Ortschaften-Halma auf der A 61

Ortsfremde Autofahrer landen durch verwirrende Schilder immer wieder an der Anschlussstelle „Nettetal-West“.

Nettetal. Der Urlauber mit dem Wohnwagengespann aus dem schwäbische Esslingen war verzweifelt. Er hatte die Autobahn 61 aus Richtung Mönchengladbach an der Anschlussstelle Nettetal-West verlassen und sich vollkommen verheddert. Beinahe hätte er einen Auffahrunfall auf der Einfädelungsspur von der Ausfahrt in die Straße „An der Kleinbahn provoziert. Unvermittelt hatte der Mann gebremst, das nachfolgende Fahrzeug konnte den Unfall nur knapp vermeiden.

„Es tut mir leid, aber ich weiß überhaupt nicht, wo ich bin“, sagte der Esslinger, der ausgestiegen war. „Wo bin ich hier eigentlich?“ Nein, das Navi hatte ihm bisher gute Dienste geleistet und die seit 2012 bestehende neue Autobahnverbindung richtig angezeigt. Auf dem Weg nach Zeeland zur Küste wollte der gute Mann allerdings noch einmal tanken.

Die Verwirrung des Schwaben ist nachvollziehbar. Aus unerfindlichen Gründen haben irgendwelche Menschen beim Landesbetrieb Straßen NRW eine Art Ortschaften-Halma auf der A 61 angerichtet. Man springt über- und untereinander herum. Der Ausfahrt „Nettetal“ folgen „Kaldenkirchen-Süd“ und „Kaldenkirchen“. Dann kommt, einer unergründlichen Logik auf Landesebene folgend, „Nettetal-West“. Die Frage des wackeren Schwaben, wo er eigentlich sei, ist also durchaus berechtigt.

Fahrbahnmarkierungen „dürfen die Verkehrsteilnehmer nicht verwirren und müssen von diesen jederzeit, auch bei Dunkelheit und Nässe, durch einen raschen und beiläufigen Blick unzweifelhaft zu erkennen sein. Markierungen müssen eine fortlaufende optische Führung gewährleisten“, heißt es im „Leitfaden Fahrbahnmarkierung“ in einer Schriftenreihe des Deutschen Verkehrssicherheitsrates.

Beherzigt haben die Verantwortlichen dies an der Ausfahrt Nettetal-West augenscheinlich nicht. Die Einfädelungsspur ist seit Beginn mit einem nach rechts weisenden Pfeil bemalt. Der aber führt in den (zurzeit gesperrten) Gewerbepark Venete. Doch der Verkehr muss auch nach links in die Straße „An der Kleinbahn“ einfahren können. Genau diese Markierung raubte dem Esslinger den letzten Nerv. Er bremste, weil der Pfeil nach rechts wegen der Sperrung der Einfahrt Venete auch noch durchgestrichen ist. Er ist aber nicht das einzige Opfer des Verwirrspiels. Fast täglich kann man beobachten, dass ortsfremde Verkehrsteilnehmer hier immer wieder Probleme haben.

Das setzt sich im Verlauf der Straße fort. Als vor einigen Wochen ein Lkw beim Rückwärtssetzen am Dellerweg mit einem Zug der Eurobahn kollidierte, spielte wohl auch hier unübersichtliche Verkehrsführung eine Rolle. Bewohner des Schwanenhauses vermuten, dass Lkw-Fahrer einer — in diesem Fall falschen — Logik folgen. Autobahnanschlussstellen sind überwiegend auf beiden Seiten angelegt.

In „Nettetal-West“ fährt man aber nur von einer Seite auf und von der A 61 ab. So ein Irrfahrer denkt möglicherweise, dass er nur unter die Autobahn hindurch und auf der anderen Seite wieder hinauf fahren müsste. Da gibt es sogar eine Straße — aber die führt steil abwärts zum Schwanenhaus und nicht zur A 61. Die eindeutige Beschilderung, die Lkw das Einfahren untersagt, wird trotzdem immer wieder missachtet.

Nur wenige Hundert Meter entfernt hat die Stadt Venlo die Beschilderung bereits vor Jahren durch eine Konstruktion ergänzt, die über der Fahrbahn angebracht ist. Um zu verhindern, dass überörtlicher Schwerlastverkehr über den Kaldenkerkerweg in die Innenstadt fährt, wurde ein Gestell montiert, das die Durchfahrtshöhe begrenzt.

Unglücklich finden Anwohner des Schwanenhauses, wie die ursprünglich abknickende Vorfahrt des Dellerwegs zum Schwanenhaus geändert wurde. Die Verbindungsspange am Zollamt führt durch neue Markierungen geradeaus — direkt in die Sektion hinein. Vermutlich landet deswegen halb Venlo auf dem Weg zum Einzelhandel in Kaldenkirchen hier. Und so wird gewendet, sich festgefahren und letztlich die Bürgerschaft der Sektion durch unerwünschten Verkehr belästigt.