Siedlung Schwanenhaus kämpft um Erhalt des Bahnübergangs

Die Bahn will den Übergang abbauen. Dann gäbe es nur noch eine Zufahrtsstraße. Heute berät der Planungsausschuss.

Foto: Busch

Leuth. Der Leuther Ortsvorsteher Heinz-Robert Reiners fiel aus allen Wolken, als er die Unterlagen zum heutigen Planungsausschuss las. Unter der harmlosen Überschrift „Umgestaltung des Bahnübergangs Dellerweg“ verbirgt sich der Vorschlag der Deutschen Bahn, den gerade erneuerten Bahnübergang am Schwanenhaus zu schließen. Damit würde die Leuther Honschaft Schwanenhaus vom Ortskern abgetrennt.

Reiners ärgert sich darüber, dass eine Maßnahme in Angriff genommen wird, ohne den Blick auf die gesamte Strecke zu werfen: Es sei ein „Ding der Unmöglichkeit, einfach einen ganzen Ortsteil so abzuschneiden“. Auch der CDU-Ortsverbandsvorsitzende Willi Ridder forderte in einem Brief an die Stadt, den Bahnübergang zu erhalten.

Dem Antrag der Bahn war eine Prüfung des Eisenbahnbundesamts vorausgegangen: Es hatte entdeckt, das die Halbschranken an dem Bahnübergang Dellerweg bis zum Herannahen eines Zuges mehr als die zulässigen vier Minuten geschlossen sind. Das könne des Wartens überdrüssige Fußgänger, Radfahrer und Pkw-Fahrer veranlassen, den Übergang zu überqueren. Das nennt sich „Fehlhandlungen infolge überlanger Wartezeiten“. Um eine Gefährdung der Verkehrsteilnehmer auszuschließen, macht die Bahn zwei Vorschläge. Variante eins ist der Umbau der Signaltechnik mit einer automatischen Gefahrenraumüberwachung, deren Kosten bei 1,1 Millionen Euro liegen. Die Stadt Nettetal müsste dann rund 280 000 Euro tragen. Der Übergang könnte wie bisher genutzt werden, die Wartezeiten würden wahrscheinlich verkürzt. Variante zwei: die Schließung des Bahnübergangs. Nettetal würde mit 135 000 Euro zur Kasse gebeten. Den Weg mit dem Auto von 1,5 Kilometern hält die Bahn ebenso für verträglich wie einen kombinierten Fuß- und Radweg von 1,4 Kilometern, der die Bahnlinie in Höhe des früheren Stellwerks unterquert.

Im Dezember 2015 hatte die Bahn an drei Tagen den Verkehr am Bahnübergang Dellerweg gezählt: 212-mal kreuzten Fahrzeuge oder Fußgänger die Bahnlinie innerhalb von 24 Stunden, die Schranken waren pro Tag etwa zwei Stunden geschlossen. Daraus zieht die Bahn den Schluss, dass der Übergang Dellerweg geschlossen werden könne — mit geringeren Kosten für sich selbst und die Stadt.

„Wir kommen dann nicht mehr so schnell nach Leuth“, ist die erste Reaktion von Michael Mürmanns. Der Sprecher der Nachbarschaft ist überrascht, denn er hat von den Plänen nichts gehört. Er befürchtet vor allem, dass sich Lastwagen verirren und keinen Ausweg mehr finden. Für Feuerwehr und Krankenwagen gibt es dann nur noch eine abschüssige Zufahrt, warnt eine Nachbarin. „Wehe, wenn es glatt ist“, ergänzt Mürmanns.

Der Planungsausschuss der Stadt Nettetal berät über den Bahnübergang im Rathaus am Doerkesplatz, heute, 18.30 Uhr.