Kreis Viersen Note 2 für das Weihnachtsgeschäft

Die WZ hat sich bei den Händlern in Kempen, Grefrath, Willich und Tönisvorst umgehört. Die sind mit den Umsätzen zumeist zufrieden.

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Kreis Viersen. Mit dem Weihnachtsgeschäft ist Markus Claaßen, Fahrradhändler in Kempen und zweiter Vorsitzender des Werberings in der Stadt, unter dem Strich zufrieden. Zur Betriebsamkeit in seinen Geschäftsräumen an der Judenstraße sagt er: „Es ist spät angelaufen. Aber dann war es gut.“ Woran die Verzögerung gelegen hat, weiß er nicht genau: „Für die Leute ist Winter. Und das Fahrrad ist nicht mehr das klassische Geschenk unter dem Tannenbaum.“ Dennoch habe er Räder und Zubehör gleichermaßen gut verkauft. Gäbe es für das Weihnachtsgeschäft Zeugnisnoten, würde Händler Claaßen eine „Zwei minus“ verleihen.

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Markus Claaßen vom Werbering Kempen über das Weihnachtsgeschäft

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Als Vorstandsmitglied des Kempener Werberings hat Claaßen auch immer ein Ohr bei den Kollegen der anderen Einzelhandelsbranchen. Sein Fazit nach der Adventszeit: „Die Stadt war sehr, sehr voll, auch wenn das Wetter nicht immer mitgespielt hat. Alle hatten gut zu tun, die Textiler hatten etwas mit der milden Witterung zu kämpfen. Der Spielzeugwarenladen war sehr zufrieden.“ Alles in allem, sagt Claaßen, „würden alle dem Weihnachtsgeschäft 2015 eher eine Zwei als eine Drei geben. Das ist nicht besser, aber auch nicht schlechter als im Vorjahr“.

Stammkunden geben sich bei Karl Groß die Klinke in die Hand. Der Grefrather Buchhändler ist „zufrieden“ mit dem Geschäft zum Fest. „Angesichts der Bedingungen, denen wir uns mittlerweile stellen müssen“, sagt er und meint die Konkurrenz Internethandel. Aber seine Stammkunden hielten ihm die Treue, sagt er. Sie schätzten seinen in vielen Jahren erworbenen Ruf, schwierige und aufwendige Recherchen nach Titeln zu erledigen, eine Recherche, die manchmal sogar „vergriffene“ Bücher wieder ins Regal befördert. Krimis gehen immer, sagt der Buchhändler. Renner sei das Buch „Auerhaus“, in dem der deutsche Schriftsteller und Kabarettist Bov Bjerg vom Glück der Jugend kurz vor dem Erwachsenwerden erzählt.

Aber Weihnachten schärft auch den Blick für die Region, sagt Karl Groß. Die Nachfrage nach Heimeligem-Heimatlichem wächst. Das Grefrath-Buch „Bilder erzählen Geschichte“ zum Beispiel sei beliebt. Ein Schätzchen sei der Bildband „Schlösser und Burgen am Niederrhein“, von dem er noch sieben Ausgaben im Archiv in Geldern aufgetan hat. Groß: „Folklore geht gut.“ Auch das Argument „heimlich shoppen“ sei ein Grund für den Besuch im Geschäft, weil man zu Hause befürchtet, dass das Amazon-Paket den falschen Adressaten antrifft.

Und wie läuft es in Grefrath allgemein mit dem Weihnachtsgeschäft? Welche Stimmung fühlt Groß? „Ach“, sagt er, „der Blick nach draußen ist trostlos in Grefrath. Nur Gebäude. Kaum Menschen. Manchmal denke ich, der Ort ist evakuiert.“

Sebastian Commans aus Anrath verkauft Mode für Damen und Herren, hat aber ähnliche Erfahrungen gemacht wie Fahrradhändler Markus Claassen: Nach schleppendem Start laufe das Weihnachtsgeschäft seit Mitte Dezember sehr gut. „Ich bin zufrieden.“ Hemden, Jeans und leichte Pullover (kein Wunder bei diesem „Winterwetter“) laufen bei ihm im Moment sehr gut. Und Gutscheine natürlich, denn viele Kunden wüssten nicht ganz genau, was sie verschenken sollen.

Krawatten seien als Geschenk unter dem Baum überholt, weiß Sebastian Commans. Ansonsten macht er auf ein unterschiedliches Kaufverhalten aufmerksam: Männer kaufen bei ihm gezielt, Frauen spontan, wenn sie ein Teil sehen, das ihnen gefällt.

Dieses Phänomen kennt Stefan Robben auch. Er ist Besitzer des gleichnamigen Geschäftes für Herrenmode an der Hochstraße in St. Tönis. „Männer sind Bedarfskunden. Sie kaufen zum Beispiel dann eine neue Jacke, wenn es kalt ist.“ Was genau in diesem Jahr die Schwierigkeit ist. „Leder- und Winterjacken laufen nicht“, erklärt Robben. Das sei mit der gesamten Winterbekleidung so. Weswegen es bei ihm auch „definitiv ruhiger ist als sonst.“ Von den anderen Branchen im Ort habe er gehört, dass das Geschäft gut gelaufen sei. „Natürlich auch deshalb, weil die Publikums-Frequenz stimmt.“

Rainer Höppner, Vorsitzender der Schiefbahner Werbegemeinschaft, spricht von einem „durchwachsenen Weihnachtsgeschäft — je nach Branche“. So wie Stephan Robben hat auch er die Erfahrung gemacht, dass der Verkauf in viele Modeläden unter dem milden Winterwetter leidet. Wobei Höppner auch sagt: „Die ganz schwere Winterware führe ich selbst schon lange nicht mehr.“ Denn milde Winter seien ja eher die Regel geworden — und die Umsätze in den Sommermonaten seien für ihn auch wichtiger.

Sein eigenes Geschäft steht kurz vor dem Umzug an die Hochstraße im Schiefbahner Zentrum. Kein Wiunder, dass Höppner sagt: „Ich freue mich auf die neue Saison.“