„Himmelsstübchen“ in Viersen Wo es bald gratis Hilfe bei allen Fragen gibt

Viersen · Am 15. April geht das Himmelsstübchen der Gemeinde St. Remigius an den Start. Am Remigius­platz 12 wird praktische und kostenfreie Lebenshilfe für alle Menschen angeboten.

Pfarrer Roland Klugmann weist auf den Namen am Schaufenster: Am Remigiusplatz 12 in Alt-Viersen öffnet am 15. April das „Himmelsstübchen“.

Pfarrer Roland Klugmann weist auf den Namen am Schaufenster: Am Remigiusplatz 12 in Alt-Viersen öffnet am 15. April das „Himmelsstübchen“.

Foto: Bianca Treffer

Der Papierkram für die Beantragung einer Pflegestufe überfordert, das von der Bank eingegangene Schreiben ist unverständlich, irgendwie haben sich Schulden angehäuft, die für schlaflose Nächte sorgen – es gibt tausenderlei Dinge, die Menschen vor Probleme stellen und mit denen sie alleine nicht mehr zurechtkommen. Ab Montag, 15. April, gibt es in Viersen eine Anlaufstelle, in der es Rat und Hilfe für alle gibt. Gratis. Von Ehrenamtlern.

Am Remigiusplatz 12 geht das „Himmelsstübchen“ der katholischen Pfarrgemeinde St. Remigius an den Start. Man darf aber auch evangelisch sein, muslimisch oder Atheist. Hilfe bekommt jeder, egal ob jung oder alt. Direkt neben der Hausnummer 13, wo die Gemeinde bereits seit drei Jahren das Angebot „Sprechzeit“ betreibt, bei der Menschen einfach zum Reden vorbei kommen können, zieht das „Himmelsstübchen“ ein. Die große Schaufensterscheibe ist schon mit dem Namen beschriftet. „Innen haben unsere Mitarbeiter renoviert. Wir müssen jetzt nur noch die Einrichtung aufbauen, dann kann es losgehen“, sagt Pfarrer Roland Klugmann.

Die Idee, ein solches Angebot in Viersen zu installieren, kam Klugmann vor anderthalb Jahren. „Ich hatte von einem Angebot dieser Art in einer anderen Stadt gehört und war begeistert“, erinnert er sich. Dazu kam: Die Anfragen im Pfarrbüro nach Hilfen und Unterstützung nahmen in der vergangenen Zeit stetig zu. Doch es fehlte an Räumlichkeiten zur Umsetzung eines eigenständigen Projektes.

Das änderte sich als der Friseur, der bis dato an der Adresse zu finden war, die Räume vor knapp einem Jahr aufgab. Das Gebäude gehört der Gemeinde und man beschloss auf Mieteinnahmen zu verzichten und dort stattdessen das Himmelsstübchen zu installieren.

Zunächst stand allerdings die Suche nach Ehrenamtlern an, die in die Beratung gehen. Der Aufruf der Gemeinde führte zu knapp 30 Personen. „Diese hohe Bereitschaft für das Ehrenamt in den Einsatz zu gehen hat uns freudig überrascht“, sagt Klugmann. Die Palette der ehrenamtlichen Mitstreiter ist bunt gemischt: Darunter sind unter anderem Anwälte, Mitarbeiter von Verwaltungen, Krankenkassen und Energieversorgern, Banker sowie Krankenschwestern. Alle wollen ihr fachliches Know-how einbringen.

In der Praxis wird es so aussehen, dass Bürger das Himmelsstübchen zu den Öffnungszeiten ohne Termin aufsuchen können und dort einen Ansprechpartner antreffen. Kann dieser direkt weiterhelfen, macht er dies. Ansonsten wird der Kontakt zu einem entsprechend dem Problem spezialisierten Mitglied des Teams hergestellt. Es kommt dann zu einem Termin, zu dem der Experte im Himmelsstübchen bereitsteht.

„Wir möchten mit dem Himmelsstübchen eine niedrigschwellige Anlaufstelle für alle Menschen mit Problemen und Fragen anbieten“, sagt Klugmann. „Das Team berät jeden, der vorbeikommt, ist verschwiegen und zeigt den Betroffenen auf, welchen Weg sie einschlagen können, um eine Lösung für ihr Problem zu erhalten.“ Die Ehrenamtler geben Ratschläge, stellen Kontakte her und benennen zuständige Stellen, Berater sowie Behörden. Kurzum, sie nehmen Menschen an die Hand, die sich mit ihren Sorgen und Nöten allein gelassen fühlen und das gratis. Ein Stückchen Himmel auf Erden. „Ich denke, es ist ein Angebot, das die aktuelle Zeit braucht“, sagt Klugmann. Und da es eigentlich nie genug Ehrenamtler sein können, die sich mit ihrem Wissen einbringen, sucht die Gemeinde weitere Mitstreiter, die Lust haben, anderen Menschen zu helfen.

Die Kirchengemeinde selbst ist aber noch einen Schritt weitergegangen. Klugmann nahm Kontakt mit dem Antrags- und Formularhilfeverein in Viersen auf, da die Angebote des Vereins und des Himmelsstübchen letztendlich ineinandergreifen. Der Pfarrer erfuhr, dass der Verein aus einer privaten Küche heraus agiert und bot spontan Räumlichkeiten im Himmelsstübchen an, da ausreichend Platz vorhanden ist. An der Hausnummer 12 zieht so am 1. Mai der Antrags- und Formularhilfeverein ein. Der Verein hat einen eigenen Eingang.