Porträts beim Gläschen Wein
Maler aus Viersen und Umgebung machten gestern den Gereonsplatz zur Kunstmeile.
Viersen. Im Schrank unter den Abflussrohren geben sich diverse Haushaltsreiniger, ein Eimer, Schwämme und Putzlappen ein Stelldichein. Es ist ein Anblick, wie er in vielen Küchenschränken unter der Spüle zu finden ist, und doch ist er etwas ganz besonderes. Das, was so echt und greifbar wirkt, ist nämlich ein Bild.
Nicht minder realistisch wirken die verschiedenen Schokoladentrüffel, die das nächste Bild zieren. Zum reinbeißen schön. "Das fotorealistische Malen gefällt mir sehr gut. Da fühle ich mich Zuhause", erklärt Karin van Zoggel, die die Werke gemalt hat, den neugierigen Besuchern in ihrem Pavillon.
Aber nicht nur hier steht die Kunst im Mittelpunkt, der ganze Viersener Gereonsplatz hat sich am Sonntag in eine einzige Kunstmeile verwandelt. Zum ersten Kunstfest im Rahmen des Südstadtsommers hatte das Stadtteilbüro Südstadt eingeladen.
Eigentlich wäre an diesem Datum Entenrennen auf dem Nordkanal angesagt gewesen, aber das war durch das Kunstfest abgelöst worden. "Das ist keine Ersatzveranstaltung, sondern etwas Besonderes", betonte Viersens Bürgermeister Günter Thönnessen bei der Eröffnung.
Zu den schönen Dingen des Lebens gehöre die Kunst. Die zeige sich am Sonntag und bringe den schönen Stadtteil wieder ein Stück nach vorne, sagte Thönnessen. Bei angenehmen Sommertemperaturen und Sonnenschein nutzten viele Bürger den Bummel über den mit bunten Wimpelchen geschmückten Platz und vorbei an den vielen Kunstpavillons. Neben den verschiedenen Viersener Künstlern zeigte auch die Kunstakademie Mönchengladbach ihre Werke.
Der Schwerpunkt lag dabei eindeutig auf der Malerei. Sie reichte von Landschaften über Stilleben über Akte bis hin zu modernen Werken. Öl, Acryl, Bleistift, alles war vertreten. Mit seinen Holz- und Eisenskulpturen fiel Christoph Ohmes auf angenehme Art und Weise aus dem Rahmen.
Ein besonderes Angebot machte Schamsudin Achmadow. Der Mönchengladbacher porträtierte vor Ort. "Das muss man direkt nutzen", sagte Anatoliy Starodubtsev, der sich bei einem Gläschen Wein in aller Ruhe aufs Papier bannen ließ, und lacht.
Wer nicht so still sitzen wollte, der konnte sich auf den Tanzboden wagen. Schüler der Tanzschule Behneke tanzten vor. Volkmar Hess legte alte Schelllackschätzen auf seinen Grammophone auf. Jazz, Swing, Tango und andere Tanzmusik verliehen dem Kunstfest eine besondere Atmosphäre. Dazu trugen auch Harald Noack als Ein-Mann-Orchester, Rudi Linges mit Piano-Improvisationen, die Volksbühne Viersen sowie Märchenerzählerin Diane Drechsler bei.