Viersen reagiert auf Energiekrise In den Ämtern wird’s kühler

Viersen · Die Stadt Viersen wird mit einem Maßnahmenbündel auf die drohende Energiekrise reagieren. So sollen die städtischen Heizungsanlagen optimiert und Amtsstuben weniger warm werden. Die Übersicht.

Im Viersener Stadthaus soll es mit Beginn der Heizperiode 20 statt bisher 22 Grad warm werden.

Foto: Nadine Fischer

Rund 1,9 Millionen Kubikmeter Erdgas verbraucht die Stadt Viersen im Jahr, zahlte dafür im Schnitt der vergangenen drei Jahre je eine Million Euro. Von diesem Jahr an soll der Verbrauch deutlich runtergehen — auch wenn die Kosten angesichts dramatisch steigender Preise vermutlich künftig bei drei Millionen Euro liegen dürften. Die Stadt gab jetzt erste Details bekannt, wie sie sich auf größere Ausfälle in der Energieversorgung vorbereitet — und benannte erste Maßnahmen, die eine Arbeitsgruppe aus allen Bereichen der Verwaltung unter Leitung des Ersten Beigeordneten Christian Canzler erarbeitet hat. Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) sagt: „Durch die intensive Beschäftigung mit dem Thema haben wir viele für die Beurteilung möglicher Schritte erforderliche Daten bereits gesammelt.“ Einige Maßnahmen seien bereits erledigt. Anemüller: „Das verschafft uns die Möglichkeit, weitere Aktionen mit Augenmaß und überlegt anzugehen.“

Diese Maßnahmen plant die Stadtverwaltung:

Verwaltungsgebäude

Um den Gasverbrauch im unmittelbaren Einflussbereich der Stadt Viersen kurzfristig und in der kommenden Heizperiode zu begrenzen, werden Temperaturen sinken. So soll die Raumtemperatur in den Verwaltungsgebäuden im kommenden Winter nur noch 20 Grad Celsius betragen statt bisher 22 Grad.

Optimierung

Zusätzlich werden die Heizungsanlagen optimiert. Das Stichwort dazu heißt „hydraulischer Abgleich“. Dabei wird die Durchflussmenge der einzelnen Heizkörper exakt auf den jeweiligen Raum abgestimmt.

Turnhallen

In den Sport- und Turnhallen sinkt die Temperatur von 18 auf dann 17 Grad Celsius.

Mobiles Arbeiten

Weiter ausgebaut werden die Möglichkeiten des mobilen Arbeitens. Das müsse nicht zwingend Home Office bedeuten, sondern könne auch in der Verlegungvon Arbeitsplätzen innerhalb der Verwaltungsgebäude münden, so der Stadtsprecher. Durch eine Kombination beider Maßnahmen könnten einzelne Gebäude oder Gebäudeteile vorübergehend frei werden und dann ungeheizt bleiben.

Schwimmbäder

Unmittelbar gespart werden soll Gas in den beiden von der NEW betriebenen städtischen Schwimmbädern. So werden in beiden Bädern die Warmbadetage gestrichen. Die Wassertemperatur im Sportbecken Ransberg wird an diesem Wochenende von 28,1 auf 26 Grad gesenkt, im Stadtbad hat das Wasser künftig 28 statt bisher 28,8 Grad. Außerdem werden die Betriebszeiten der Wasserrutsche im Bad Ransberg verringert. Künftig öffnet sie erst um 14 Uhr, in den Ferien um 12 Uhr. 115 000 Kilowattstunden Gas will die NEW so einsparen. Nicht gesenkt werden die Wassertemperaturen in Lehrschwimm- und Plantschbecken im Ransbergbad.

 Durch die Absenkung der Raumtemperatur in den Verwaltungsgebäuden könnten nach einer Schätzung der Arbeitsgruppe zehn Prozent Energie gespart werden, bei den Turnhallen fünf Prozent.

Ausdrücklich ausgenommen von den geplanten Temperatur-Absenkungen sind nach derzeitigem Stand Schulen und Kindergärten. Aus den Duschen in den Sportanlagen soll auch weiterhin warmes Wasser kommen. „Die Anlagen werden schon heute nur mit der Mindesttemperatur betrieben, die erforderlich ist, um hygienische Probleme wie etwa Legionellenbildung zu verhindern“, erklärt Stadtsprecher Frank Schliffke. Das Warmwasser ganz abzuschalten, erscheine der Stadt zumindest derzeit nicht sinnvoll: Dann werde nach dem Sport eben zu Hause geduscht, was am Ende sogar einen insgesamt höheren Energieverbrauch mit sich bringen werde.

Bürgermeisterin Anemüller betonte: „Wir beobachten, auch in Abstimmung mit den Nachbarkommunen und dem Deutschen Städtetag, die weitere Entwicklung und können jederzeit kurzfristig angepasst reagieren.“