle gedruckten Dialoge lesbar sind.
Ein Beispiel für diesen (seiten-)weisen Humor ist folgende Szene: „Es bedruckt mich“ titelt Jonas, bevor ihn die Druckerschwärze verlässt. Da hilft nur eins: Tinte trinken und abwarten. „Du trinkst zu wenig schwarz“, bemerkt Christof. Und Jonas antwortet: „Ich weiß.“
Die Beiden führen ein vorgedrucktes Leben, das zeitweise etwas bleich, wohl aber immer ablesbar ist. Anstatt Tagebuch zu schreiben, blättern sie still mit vollem Mund — was bleibt, sind die lustigen Geräusche des Publikums im Saal: Geschrieen wird nur in fetter Schrift.
Dieses perfekt durchdachte Szenario gefällt durch allerlei Pannen: Wörter liegen auf der Zunge und wollen nicht raus, Umlaut-Pünktchen fehlen, die ungeblätterte Vergangenheit wird durchwühlt, bis einer Konfetti heult.
Jonas Anderhub begeht sogar einen „gravierenden Fehler“ und kostet von den die Bedienungsanleitung eines chinesischen Kassettenrekorders. Die Strafe: Sofort „redet“ Jonas Schriftzeichen anstatt Buchstaben.
Dann folgt auf Liebe Hass: „Du Altpapier!“, flucht Christof. Doch bald nahen Versöhnung und Lob: „Schöne Schrift!“ Kurzum: Es ist eine Freude, wie diese zwei Schweizer durch den Blätterwald rauschen. kr