Kita in Brüggen Mutter kritisiert Umgang mit „sexuellen Übergriffen“

Kreis Viersen · Eine Mutter kritisiert den Umgang einer Brüggener Kita „nach sexuellen Handlungen unter Kindern“. Der Kreis hat die Kindergarten-Fachberatung eingeschaltet. Das DRK widerspricht.

BNS/BR: Detlef Blank DRK Kreis Viersen

Foto: Daniela Buschkamp

Eine Mutter (31) erhebt Vorwürfe gegen die Leitung und die Erzieher in der DRK-Kindertagesstätte „Sternenland“ in Brüggen-Bracht. In der Einrichtung sei es wiederholt zu sexuellen Übergriffen unter Kindern gekommen. Diese seien immer von einem einzigen Kind ausgegangen; ihre beiden Kinder seien davon betroffen gewesen. „Es geht nicht um Unwissenheit der Leitung oder der Erzieherinnen, sondern explizit um das bewusste Nicht-Hinsehen“, sagt die Mutter.

Der jüngste Vorfall habe sich am vergangenen Dienstag ereignet. Eines ihrer Kinder habe ihr erzählt, dass es mit seinem Geschwister und einem älteren Kind im Garten der Kita gewesen sei, außerhalb der Sicht der Erzieherinnen. Das ältere Kind habe von den beiden verlangt, sich auszuziehen, sonst würde es sie schlagen. Die beiden seien der Aufforderung aus Angst gefolgt. Als die Mutter ihre Kinder abholte, schilderte eine Erzieherin die Ereignisse anders, das Ausziehen sei verhindert worden.

Laut der Mutter sei dies nicht der erste sexuelle Übergriff, dem ihre Kinder ausgesetzt waren. Bereits vor einem Jahr sei es zu einem Übergriff auf eines ihrer Kinder in der Turnhalle der Kita gekommen. Dabei habe das ältere Kind es zu oralen sexuellen Handlungen aufgefordert und diese auch an ihm praktiziert. Ihr Kind habe ihr davon erzählt.

Die Mutter war schockiert und sagt: „Über diesen Vorfall bin ich nicht informiert worden.“ Sie habe nachgefragt; danach habe es ein Gespräch mit dem Jugendamt des Kreises Viersen, der Kita-Leitung, zwei Erzieherinnen, der Mutter des älteren Kindes und der integrierten Familienhilfe gegeben. Anschließend sei das ältere Kind für mehrere Wochen aus der Gruppe genommen worden.

„Allerdings gab die Leitung an, dass man das Kind wegen des offenen Konzepts nicht engmaschiger betreuen könne und man könne auch nicht verhindern, dass es etwa mit anderen Kindern in Nebenräume oder andere uneinsehbare Plätze der Einrichtung geht“, schildert die Mutter. Zudem habe die Leitung erklärt, dass man solche Geschehnisse den Eltern nicht mitteilen müsse; dies habe sie bei einer Fortbildung erfahren. Es würde reichen, wenn man dies erstmal beobachte. „Ich fühlte mich nicht ernst genommen“, schildert die Mutter. Sie habe eher das Gefühl gehabt, dass die Kita-Leitung die Vorfälle unter der Decke halten wolle.

Die Pressestelle des Kreises Viersen erklärt zu dem Vorfall: „Der geschilderte Fall ist unseren Fachämtern bekannt. Die Kindergarten-Fachberatung des Kreises steht bereits mit der Einrichtung und den Familien in Kontakt. Von unserer Seite erfolgt pädagogische Beratung und Unterstützung.“

An den Schilderungen ihrer Kinder zweifelt die 31-Jährige nicht. Sie selbst habe im März 2019 bei einem Besuch des älteren Kindes ähnliches beobachtet: „Die drei Kinder haben allein gespielt. Als ich ins Zimmer kam, zog eines meiner Kinder schnell wieder seine Unterhose hoch.“ Sie habe darauf den Kindern gesagt, dass sie sich nicht ausziehen sollten. Als sie den spielenden Kindern später einen Gemüsesnack gebracht habe, habe der Gast gefragt: „Wer steckt mir das in den Po?“. „Ich war schockiert“, sagt die Mutter. Sie habe mit der Mutter des Gastes über diesen Vorfall gesprochen.

Für den DRK-Kreisverband erklärt dessen Geschäftsführer Detlef Blank: „Der Vorwurf ist uns bekannt. Wir können nicht bestätigen, dass der Vorfall sich so zugetragen hat, wie von der Mutter geschildert.“ Laut Blank habe die pädagogische Leitung unverzüglich das Jugendamt und den Träger informiert. „Die vom Gesetzgeber geforderte Meldung an das Landesjugendamt ist ebenfalls erfolgt. Das Jugendamt wurde tätig und konnte uns als Träger nicht bestätigen, dass sich der Fall so zugetragen hat, wie von der Mutter geschildert.“ Der Blick auf die beteiligten Kinder sei intensiviert worden. „Laut Jugendamt hat sich die Einrichtung richtig verhalten“, sagt Blank.

Die Kita sei langjährig von der pädagogischen Leitung gut und teamorientiert geführt worden; sie sei ein zertifiziertes Familienzentrum und erhalte zudem Fördermittel nach Plus-Kita (frühere Soziale Brennpunktförderung). „Der Vorgang wird von unserer Seite aus weiter mit den Eltern und Kindern begleitet“, so Blank. Dies müsse von der beschwerdeführenden Mutter dann aber auch gewollt werden. Er betont: „Die Aufsicht über alle uns anvertrauten Kinder ist gewährleistet.“ Verfüge die Einrichtung etwa krankheitsbedingt einmal über weniger Personal, werden die Angebote in der gruppenoffenen Arbeit reduziert. „Vereinzelten Anforderungen, das eigene Kind lückenlos zu beaufsichtigen, gleich wo es sich Aufenthalt und Angebot aussucht, zu entsprechen, ist nicht möglich und auch im Rahmen der Partizipation nicht sinnvoll“, sagt Blank.

Anfang August haben die beiden Kinder die Kita gewechselt. „Ich habe schon früher nach zwei Plätzen in anderen Kitas gesucht, aber keine gefunden“, sagt die Mutter. Auch das dritte beteiligte Kind hat die Kita aus Altersgründen verlassen.

„Ich empfinde den Umgang mit den Übergriffen als fahrlässig. In der Einrichtung fehlt ein Konzept“, kritisiert die 31-Jährige. Auch wenn das verantwortliche Kind jetzt nicht mehr die Kita besuche, sei das Problem damit nicht gelöst: Es könne durch andere Kinder erneut zu sexuellen Übergriffen kommen. „Die Kinder sollten besser geschützt werden“, meint die Mutter.