Stolpersteine: Aktion gegen das Vergessen

Gunter Demnig setzt sein Werk in Breyell und Schaag fort. An 22 Stellen wird an die letzten Wohnorte von jüdischen Bürgern erinnert, die später von den Nazis ermordet wurden.

Breyell/Schaag. Bedächtig setzt Gunter Demnig Stolperstein für Stolperstein in den Boden ein. Vor ihm stehen Bilder derer, an die mit diesen Steinen erinnert werden soll. Der Künstler, gebürtiger Berliner, der inzwischen in Frechen bei Köln lebt, wurde bekannt durch die „Stolpersteine“, zehn mal zehn Zentimeter große Steine mit einer Gedenktafeln aus Messing, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern sollen.

Bei der jüngsten Aktion sind es 22 Steine in Breyell und Schaag, die erinnern und mahnen sollen. Um den Künstler herum stehen interessierte Bürger und Angehörige der Opfer. Jack Klaber ist mit seiner Frau aus Israel angereist, sein Vetter Stephan Klaber ist extra aus Chicago gekommen. Verlegt wird unter anderem ein Stein für Max Klaber, Stephans Vater.

An der Veranstaltung nehmen unter anderem Vertreter der beiden christlichen Kirchen, des Landesverbandes der jüdischen und der muslimischen Gemeinde teil. Und natürlich Schüler und Lehrer der Breyeller Gesamtschule, die sich immer wieder an Stolperstein-Aktionen beteiligen, die die Geschichte der Nazi-Opfer recherchieren und aufarbeiten, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Gemeinsam zieht die Gruppe von Verlegeort zu Verlegeort. Und die sind nicht zufällig gewählt, sondern zeigen die letzten, freiwillig gewählten Wohnorte der 22 Juden, an die erinnert wird.

Der Breyeller Bernd Remmler, der schon vor längerer Zeit auf die Stolperstein-Aktion aufmerksam geworden war, ist für die Planung verantwortlich: „Es ist schön zu sehen, dass sich hier in Breyell auch die junge Generation, die Schüler der Gesamtschule, der Aufgabe des Erinnerns angenommen hat.“

Die eigentliche Verlegung der Stolpersteine durch den 66-jährigen Künstler Gunter Demnig war eine Gedenkstunde in der Gesamtschule vorangegangen. Dort hatte Schulleiter Roland Schiefelbein gesagt: „Wir dürfen nicht immer zurückblicken, sondern müssen auch die Gegenwart betrachten.“ Denn auch heute gebe es Fremdenfeindlichkeit und Anderssein. Dazu zitierte Schiefelbein aus Hanns Dieter Hüschs Gedicht „Das Phänomen“.

Stephan Klaber, an dessen Vater Max einer der Demnig-Steine erinnert, fand in seiner Rede viele Worte der Dankbarkeit für das Engagement gegen das Vergessen. Er schloss mit den Worten: „Schweigen ist das wichtigste Hilfsmittel der Extremisten. Es ist wichtig, die Stimme zu erheben, um auf Unrecht aufmerksam zu machen. Nur so wird die Welt ein besserer Ort.“