Pferdebalsam und Fugenreiniger

Krammarkt und Kinderkarussell: Da kommen Massen von Besuchern nach Brüggen.

Brüggen. "Nee, ich weiß ja nicht so recht, ob das hält", sagt der Mann im rosafarbenen Polohemd und wiegt kritisch einen Karabinerhaken für 1,30 Euro in der Hand. Dienstbeflissen erklärt ihm der Verkäufer, wie viele Pferde man daran befestigen kann - mindestens. Der Mann lacht und geht weiter. Es ist Altstadtfest in Brüggen. Eine Veranstaltung, die eine große Zahl von Menschen anzieht.

"Wie, Sie möchten wirklich nur eine Dose Pferdebalsam kaufen?", fragt ein Stückchen weiter der Verkäufer. "Nicht zwei?" Seine Kundin guckt irritiert. "Eine kostet 8,50 Euro, zwei gibt’s für zehn." Natürlich will die Dame dann zwei und entfernt sich im guten Gefühl, ein Schnäppchen gemacht zu haben.

Besucherin beim Altstadtfest

Weinprobe, neue Uhren, Ketten, kandierte Äpfel - zu sehen und zu riechen gibt es viel. Wer modisch auf sich hält, kommt kaum an den neuen Schals "für den Übergang" vorbei. In den verschiedensten Farben geringelt, für vier Euro das Stück, im Dreierpack - man ahnt es schon - "für zehn".

Die Kinder drängeln auf das Karussell, die Jugendlichen schauen in die Röhre. "Da hinten ist sonst bei den Festen immer eine richtige Kirmes aufgebaut gewesen, mit Autoscooter und Calypso und so, und jetzt nix", mault der 15-jährige Kevin. Er "hängt dann nur mal so ab" mit seinen Kumpels.

Denn Countrymusik, wie sie die Midnight-Rodeo-Band am Sonntagmorgen zum Frühschoppen serviert, ist nicht sein Ding. Da tanzt die 41-jährige Marianne ganz allein vor der Bühne, ihr Sohn Jason, 4, umkreist sie mit dem Laufrädchen. An den Bierpavillons wird aber auch mitgeklatscht und in den Knien gefedert.

Inzwischen füllt es sich. Vor einem Café trifft sich ein Rentner-Club. "Nee, da gehste mit beiden Enkeln, dann will der eine Eis, der andere einen kandierten Apfel, nee, da haste Stress, das muss jetzt die Oma machen", sagt einer der Herren zu einer Bekannten und beißt genüsslich in ein Brot mit Hausmacherleberwurst.

"Ich möchte gerne einen Erdbeerspieß, aber nur den mit der ganz dunklen Schokolade", bestellt der fünfjährige Jan. So ganz reicht seine Nase noch nicht über die Theke des Süßwarenstands, aber sein Geschmack ist schon klar ausgebildet.

Von den Fugenreinigern am Stiel müssen die Gartenbesitzer erst noch überzeugt werden. Zwei Händler schrubben wie wild die Fugen am Kreuzherrenplatz, dass das Moos nur so fliegt. Das System ist simpel: Schmale Drahtbürsten, die wie Zahnbürsten gekreuzt sind, hängen unten am Besenstiel, genau breit genug, um dem Moos in den Fugen den Garaus zu machen.

"Guck mal, Heinz, da könntest Du ja herrlich unsere Terrasse saubermachen", strahlt eine ältere Dame ihren Begleiter an. Der verzieht ein wenig gequält das Gesicht und zückt dann sein Portemonnaie. Um sechs Euro ärmer und viel Arbeit reicher zieht er mit seiner Frau weiter. Altstadtfest eben.