Realschule in Viersen-Süchteln Ein Roboter für duftende Klassenzimmer
Viersen-Süchteln · An der Johannes-Kepler-Schule fehlt ein Süßigkeitenautomat. Und ein Mülleimer, der selbst Müll aufsammelt. Und ein Roboter, der Parfüm versprüht, damit die Klassenräume gut duften. 30 Achtklässler bastelten und programmierten jetzt Lösungen für einen besseren Schulalltag.
„Das sieht gut aus“, meint Jasmin. Die Achtklässlerin der Johannes-Kepler-Realschule in Süchteln hat gerade zu einer Pappwand gegriffen, in die eine Plexiglasscheibe eingelassen ist, unter der eine bewegliche Klappe sowie zwei ausgeschnittene Felder zu sehen sind. „Da kommen nachher das Display und das Tastenfeld rein. Die beiden miteinander zu vernetzten, hat uns rund zwei Stunden Zeit gekostet, aber es hat geklappt“, sagt Oliver, der genau diese Technik in der Hand hält und gemeinsam mit Pia, Melissa und Daria durch die Scheibe auf die Unterteilungen in dem Karton schaut, auf denen kleine Spiralen Süßigkeiten festhalten.
Die vier Mädchen haben mit Oliver einen Süßigkeitenautomaten entwickelt. Das ist aber nicht das einzige Projekt, an dem 30 Achtklässler in den Technik- und Computerräumen der Schule gerade letzte Hand anlegen. Insgesamt sind es fünf unterschiedliche Projekte, die innerhalb von drei Tagen umgesetzt werden. In der Süchtelner Realschule ist das Angebot „Make your school – Eure Ideenwerkstatt“ von „Wirtschaft im Dialog“ eingezogen. An den drei sogenannten Hackdays tüfteln die Achtklässler an digitalen Lösungen zu Schulthemen, die sie beschäftigten.
„Wir nehmen schon seit 2019 an den Hackdays teil“, sagt Mathe-, Informatik- und Geschichtslehrer Patrick Diekmann, der das Projekt zusammen mit seinem Kollegen Tobias Kreuer betreut. Dazu kommen vier Studenten unterschiedlicher Studienrichtungen aus ganz Deutschland, die während der Hackdays in der Schule sind. Sie begleiten als Mentoren die Schüler. In der Praxis sieht es so aus, dass sich die Realschule bei „Wirtschaft im Dialog“ in Berlin bewirbt. Die betreuenden Lehrkräfte erhalten eine entsprechende Schulung. Dazu erhält die Schule mehrere Materialkoffer mit Bauteilen von Sensorik über Elektronik bis hin zu Controllern. „Zudem erhalten wir 400 Euro, mit denen wir zusätzliches benötigtes Material einkaufen können“, berichtet Diekmann. Zu den eigentlichen Hackdays kommen die Studenten dazu. Das Projekt ist in der Stufe acht angesiedelt. „Achtklässler, die gerne mitmachen möchten, können sich bewerben. Die Teilnehmerzahl liegt bei 30 Schülern“, sagt Diekmann. „In diesem Jahr hatten wir so viele Anmeldungen, dass wir das Losverfahren für die Teilnahme einsetzen mussten.“
Am ersten Tag saßen alle Beteiligten zusammen, und gemeinsam wurde überlegt, wo mittels digitaler und technischer Hilfe Optimierungen in der Schule Einzug halten könnten. „Wir sammeln die Ideen und überlegen danach, wie eine mögliche Lösung aussehen könnte“, sagt Jonas Schmidt, der in Tübingen Informatik studiert. In Kleingruppen geht es im Anschluss an die verschiedenen Projekte heran. In der Realschule arbeiteten die Schüler an einem fahrenden Mülleimer, einem intelligenten Spind mit Beleuchtung, Ventilator und Pin-Code sowie an einem digitalen Bezahlsystem für den Schulkiosk. Dazu kamen ein Roboter, der mittels Duftsprays für gut riechende Klassenzimmer sorgen soll – und der besagte Süßigkeitenautomat.
„Man nimmt schon viel aus den drei Tagen mit. Es macht auch jede Menge Spaß“, sagt Melissa. In die Maker-AG, die an der Johannes-Kepler-Schule seit zwei Jahren angeboten wird, möchte sie aber nicht eintreten. Oliver liebäugelt hingegen schon damit. „Ich würde gerne weitermachen und mir in diesem Bereich noch mehr Wissen aneignen“, sagt der Achtklässler. Zusätzlich zur Teilnahme an der Maker-AG können die Schüler auf das Netzwerk von „Make your school – Eure Ideenwerkstatt“ zurückgreifen und technische Fragen klären oder die angebotenen Referate nutzen.
Diekmann und Kreuer sind gespannt, ob die teilnehmenden Schüler in diesem Jahr Lust haben, sich für das Maker-Festival in Berlin zu bewerben. „Bislang hat sich noch keine unserer Gruppen beworben“, sagt Kreuer. Die Bewerbung erfolgt per Video, in dem eine jede Gruppe ihr Projekt vorstellt. Wird man ausgewählt, geht es für die Gruppe im September für zwei Tage nach Berlin zum Maker-Festival.