Sanierung der Königsburg ist im Gange

Im ersten Bauabschnitt werden Dach und Wände saniert — der Betrieb geht derweil weiter.

Süchteln. Ein gleichmäßiges Surren kündigt die Drehbewegung des Kranes an. Der Ausleger schwenkt zur Seite. Kurze Zeit später folgt ein Poltern. Dachdecker nehmen die nächsten Ziegel ab und geben sie in den Korb am Kran. Damit vergrößert sich im Saal der Süchtelner Königsburg der freie Blick in die Wolken. Auf der einen Dachseite sind nahezu alle Ziegel schon entfernt, die Dachstuhlkonstruktion ragt wie ein Gerippe in den Himmel.

Foto: Jörg Knappe

„Alle Dachziegel kommen runter. Danach wird die Dachstuhlkonstruktion, die sich wirklich noch in einem guten Zustand befindet, entsprechend überarbeitet und wir beginnen mit der Dämmung sowie dem Schallschutz“, erklärt Architekt Martin Breidenbach. Rund ein Viertel der alten Ziegel können danach für die Eindeckung wiederverwendet werden. Mit ihnen soll eine zusammenhängende Teilfläche auf der Nordseite gedeckt werden.

Die 1908 errichtete Königsburg war über viele Jahre das kulturelle Zentrum Süchtelns, im Saal gab’s Konzert-, Tanz- und Bühnenveranstaltungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete ein Kino in dem Gebäude. Jetzt haben die Sanierungsarbeiten in dem unter Denkmalschutz stehenden Bau begonnen.

Der Blick des Architekten fällt vom Dach zur Seitenwand, wo neben den alten Fenstern noch zwei zugemauerte Fensterhöhlen zu sehen sind. Ein Zustand, der sich bald ändern wird, denn im Rahmen des ersten Bauabschnittes zur Substanzerhaltung des Saalgebäudes werden diese historischen Fenster wieder geöffnet. „Alles, was wir aktuell machen, dient der reinen Substanzerhaltung des Ursprungszustandes des Gebäudes“, sagt Breidenbach. Einige Arbeiten wie die neuen Fundamente im Keller und der Betonringbalken waren dabei für die statische Verbesserung notwendig. Die ebenfalls eingerüsteten Außenwände werden beigefugt und gereinigt. Putz wird zudem erneuert und farblich aufgefrischt. Die Kosten für den ersten Bauabschnitt belaufen sich auf 230 000 Euro. Gelder aus gleich vier Fördertöpfen machen’s möglich: Denkmalmittel des Landes Nordrhein-Westfalen, der Fördertopf Bundesmittel Kultur und Medien, Gelder von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie der NRW-Stiftung. Während der Sanierung geht der Kulturbetrieb in der Königsburg weiter. „Im Prinzip ist der Bau ein Teil des Kulturbetriebes. Die Kultur wird mit dem Baubetrieb vernetzt. Wir wollten nie erst alles fertigstellen und dann mit den kulturellen Angeboten starten, sondern diese in den Entstehungsprozess integrieren“, sagt Cornelia Breidenbach vom Verein Königsburg 2.0.

Für das eigentliche Kulturprogramm ist die Königsburg auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen. So stiftet der Lions Club aus seinem Bereich für Kulturprogramme jetzt 2000 Euro. Mit 500 Euro schlossen sich die „Süchtelner Handwerker und Freunde“ an. Das Geld stammte aus dem Erlös des Weihnachtsmarktes. Aktuell zählt der gemeinnützige Verein Königsburg 2.0 knapp 190 Mitglieder.

Nach wie vor möchte der Verein zusammen mit den Bürgern die Königsburg mit Leben füllen, steht Vorschlägen von Bürgern für Kultur-Events offen gegenüber. „Wir haben schon viel geschafft, was die Sanierung angeht, aber auch das Kulturprogramm kann sich sehen lassen“, freut sich Martin Breidenbach. Die Liste der Veranstaltungen, die schon gelaufen sind, ist lang und vielfältig. Bunt geht es auch im aktuellen Jahresprogramm weiter. Während der Saal derzeit die Großbaustelle bildet, erstrahlt das Vorderhaus schon in neuem Glanz. Dort arbeiteten die Vereinsmitglieder Stunde um Stunde ehrenamtlich.

Ein kleines Highlight ist der Innenhof zwischen Vorderhaus samt Anbau und dem Saalbau geworden. Geschützt von den Mauern sitzen die Besucher an Bistrotischen mit Windlichtern. In der Vielzahl der aufgestellten Töpfe und Blumenkästen grünt und blüht es kräftig. Dazwischen lehnt ein nostalgisches Herrenrad an der Mauer. Dieses spezielle Ambiente vergangener Zeit ist in der Königsburg überall spürbar. Ein Hauch Geschichte, der einmalig ist.