Politiker wollen Kaiser’s halten

Die Fraktionen haben sich geschlossen an die Konzernführung gewendet. sie fordern, dass die Filiale in Schaag erhalten bleibt.

Foto: Siemes

Schaag. Große Verwunderung und Empörung macht sich in der Politik breit. Denn die Kaiser’s Filiale in Schaag am Hubertusplatz sei gut besucht. Dennoch steht sie laut einer aufgetauchten Liste der „Bild am Sonntag“ womöglich vor dem Aus. Vor allem ältere Menschen kaufen dort ein. Mit ihrem Rollator sind viele nicht mobil und somit auf den einzigen Supermarkt im Stadtteil angewiesen. Deshalb haben sich jetzt die Fraktionen an die Konzernführung gewendet. Sie wollen die Filiale am Hubertusplatz erhalten.

Renate Dyck, SPD-Fraktionsvorsitzende

„Ich bin entsetzt. Ich habe sofort den Bürgermeister kontaktiert und ihn gebeten, sich an den Aufsichtsrat zu wenden“, berichtet Renate Dyck, SPD-Fraktionsvorsitzende. „Daraufhin hat er die Fraktionen angeschrieben.“ Anschließend legte Christian Wagner (CDU) gestern dem Vorstand von Kaiser’s Tengelmann ein Schreiben vor, das von allen Nettetaler Fraktionsvorsitzenden unterschrieben wurde. Alle sind sich einig: Der Markt am Hubertusplatz muss bleiben.

„Der Supermarkt ist die einzige Möglichkeit, alles an einem Ort zu bekommen“, betont Dyck. „Zudem ist er ein Kommunikationspunkt in Schaag. Dort treffen sich die Menschen und tauschen sich aus.“ Das sieht auch CDU-Fraktionsvorsitzender Ingo Heymann so: „Würde der Markt geschlossen, würde das Stadtteilleben dadurch stark verlieren. Das wäre verheerend.“ Guido Gahlings, Fraktionsvorsitzender der Grünen, ergänzt: „Wir wollen kurze Wege haben. Die Schließung wäre ein herber Schlag.“ Vor allem, da in Schaag eh schon viel weggebrochen sei. „ Mehr als die Hälfte der Einzelhandelsgeschäfte sind mit den Jahren verschwunden“, sagt Gahlings. „Ich hoffe, dass die Liste nicht Realität wird.“

Hans-Willy Troost, der selbst viele Jahre in dem Schaager Markt gearbeitet hat, ist ebenfalls entsetzt. „Wenn der Markt schließt, wären viele Menschen ohne Arbeit“, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende. „Zumal es sich um eine alt angestammte Firma handelt.“ Auch er sieht das große Problem der Mobilität. Sollte die Supermarkt-Filiale am Hubertusmarkt schließen, müssten die Menschen nach Breyell ausweichen.

Zur nächsten Aldi-Filiale sind es mit dem Auto rund 1,9 Kilometer, zu Netto 2,3 und zu Penny sogar 2,7. Bürger, die nicht mit dem Auto mobil sind, haben wesentlich schlechtere Karten. „Die Verkehrsanbindung nach Breyell ist nicht gerade gut“, sagt Dyck.

Am Freitag ist Aufsichtsratssitzung bei Kaiser’s Tengelmann. Das bestätigte die Sprecherin des Unternehmens in Mülheim. Doch mehr wollte sie zu aktuellen Schließungsgerüchten für rund 80 Kaiser’s Filialen in NRW nicht sagen. Die Stadt Nettetal will aber nicht tatenlos zusehen. In Schreiben des Bügermeisters und der Fraktionsvorsitzenden heißt es, dass „die betroffene Filiale die integrale Versorgungsfunktionen nicht nur für Schaag, sondern auch die angrenzenden Stadtteile Breyell sowie Viersen-Boisheim und Teile Brüggen-Brachts sowie Schwalmtals als einziger Vollversorger im Lebensmittelbereich darstellt.“ Zudem wird betont, dass die Schaager Filiale erst vor wenigen Jahren ihre Filialgröße verdoppelt hatte — „als geeignete Grundlage für eine langfristige Standortsicherung“.

Deshalb haben Wagner und die Fraktionsvorsitzenden nun darum gebeten, keine übereilten Entscheidungen zu treffen. Zudem luden sie Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub und den Aufsichtsrat ein, sich vor Ort ein Bild zu machen. Dadurch will die Politik den Konzern von der Zukunftsfähigkeit des Standortes überzeugen.