Innung E-Handwerke sprach 32 Elektroniker los Das nächstes Ziel ist die Meisterprüfung
Kreis Viersen · Sie arbeiten an der Zukunft: 32 Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik aus dem Kreis Viersen sind jetzt Gesellen. Die einzige Frau des Jahrgangs kommt aus Viersen, der Jahresbeste aus Willich. Ihr nächstes Ziel: die Meisterprüfung.
Für die feierliche Lossprechung des Fachkräftenachwuchses hatte die Innung E-Handwerke Niederrhein Kreis Viersen einen besonderen Ort gewählt: Die 1905 erbaute Generatorenhalle der NEW diente einst als Maschinenhalle des Elektrizitätswerks Viersen – der Strom war hier quasi immer schon zu Hause. Obermeister Martin Nowroth erhob die bisherigen Auszubildenden offiziell in den Gesellenstand.
Meisterin im Elektrohandwerk – das ist das große Ziel von Jessika Meyer, die jetzt mit 40 Jahren die Ausbildung beendete. Dazu will sie die Abendschule besuchen. Die alleinerziehende Viersenerin weiß: „Das wird hart.“ Die Ausbildung hat sie bei ihrem Vater Georg (72) gemacht. Mit ihrem Bruder Denis, der Geselle ist, und ihrer älteren Schwester Melanie Skott wird sie künftig den Familienbetrieb mit vier Mitarbeitenden führen. Im ersten Berufsleben lernte die Mutter von zwei 16 und 21 Jahre alten Kindern Einzelhandelskauffrau, später arbeitete sie sieben Jahre in der Altenpflege. Auch Jessika Meyer mag die Abwechslung im Elektrohandwerk. „Und es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn man sagen kann: Die Elektroinstallation in diesem oder jenem Haus habe ich erschaffen“, sagt sie.
Insgesamt liegt der Frauenanteil unter den Auszubildenden im Handwerk bei einem Sechstel (2022: 16,7 Prozent). In den gewerblich-technischen Berufen bleiben Frauen vielfach jedoch noch unterrepräsentiert. Besonders hohe Frauenanteile zeigen sich bei Auszubildenden in den kreativen Handwerksberufen. Weit oben rangieren beispielsweise Berufe wie Maßschneiderin (Frauenanteil 2022: 85,7 Prozent), Goldschmiedin (73,4 Prozent) oder Konditorin (83,9 Prozent). Auch die Gesundheitshandwerke wie Zahntechnikerinnen (61,9 Prozent), Augenoptikerin (67,3 Prozent) oder Hörakustikerin (53,9 Prozent), weisen hohe Frauenanteile auf.
Auch wenn der Friseurberuf noch unangefochten auf Platz eins der Top-Berufe der weiblichen Auszubildenden im Handwerk steht: In vielen Bereichen wird das Handwerk deutlich weiblicher. Deutlich gestiegen ist die Zahl junger Frauen, die Kraftfahrzeugmechatronikerin, Tischlerin, Augenoptikerin, Elektronikerin oder Malerin und Lackiererin werden.
Die beste Gesamtleistung der Sommer- und Winterprüfung erzielte Daniel Mies, der im Meisterbetrieb von Georg Draack in Willich sein Handwerk erlernte. Notenvielfalt sucht man auf dem Abschlusszeugnis des Anrathers vergeblich: Der 21-Jährige bestand alle Prüfungsteile mit einer glatten Eins. Nach dem Abi hatte er zunächst zwei Semester Informatik studiert – und festgestellt: „Da fehlte mir die Praxis. Also habe ich den 180-Grad-Wechsel ins Handwerk vollzogen.“ Die Affinität zum Elektrohandwerk hatte ihm sein verstorbener Großvater vermittelt, der selbstständiger Meister war. „Das hat mich schon als Kind begeistert“, erzählt Daniel Mies. Und diese Begeisterung hält auch nach der nun abgeschlossenen Ausbildung an: „Die Vielfalt ist toll, ebenso die Möglichkeit, den Wandel zu neuen Techniken mitzugestalten.“ Damit meint er etwa BUS-Systeme zur Datenübertragung oder KNX zur Gebäudeautomation. Jetzt beginnt Daniel Mies die Meisterschule; er kann sich vorstellen, anschließend als angestellter Meister bei Georg Draack zu bleiben.
Meyer und ihren 31 männlichen Kollegen galten herzliche Glückwünsche des Bundestagsabgeordneten Martin Plum (CDU). „Der Elektroniker ist nicht nur einer der begehrtesten Berufe – er spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Energiewende“, erklärte Plum. Wie sehr der technologische Fortschritt die Branche prägt, illustrierte Festredner Wilfried Görres: Der ehemalige Oberstudienrat am Berufskolleg Viersen zeigte eine alte Speichereinheit mit 512 Byte. Heute gelten 128 Gigabyte als ausreichend für den grundlegenden Gebrauch eines Smartphones. NEW-Vorstand Thomas Bley gab dem Fachkräftenachwuchs ein Rezept mit auf den Weg: „Es ist wichtig, dass man die Dinge, die man macht, gerne macht und Spaß hat an dem, was man tut.“