Prozess: Vorwurf Menschenhandel - Frauen zur Prostitution gezwungen
Die Liste der Anklage ist lang: 38-Jähriger vor Gericht.
<strong>Niederrhein. Persönlich hat er die drei Frauen zu ihrer Arbeit gefahren, persönlich hat er sie abgeholt. Sie mussten für ihn unter anderem in einschlägigen Barbetrieben in Mönchengladbach, in Kerkrade, in Geilenkirchen, in Erkelenz und in Schwalmtal arbeiten. Deshalb steht der 1969 geborene Mann aus Hückelhoven jetzt vor Gericht. Allerdings wirft ihm die Staatsanwaltschaft nicht nur Menschenhandel, sondern auch Körperverletzung, Urkundenfälschung und Betrug vor. Am Mittwoch wird sich der 38-Jährige wegen der langen Anklageliste vor dem Mönchengladbacher Landgericht erklären müssen.
Gemeinsam hatte der Angeklagte 2001 und 2002 mit den Frauen aus Lettland und Polen in einer Wohnung in Wegberg gewohnt. Von dort aus soll er sie zu den Etablissements gebracht und zur Prostitution gezwungen haben.
Er soll sie immer wieder geschlagen haben - vor allem eine der Zeuginnen, nachdem sie versucht hatte, zu fliehen. Am Heinsberger Busbahnhof aufgegabelt, soll der Angeklagte sie mehrfach geschlagen haben. Damit kam er nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft weiter: Verängstigt habe sich die Frau weiterhin prostituiert.
Von den Machenschaften des Hückelhoveners betroffen war auch die AOK: Als eine der Frauen nach den Handgreiflichkeiten zum Arzt musste, soll sie als Ehefrau eines AOK-Versicherten ausgegeben worden sein. So wurde die Behandlung zu Lasten der AOK abgerechnet.
Die beiden anderen Frauen soll er anders unter Druck gesetzt haben. Ihnen habe er das verdiente Geld abgenommen, damit sie nicht in ihr Heimatland zurückreisen konnten und weiterhin für ihn arbeiten mussten, heißt es in der Anklageschrift. Gegeben hat er seinen "Mitbewohnerinnen" dafür etwas anderes: gefälschte Pässe.
Am kommenden Mittwoch sollen ab 9.15Uhr sechs Zeugen vor dem Landgericht befragt werden. Mit einem Urteil könne man eventuell eine Woche später rechnen, heißt es.