Firma soll schon aufgefallen sein

Kontodaten-Skandal: Die Viersener MV Consulting ist in den Blickpunkt um die Weitergabe von Bankdaten geraten.

Viersen. In einem rot-orangen Backsteinhaus aus der Jahrhundertwende sitzen die Firmen MV Marketing und MV Consulting. Aus diesen Call-Centern soll der Skandal um die 17 000 verkauften Bankdaten von ahnungslosen Bankkunden losgetreten worden sein, der momentan bundesweit für Schlagzeilen sorgt.

Anwohner zucken größtenteils mit den Schultern, wenn man sie auf die Firma anspricht. Seit gut drei Jahren sei das Call Center dort, heißt es "Ich find so was ja bedenklich, da wird man reingelegt, bevor man den Hörer abgenommen hat", sagt ein Mann.

Auch der Betreiber eines benachbarten italienischen Restaurants will nichts mit den Geschäftsinhabern, Marco V. und Marcel Vincenzo R, genannt Don Marcello, zu tun haben. Der Restaurantbesitzer ist aufgebracht. Er schimpft auf den deutschen Staat, der Geschäfte wie Call Center erst erlaube. "In Italien gibt es das nicht, da spielt man Lotto nur im Geschäft mit barem Geld."

Auch ein Drucker, der in der Anfangszeit für V. Aufträge ausgeführt hat, schüttelt inzwischen den Kopf. "Ich laufe nicht gerne meinem Geld hinterher", begründet er das Ende der Zusammenarbeit mit dem aus Italien stammenden Call-Center-Chef.

Es waren große Aufträge: 50 000 Flyer, 50 000 Gutscheine für Reisen. Schick aufgemacht, mit bunten Bildern: Kreuzen im Mittelmeer, Klassisches Italien, Türkei. Wer sonst nicht gewann bei den Gewinnspielen zu 36 Euro pro Monat, der sollte nach Ablauf der Spielzeit einen Gutschein bekommen.

Einen Gutschein der Firma Bon-Bonniere aus Obertshausen in Hessen. Die wirbt im Internet mit genau denselben Bildern. Und genau wie MV Consulting ist diese Firma schon Verbrauchern negativ aufgefallen.

Ein nach eigenen Aussagen ehemaliger Mitarbeiter der Firma erzählt, dass über Namen und Kontodaten von Bürgern verfüge, die mal bei der Süddeutschen- und Norddeutschen Klassenlotterie getippt haben.

Die Nummern, unter denen MV Consulting normalerweise zu erreichen ist, waren zwar alle noch geschaltet, allerdings fand sich niemand, der den Hörer abhob, nirgendwo.

Die Staatsanwälte rechnen mit Ermittlungsarbeiten, die Monate dauern werden. Der Verstoß gegen das Datenschutzgesetz wird mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft.

Sie wird wohl zur zur Bewährung ausgesetzt, falls jemand noch nicht in Erscheinung getreten ist. Geschäftsführer V. allerdings soll schon Bekanntschaft mit der Staatsanwaltschaft gemacht haben.

Wie hoch die Strafe ausfällt, wenn man zudem Betrugsversuche nachweisen kann, dazu schwieg die Staatsanwaltschaft am Montag.