Kreis Viersen Niersverband plant eine Pilot- und Forschungsanlage
Kreis Viersen. · Die Anlage zum Thema Spurenstoffe wäre Vorreiter in Europa. Verband möchte auch Verursacher zur Kasse bitten.
Der Sommer 2019 war für das Verbandsgebiet des Niersverbandes, der seinen Hauptsitz in Viersen hat, der drittwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen: Mit 41,2 Grad Celsius, gemessen an der Wetterdienst-Station in Tönisvorst, bescherte eine mehrtägige Hitzewelle einen Rekord mit neuem Höchstwert für NRW. Darauf verwies der Vorstand des Verbandes, Dietmar Schitthelm, in der Verbandsversammlung im Forum des Kreishaues in Viersen. Ansonsten bestimmten Probleme mit Spurenstoffen, hohe Investitionen, das zehnjährige Bestehen des Masterplans Niers und die Herausforderungen der Klärschlammentsorgung die Rede des Niersverbands-Chefs in diesem Jahr.
Da die Niers wegen der Trockenheit wenig Wasser führte, wurden höhere Konzentrationen von Spurenstoffen wie Medikamentenrückständen gemessen. Immer noch ungelöst ist die Finanzierungsfrage der sogenannten „vierten Reinigungsstufe“, die hohe Investitionen erfordern würde. Der Niersverband möchte, anders als die Bundesregierung, die dies über eine verteuerte Abwasserabgabe regeln will, die Verursacher daran beteiligen: Firmen aus der Pharma-, der Pestizid- und der chemischen Industrie sollen dabei in einen Fonds einzahlen. Der Niersverband möchte den Bürgern Mehrkosten von 25 bis 30 Cent je Kubikmeter Abwasser ersparen.
Der Verband plant den Bau einer Pilot- und Forschungsanlage zu diesem Problem auf der Kläranlage Nette. Geplant ist eine „3M-Anlage“ zur weitgehenden Entfernung von Mikroverunreinigungen (Spurenstoffen), Multiresistenten Keimen sowie Mikroplastik. Dazu bedarf es weiterer Forschungen, der Niersverband will mit der RWTH Aachen deshalb eine ingenieurwissenschaftliche Kooperation eingehen. Die geplante Anlage wäre in Europa ein absoluter Vorreiter.
Niersverband bewertet
Masterplan als Erfolgsmodell
Der Masterplan ist in den zehn Jahren seines Bestehens ein Erfolgsmodell geworden. Im Kern handelt es sich um ökologische Gewässermaßnahmen, die die Gewässergüte verbessern sollen. Nur dort, wo stoffliche Verunreinigungen eine Regenwasserbehandlung erfordern, sollen noch Becken zur Abwasser- und Regenwasserbehandlung gebaut werden. Damit reduziert sich der Flächenverbrauch, es erspart außerdem Kosten und nutzt zugleich der Umwelt. Der Erfolg ist an der Verbesserung der Ökologie der Niers deutlich ablesbar.
Der Niersverband erneuerte seine Anlageninfrastruktur im Abwasser- und Regenwasserbereich und vergab Aufträge von rund 25 Millionen Euro. Ziel ist es, angesichts drastisch gestiegener Preise bei Fremdvergaben, die Eigenleistungen weiter zu steigern: Im Bereich Gewässerentwicklung liegen diese bereits bei rund 90 Prozent. Die Novellierung der Klärschlammverordnung von 2018 brachte für den Niersverband die Pflicht, ab 2029 Phosphor zurückzugewinnen. Die einzige Form der Rückgewinnung erfolgt aus der Asche, die bei der Verbrennung übrig bleibt. Nach ersten Überlegungen zur Zusammenarbeit mit einem rechtsrheinischen Konsortium gründete sich 2018 eine linksrheinische Kooperation mit dem Ziel, eine Monoverbrennungsanlage zu bauen und zu betreiben. Im März 2019 trat der Niersverband dieser Kooperation bei. Diese Form der Zusammenarbeit sei die deutlich wirtschaftlichere Option, stellte Schitthelm klar.
Ulrich Otto, Leiter des Bereichs Abwasser, berichtete über die Kläranlage Dülken. Dort investiert der Verband rund 19 Millionen Euro. Mit einem Neubau der Flockungsfiltration zum Schutz der Nette-Seen und der Phosphorrückhaltung wird hier ein Schritt nach vorn gemacht. Otto bescheinigte der Anlage „eine exzellente Klärleistung“.