Kempen „Engel holen die Wunschzettel für das Christkind ab“
In der Grundschule Wiesenstraße erfuhr die WZ einiges über die kindliche Sicht auf die Himmelsboten.
Kempen. Engel sind sehr nett. Da sind die Jungen und Mädchen der Klasse 1 a der katholischen Grundschule Wiesenstraße sicher. Und sie sehen auch schön aus. So wie die Modelle, die sie im Kunstunterricht mit Lehrerin Anita Zerbe an diesem Morgen basteln. Aus einem Körper aus Pappe, glitzerndem Engelshaar, goldenen Flügeln und einem Achtel Tortenpapier als Kleid entstehen die schönen kleinen Gottesboten im Nu.
„Guckt ein Engel traurig?“, will Lehrerin Anita Zerbe wissen. Nein. Die 1 a-Engel haben lachende Gesichter, einige singen auch mit weit geöffnetem Mund. Die Kinder der ersten Klasse haben noch eine sehr vage Vorstellung von den himmlischen Wesen. Auf jeden Fall sind sie gut und nehmen die Angst. Sarah kennt eine Geschichte, in der sich Engel, Schafe, Könige und ein Mädchen aus Norwegen gemeinsam auf den Weg nach Bethlehem machen. Und der Engel sagt seinen Begleitern: „Fürchtet Euch nicht.“
Auch Paul findet Engel super. „Die holen die Wunschzettel für das Christkind ab“, erzählt er und malt eifrig weiter seinen Papp-Engel an.
Die Erstklässler haben auch so etwas wie kleine Schutzengel an ihrer Schule, die ihnen bei Fragen helfen, Räume zeigen oder Streit schlichten. Paten heißen sie. Jeder Erstklässler hat mindestens einen Paten. Schon im Kindergarten wurden erste Kontakte geknüpft und dann, nachdem die i-Dötzchen zur Wiesenstraße gekommen sind, wird auf dem Schulhof schon mal zusammen gespielt.
Die Paten gehen in die Klasse 4 a von Lehrerin Marie-Theres Holtermann. Dort haben die Neun- und Zehnjährigen schon eine konkretere Idee von Engeln — vor allem, weil Weihnachten ja nicht mehr fern ist. Lucas weiß zu berichten, dass es ein Engel war, der Maria berichtete, dass sie ein Kind erwartet. Auch dass ein Engel die Geburt Jesu verkündete, wissen die Schüler.
Die Viertklässler haben sich mit dem Thema Engel beschäftigt und Haikus dazu geschrieben. Ein Haiku ist ein traditionelles japanisches Gedicht, das aus Versen mit fünf, sieben und noch einmal fünf Silben besteht — länger ist es nicht. „Engel überall, begleiten mich im Leben, sind mein Schutz und Halt“, hat Jonathan gedichtet.
Doch die Mädchen und Jungen wissen auch, dass Engel nicht nur die Wesen mit weißem Gewand, Heiligenschein und Flügeln sind. „Man sieht die Schutzengel meistens nicht. Aber man kann spüren, wenn sie in der Nähe sind“, sagt Julius.
Den Schülern fallen auch Menschen ein, die für sie Engel sind. „Meine Oma ist für mich ein Engel. Sie ist nett und hilft mir“, sagt Celina. Für Pascal sind seine Brüder Engel. Er freut sich, wenn sie ihm bei den Hausaufgaben helfen.
Auch sie selbst sind oft Engel. Sie habe einmal einer alten Dame geholfen, die einen Unfall mit hatte, erinnert sich Cindy. „Da habe ich ihr Fahrrad geschoben.“ Den Eltern helfen, nett sein oder den kleineren Schülern helfen — es gibt viele Möglichkeiten, nett zu sein und damit für andere zum Engel zu werden.