Zornige Anwohner in Viersen-Süchteln „Diese Baumfällungen waren brachial“

Viersen-Süchteln · Hartmut Thieme, Anwohner der Freudenbergstraße 24, ist erbost:„Diese Baumfällungen sind brachial, die Bäume haben das Viertel geprägt.“ Jetzt sind sie weg. Was steckt dahinter?

Nur noch Stümpfe: Darüber ärgern sich Anwohner in Süchteln.

Foto: Emily Jaenke

(busch-/mja) Hartmut Thieme, Anwohner der Freudenbergstraße 24, ist erbost. „Diese Baumfällungen sind brachial, die Bäume haben das Viertel geprägt“, sagt Thieme. Er habe in Gesprächen mit Nachbarn erfahren, dass er mit seinem Ärger nicht allein ist. „Wir sind vollkommen überrumpelt worden“, sagt Thieme. Viele würden sich jetzt fragen, warum die drei Bäume weichen mussten. Die Bäume, die die Anwohner seit 16. Oktober vermissen, sind eine Tanne und zwei Birken auf einem Grundstück an der Ecke Freudenberg-, Beck- und Unterstraße. Dort befanden sich bis vor kurzem drei Gebäude der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG). Eines davon war am Donnerstag komplett abgerissen.

Nachfrage bei der GWG: Was geschieht dort? „Auf dem Grundstück befanden sich um 1940 errichtete Gebäude mit Mietwohnungen“, erläutert GWG-Sprecher Peter Bauland. Diese hätten leergestanden. „Das Gelände gehört uns, und wir wollen es nicht veräußern, sondern selbst neu mit Wohnungen für alle bebauen“, erklärt GWG-Vorstand Michael Aach auf Anfrage. Es sei eine attraktive Fläche. Anders als die VAB, die in Viersen und Dülken baue, sei die GWG überwiegend in Süchteln und Boisheim aktiv. „700 unserer 800 Wohnungen befinden sich in Süchteln“, führt Aach aus. Das Bauvorhaben ist der Grund für die Baumfällungen. „Sie waren wegen des Abrisses notwendig“, sagt Peter Bauland. Sonst hätten die Maschinen der Abrissfirma keinen Platz gehabt. Die Abbrucharbeiten habe die Behörde genehmigt. Möglich sind die Fällungen auch, weil in Viersen trotz vieler Versuche eine Bausmschutzsatzung fehlt.

Dort, wo die Bäume wuchsen, soll ein Parkplatz entstehen. Das Bauvorhaben befindet sich laut Michael Aach in einem sehr frühen Stadium. Gerade liefen Vorarbeiten auf der Fläche. Ein Bauantrag sei noch nicht gestellt. Das Projekt werde, so Peter Bauland, wohl erst in drei, vier Jahren verwirklicht. Hartmut Thieme wünscht sich, dass die GWG die Anwohner über die Fällungen informiert hätte. Er vermisst Sensibilität beim Naturschutz. Er habe nur zufällig davon erfahren, als er sich an die GWG wandte, um einen in seinem Garten wuchernden Brombeerstrauch entfernen zu lassen. Die Baumstümpfe würden für ihn darauf hindeuten, dass die Birken etwa 30 Jahre, die Tanne etwa 40 Jahre wären. Die Tanne sei gesund gewesen: 2022 habe er sie von einem Sachverständigen begutachten lassen, als er fürchtete, sie könne auf sein Grundstück stürzen. Das Ergebnis: „Die Tanne war kerngesund“, so Thieme. „Das waren 30 Jahre alte Bäume“, bestätigt Peter Bauland. Die GWG plane aber, neue Bäume zu setzen, betonte er: „Es wird adäquaten Ersatz geben.“

(busch-/mja)