Neujahr mit Bach und Beatles
Welche Melodien verbinden Musiker aus der Region mit dem Jahreswechsel? Die WZ hörte sich um.
Kreis Viersen. Silvester ist ein Datum, das traditionell mit reichlich Krach verbunden ist: Böller explodieren, Raketen zischen gen Himmel, und in den Wohnzimmern sorgen Knallbonbons für erschrecktes Kreischen. Hinzu kommen die oft lautstark vorgetragenen Segenswünsche für das niegelnagelneue Jahr und das obligatorische „Prost“ in Stadionlautstärke.
Doch der Jahreswechsel hat auch eine musikalisch-harmonische Komponente. Die WZ hat bekannte Musiker aus dem Kreis Viersen gefragt, mit welchen Liedern und Stücken sie den 31. Dezember und den 1. Januar verbinden.
Für die Kempenerin Bettina Landmann, seit 1980 Soloflötistin bei den Niederrheinischen Sinfonikern, steht am Silvesterabend „My Fair Lady“ in Mönchengladbach auf dem Dienstplan. „Darauf freue ich mich richtig, das ist einfach ,Gute-Laune-Musik’“. Normalerweise höre sie am 1.1. das traditionelle Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. „Mit Johann Strauss ins Neue Jahr — da sieht alles freundlich aus.“ In diesem Jahr allerdings sorgt sie selbst für beschwingte Töne — beim Neujahrskonzert der Niederrheinischen Sinfoniker in Krefeld.
Besinnlicher geht es bei ihrer Kollegin Ute Gremmel-Geuchen zu: Die Kempenerin, seit 2000 Organistin der Paterskirche und künstlerische Leiterin der Kempener Orgelkonzerte, liebt den Bach-Choral „Das alte Jahr vergangen ist“. Es sei zwar nur ein kurzes Stück, das aber einen „ganzen Mikrokosmos großer Kunst“ darstelle. Die Musik enthalte sehr viel Zahlensymbolik, die sich auf das vergangene Jahr beziehe. „Es ist ein kontemplatives und ernsthaftes Stück, das gilt auch für den Text.“ Dieser lautet: „Das alte Jahr vergangen ist, wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du uns in so großer G’fahr behütet hast lang’ Zeit und Jahr.“ Ute Gremmel-Geuchen spielt dieses Stück am 1. Januar, 17 Uhr, in St. Michael in Wachtendonk.
Rock und Pop sind die Leidenschaft von Wolfgang „Mölle“ Bölitz. Bekannt wurde der Willicher vor allem als Sänger der Beatles-Cover-Band „The Generals“ und als Party-DJ. Diesem Hobby frönt der pensionierte Postbote auch in der Silvesternacht: Er legt in der Gaststätte Toholt in Alt-Willich auf. Die Gäste will er dann um Mitternacht dazu bringen, mit Gesang das neue Jahr zu begrüßen. Vorstellen könnte er sich dafür unter anderem „Love Me Do“ der weltberühmten Pilzköpfe aus Liverpool — das würde zum Anlass passen. Die musikalische Bandbreite der Silvesterparty reicht laut „Mölle“ von Helene Fischer bis AC/DC.
Gleich mehrere Tipps kommen von Kreiskantor des evangelischen Kirchenkreises Krefeld-Viersen, Klaus-Peter Pfeifer. Für die „besinnlichen Momente“ schlägt er Felix Mendelssohn Bartholdys Doppel-Quartett aus dem „Elias“ vor: „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“ Und „wenn es krachen soll“, ist „O fortuna“ aus Carl Orffs, „Carmina Burana“ das Musikstück seiner Wahl. Für „die festliche Stimmung“ zum Neujahrstag nennt er die Kantate IV aus Johann Sebastian Bachs „Weihnachtsoratorium: „Fallt mit Danken, fallt mit Loben“. „Alle drei Werke habe ich bereits mit der Emmaus-Kantorei Willich und meinem Moerser Kammerchor aufgeführt und erfreue mich immer wieder an dieser schönen Musik.“ Ein besonderer Tipp des Kreiskantors ist das berühmte „Halleluja“ aus Georg Friedrich Händels „Messias“. Den „Messias“ wird die Emmaus-Kantorei im November 2016 in Krefeld und Anrath aufführen. „Wir freuen uns über neue Projektsänger“, so der Kantor.
„Der kleine Horrorladen“ begleitet Heinz Hox ins neue Jahr. Der Musiker aus St. Tönis, der im Laufe seiner Karriere schon mit diversen Stars zusammengearbeitet hat, tritt am 31. Dezember gleich zweimal auf die Bühne der Bonner Oper. Zusammen mit Kollegen spielt der Akkordeon-Profi nachmittags und abends Melodien aus dem bekannten Musical. „Ich verbinde den Jahreswechsel immer mit anderen Melodien, das liegt an meiner Arbeit“, erzählt er. So begleitete er am vergangenen Neujahrstag mit dem Sinfonieorchester Aachen eine Sängerin, die ein französisches Programm präsentierte.
Als bekennender Rockfan hört Hugo Bellgardt vom Liederkranz Grefrath zum Jahreswechsel gerne Joe Cocker. Und da vor allem den Woodstock-Klassiker „With A Little Help From My Friends“. Auch die „Ostrocker“ haben es dem Sänger vom Niederrhein angetan. „Neujahr höre ich besonders gerne ihr Lied ,Alt wie ein Baum’“. Schon 1989 fuhr Hugo Bellgardt das erste Mal in die Neuen Bundesländer. Anfang der 90er Jahre lebte er einige Zeit in Brandenburg.