Forensische Klink: Fünf Meter für die Sicherheit

Der Landschaftsverband errichtet in Süchteln für 22 Millionen Euro einen Hochsicherheitstrakt für psychisch kranke Menschen.

Süchteln. Die Mauern sind gewaltig. Bis zu vier Metern ragen sie bereits in die Höhe. Auf dem Gelände der Rheinischen Kliniken in Süchteln wächst der Ersatzneubau für die Forensik. Gut ein Jahr nach dem ersten Spatenstich sind Rohbauten der Hochsicherheitsgebäude schon so gut wie fertig.

Nachdem das Land die Stadt Viersen aufgefordert hat, die Platzzahl für forensische Patienten in der Süchtelner Klinik von ursprünglich 100 auf 172 zu erhöhen, wird der Rat darüber nach der Sommerpause entscheiden. Die Zustimmung gilt als sicher.

"Auf die Größenordnung von 172 kommen wir, weil das die Platzzahl ist, die wir so bewältigen können, dass wir die maximale Sicherheit garantieren", sagt Miguel Freund, Leiter des Maßregelvollzugsamts beim Landschaftsverband, kurz LVR.

Der LVR ist als kommunale Einrichtung mit der Aufgabe betraut, Menschen, die straffällig geworden sind, aber wegen ihrer psychischen Krankheit nicht für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden können, medizinisch zu betreuen.

"Die neuen Gebäude werden trapezförmig so angeordnet, dass ein Innenhof entsteht", sagt Freund. Zur Außenseite der Gebäude werden alle Fenster vergittert. "Zudem sind die Mauern so gestaltet, dass es unmöglich ist, sie zu erklimmen. Als zusätzliche Sicherheit haben wir im Innenhof den Boden um einen Meter abgesenkt, so dass die Gebäudemauern, die den Hof begrenzen, rund fünf Meter hoch sind", erklärt der LVR-Mann weiter.

Maximale Sicherheit sei zudem dadurch garantiert, dass die fünf entstehenden Gebäude nur durch eine zentrale Eingangsschleuse betreten werden können. "Andere Aus- und Eingänge gibt es nicht", so Freund.

Der Neubau in Süchteln ist als Teil eines landesweiten Projekts zu sehen, durch das der LVR die Überbelegung in seinen Einrichtungen beenden will. So entstehen gleichzeitig neue Forensik-Einrichtungen in Duisburg und Essen, außerdem wird die Forensik in Köln erweitert. "In allen Einrichtungen, also auch in Süchteln, wird auf jeden Patienten ein Betreuer kommen ", so Freund.

Hinter vorgehaltener Hand sprechen Mediziner längst davon, dass die psychische Betreuung in der Forensik weitaus besser und erfolgreicher sei, als in der Psychiatrie.

Insgesamt wird es in Süchteln 150 Hochsicherheitsplätze, also Raum für Patienten ohne Ausgang, geben. 60 Plätze sind für die- Patienten bestimmt, die kurz vor der Entlassung stehen.

"Von diesen 150 Hochsicherheitsplätzen werden 78 in unserem Neubau entstehen, die restlichen verteilen sich auf die bestehende Gebäude der Landesklinik an der Johannesstraße 70.

Widerstand in der Bevölkerung gebe es gegen die Psychischen Kliniken und den Neubau der Forensik "eigentlich nicht", sagt Süchtelns Ortsbürgermeisterin Margret Maier (CDU). "Sicher, unter den direkten Anwohnern an der Moersenstraße und am Siebenweg gibt es Kritiker, aber die spiegeln nicht die vorherrschende Meinung wider".

Was den Fahrplan angeht, will der LVR Ende des Jahres Richtfest feiern, Mitte 2009 sollen die ersten Patienten in die neuen Gebäude ziehen.