Toller neuer Bus-Service — und keiner will’s gewesen sein
Elektronische Tafeln zeigen Abfahrtzeiten an — die Suche nach dem Aufsteller gestaltet sich schwierig.
Nettetal. Noch 13 Minuten. Dann soll der Bus der Linie 074 nach Kreuzmönchdorf kommen. So leuchtet es neuerdings Gelb auf Schwarz an der elektronischen Anzeigentafel, die an der Haltestelle „Kaldenkirchen Markt“ steht. Doch Vorsicht — noch ist die Anzeige nicht verbindlich, wie ein Hinweis erläutert: „…momentan im Testbetrieb…“ Trotzdem loben wartende Fahrgäste den neuen Service.
„Gut, dass jetzt hier so eine Anzeige steht, dann hat man die Zeit gut im Blick, bis der Bus kommt“, meint beispielsweise Ferdinand Fritz aus Kreuzmönchdorf. Der 80-Jährige, der „auf den Bus angewiesen“ ist, meint allerdings: „Besser wär natürlich, wenn überall solche Anzeigen wären, aber in Kreuzmönchdorf kommt bestimmt keine hin.“
Fritz hat Recht: In Nettetal steht diese Anzeige nur noch in Lobberich am Doerkesplatz. Wer die Tafeln aufstellen ließ und ob weitere in Nettetal vorgesehen sind, weiß im Rathaus niemand: „Wir wissen nur, dass da elektronische Anzeigen errichtet wurden“, gibt Roswitha Karallus von der Nettezentrale zu. Der Service im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sei zwar zu begrüßen, aber man wolle wissen, wer dahinter stecke: „Das versuchen wir noch abzuklären.“
Überhaupt herrscht um die kleinen Anzeigetafeln große Verwirrung: Beim Verkehrsverbund RheinRuhr (VRR) in Gelsenkirchen heißt es, man müsse erst mal intern recherchieren. Schließlich weiß eine Sprecherin mehr: „Die Stadtwerke Krefeld haben 2009 bei uns Fördermittel zur Finanzierung von Dynamischen Fahrgastinformations-Anzeigen beantragt.“
Der VRR nämlich fördert mit Landesmitteln die Verbesserung des Fahrgast-Service durch Dynamische Fahrgastinformationen, kurz DFI, und zwar konkret „42 Anzeigen an 28 Haltestellen, 19 davon in Krefeld, neun im Kreis Viersen“.
Beim VRR wisse man von Anzeigetafeln in Neersen, Willich oder Bracht am Westwall. Welche davon in Betrieb seien, da habe man „wohl in Krefeld eher den Durchblick“. Bei den Stadtwerken (SWK) muss man sich aufgrund der Anfrage „erst sachkundig machen“. Das Ergebnis für Kaldenkirchen: „In der Tat hat die SWK die Anzeige dort errichten lassen“, teilt ein Sprecher mit und ergänzt: „Gleiches gilt für die Haltestelle Doerkesplatz in Lobberich, wo wir parallel ebenfalls eine DFI haben aufstellen lassen.“ Kostenpunkt für die DFI Kaldenkirchen Markt laut Höstermann „zirka 35 000 Euro, wovon der VRR 85 Prozent, übernommen hat“.
Sechs Jahre nach Antragstellung auf Fördermittel also profitieren in Nettetal Fahrgäste in Kaldenkirchen und Lobberich davon — aber auch nur sie: „Die Ausstattung weiterer Haltestellen im Kreis Viersen ist in absehbarer Zeit durch uns nicht mehr vorgesehen“, sagen die SWK. DFI sei nur an „Haltestellen sinnvoll, die von verschiedenen Buslinien angefahren werden und die entsprechend von vielen Menschen frequentiert werden“. Die meisten Fahrgäste nutzten eher ein Smartphone und informierten sich mit Apps über Abfahrtzeiten.
Fahrgast Ferdinand Fritz indes verlässt sich an der Bushaltestelle Kaldenkirchen Markt lieber auf die Anzeigetafel: „In drei Minuten kommt mein Bus.“ Doch Fritz muss sich gedulden — der Bus trifft mit vier Minuten Verspätung ein. Darüber gibt die DFI keine Auskunft. Sie läuft ja auch noch im „Testbetrieb“.