Musikgeschichte(n) fürs Archiv

Werner Tillmann gründete 1946 ein Orchester am Gymnasium Dülken – und schuf eine Lehrmethode.

Dülken. "Ohne Musik ist das Leben ein Irrtum." Diesem Zitat von Friedrich Nietzsche kann Werner Tillmann nur zustimmen. Bereits 1964 gründete er am Städtischen Gymnasium Dülken ein Jugend-Symphonieorchester. Seine Lehrmethode ist als "Dülkener Modell" bekannt und findet mittlerweile auch im Ausland Beachtung - der Gedanke dahinter: "Jedes Kind bringt Talent mit, man muss es nur erkennen und gezielt fördern", so Tillmann. Der ehemalige Leiter des Orchesters spricht aus langjähriger Erfahrung: Über 2000 Schüler haben in ihrer Schulzeit im Orchester gespielt.

Jeden Auftritt, jede Konzertreise haben die ehemaligen Orchestermitglieder Karl-Heinz Bonzelett und Markus Niemann detailliert festgehalten. Das Ergebnis: 13Ordner, gefüllt mit Erinnerungen aus über 30 Jahren Musikgeschichte. Nun ist diese Chronik auch der Öffentlichkeit zugänglich: Im Viersener Stadtarchiv können Kulturinteressierte Fotos, Zeitungsartikel und Dankesschreiben einsehen und sich über die langjährige Geschichte informieren.

"Das Archiv ist der richtige Ort für dieses zeitgeschichtliche Dokument: Es ermöglicht einen Einblick ins kulturelle Schaffen der Stadt und könnte als hervorragendes Forschungsmaterial dienen", findet Stadtarchivar Marcus Ewers.

"In den fünften und sechsten Klassen hat Herr Tillmann Rundgänge gemacht, um einzuschätzen, welchen Schülern man bestimmte Instrumente schmackhaft machen könnte", erinnert sich der ehemalige Schüler und Musiker Thomas Bongartz.

Um weiterhin musikalisch "aus dem Vollen schöpfen" zu können, hat er es sich als Schulrat des Kreises Viersen zur Aufgabe gemacht, die Instrumentalausbildung bereits in den 34 Grundschulen zu fördern. Qualitativ können sich die Leistungen der jungen Musiker sehen lassen: Über 40 Berufsmusiker sind aus dem Orchester bis heute hervorgegangen, außerdem zahlreiche Preisträger des Musikwettbewerbs "Jugend musiziert". Viele Kontakte halten weit über die Schulzeit hinaus. "Mit einer Kammermusikgruppe spiele ich sogar heute noch gelegentlich", erzählt Thomas Bongartz. Doch nicht nur tiefe Freundschaften, sondern sogar Ehen sind aus dem Orchester hervorgegangen.

Eine Zusammenfassung der Geschichte ist im örtlichen Buchhandel erhältlich und kostet 20 Euro.