Wärmepumpe, Photovoltaik & Co. Viersener Firma jetzt komplett klimaneutral

Viersen · Weg von fossilen Brennstoffen, das war die Devise für Arno Kepp und sein Unternehmen Mostron. Mit Photovoltaik auf dem Dach und einer Grundwasser-Wärmepumpe ist das Familienunternehmen bereits heute komplett CO2-frei.

Unternehmensgründer Arno Kepp im Wärmeraum von Mostron: Das weiße Gerät ist die Wärmepumpe, der dunkle Kasten rechts ist der Stromspeicher.

Foto: Heribert Brinkmann

Das Geheimnis liegt in rund 20 Metern Tiefe und 70 Meter von Arno Kepps Büro entfernt. Unter schlichten Kanaldeckeln verborgen, sorgen ein Saug- und ein Schluckbrunnen für einen besonderen Wasserkreislauf. Aus dem Grundwasser werden in der Stunde bis zu 30 Kubikmeter hochgepumpt. Das Grundwasser ist konstant 13 bis 14 Grad warm, das reicht für den Betrieb einer Wärmepumpe. Sie entzieht dem Grundwasser rund zweieinhalb bis drei Grad Wärme, anschließend wird das Wasser über den Schluckbrunnen wieder dem Grundwasser zugeführt.

Das Unternehmen MOStron verzichtet somit komplett auf die Nutzung von fossilen Brennstoffen zur Versorgung der Firmengebäude mit rund 4500 Quadratmetern Fläche. Am Firmensitz an der Helmholtzstraße 20 fließt der Hammer Bach vorbei, von seinem Büro schaut der Unternehmer auf ein gut gefülltes Regenrückhaltebecken. Doch an das Grundwasser zu kommen, war gar nicht so einfach. Anfangs erteilte die Kreis Viersen keine Bohrgenehmigung für zwei Brunnen vor dem Firmengebäude. Die Sorge war, dass die Pumpe eine im Grundwasser vorhandene PFC-Fahne in dieses Gebiet ansauge. Als man dann die beiden Brunnen hinter das Firmengelände verlegte, klappte das Projekt.

Sehen kann man nicht viel. Im Technikraum steht halt keine Heizung mehr, sondern eine Wärmepumpe mit einem großen Wasserspeicher. Mehr Krach machen die Ventilatoren für den Batteriespeicher, der den Strom der Photovoltaik für nachts und bedeckte Tage speichern soll. Seit August 2023 ist das System aus Grundwasser-Wärmepumpe und PV auf dem Dach in Betrieb, und auch im Winter hat alles gut funktioniert. Dank vorausschauender Planung: Denn die bereits 2015 und 2019 neu gebauten Hallen sind mit einer Industriefußbodenheizung ausgestattet. Der „Altbau“ von 1983 ist noch ohne Fußbodenheizung gebaut worden. Die klassischen Radiatoren mussten in der Fläche um den Faktor drei vergrößert werden. Mit 40 Grad Vorlauftemperatur werden auch die Büroräume erwärmt.

Gegenüber Luft- und Erdwärmepumpe hat die Grundwasser-Wärmepumpe die besten Werte. Aus einem Kilowatt Strom werden so 5,6 kW Wärme erzeugt. „Das ist ein enormer Wert“, so Arno Kepp. Normal sind bei Wärmepumpen Jahresarbeitszahlen zwischen drei und vier kW. Auch wenn es vom Bund über die BAFA einen fünfstelligen Förderbetrag gegeben hat, rechnet sich die Anlage in den nächsten zehn, 15 Jahren nicht. Dazu war die sechsstellige Investition zu hoch. Kepp ging es aber vielmehr darum, CO2 zu vermeiden. Das Unternehmen, das Elektronik an Industriekunden liefert, will weg von fossilen Brennstoffen. Nachhaltigkeit werde in der Branche massiv eingefordert, sagt Kepp. Und wer nachhaltige Computertechnik liefern will, muss sich auch bei der Produktion in Sachen Nachhaltigkeit messen lassen.

Trotzdem wundert sich Arno Kepp, dass im Gewerbegebiet an der Helmholtzstraße nicht alle Unternehmen Photovoltaik nutzen, um die CO2-Last zu reduzieren.. Solche Anlagen rechneten sich nach zehn, 15 Jahren, vielleicht sogar schneller, wenn die Strompreise weiter steigen. Die PV-Anlage auf dem Dach von MOStron hat einen Nennwert von 260 kWp. Realistisch sind 230 kW, das sei absolut ausreichend, um Strom einzuspeisen und zu speichern. Nachts liefert der Speicher den benötigten Strom. Im Winter bezieht die Firma grünen Strom von der NEW. Das Ziel ist, mit der Einspeisung im Sommer die Stromkosten im Winter wieder herauszuholen. Kepp will dafür im Jahr 150.000 kWh ins Netz einspeisen.

Der Ingenieur für Nachrichtentechnik hat sein Unternehmen im Dezember 1980 gegründet. Heute wird das Unternehmen von seiner Tochter Katrin Camps weitergeführt. Der Name MOStron setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben für Metal Oxide Semiconductor (= Halbleitertechnik) und tron (Elektronik). Über 40 Mitarbeiter setzen die elektronischen Baugruppen zusammen und beliefern damit Industriekunden bundesweit.