Räumung des Irmgardisstifts: Hat die Stadt falsch reagiert?

Die SPD hat für die heutige Ratssitzung 14 Fragen formuliert. Der Kernpunkt: Hätte die Verwaltung die Schließung verhindern können?

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Viersen. Für die heutige Ratssitzung hat die SPD-Ratsfraktion eine umfangreiche Anfrage zum Caritas-Altenheim Irmgardisstift in Süchteln formuliert. „Wir wollen dazu detailliertere Informationen über die Rolle der Stadt Viersen“, erklärt Ratsherr Jörg Dickmanns (42) auf Anfrage. Zu dem Katalog mit 14 Fragen gehören etwa solche wie: „Hat der vorbeugende Brandschutz im Irmgardisstift Mängel festgestellt? Wenn ja, welche Mängel wurden festgestellt und haben diese die sofortige Räumung des Stifts aus Sicht der Feuerwehr erforderlich gemacht?“, „Wurden die gefundenen Mängel seitens der Feuerwehr in einer Stellungnahme an die Bauordnungsbehörde in Viersen weitergeleitet?“ oder „Falls die Stadt keine ordnungsrechtliche Verfügung erlassen hat: Wer hat letztlich die Entscheidung zur umgehenden Räumung des Irmgardisstifts getroffen?“

Jörg Dickmanns möchte insbesondere geklärt wissen, ob „die Stadtverwaltung bei der Räumung des Altenheims die Initiative ergriffen hat oder diese angeordnet hat“. Im Vorfeld habe er einige Gespräche geführt, auch mit Wolfgang Jansen, dem damals am Umbau beteiligten Architekten. Laut Erstem Beigeordneten Dr. Paul Schrömbges war er als städtischer Sozialdezernent lediglich „über die Entscheidung der Räumung informiert worden“. Die Stadt sei dort nicht verantwortlich, Träger sei der Caritas-Verband. Inwieweit es eine Anordnung von der Bauordnungsbehörde gegeben habe, könne er nicht sagen, erklärte Schrömbges gestern.

Ende September hatte der Vorstand des Caritasverbands für die Region Kempen-Viersen einstimmig entschieden, das denkmalgeschützte Altenheim Irmgardisstift zu räumen. Bei einer Pressekonferenz vor 13 Tagen hatte Caritas-Geschäftsführer Peter Babinetz nochmals betont, „aus Verantwortung gegenüber den Bewohnern und den Mitarbeitern gehandelt zu haben“.

Denn bei der Sanierung des Altbaus seien Mängel beim Brandschutz festegestellt worden. Dieses Vorgehen habe Babinetz mit dem Leiter des Kreissozialamtes und der Heimaufsicht abgestimmt, erklärte Caritas-Sprecher Georg Balsen gestern. „Der ehrenamtlich tätige Vorstand hatte damals nicht die Verantwortung übernehmen wollen für den Fall eines Brandes“, so Balsen.

Diese Entscheidung des Caritas-Verbands war seitdem immer wieder heftig kritisiert worden. So etwa von Wolfgang Jansen, der von 1992 bis 1994 als bauleitender und planender Architekt für den Umbau des Stifts in ein Altenheim verantwortlich zeichnete. Er hatte bereits im November gegenüber unserer Redaktion betont, dass es „dort keine gravierenden Brandschutzmängel gegeben hätte, die eine Räumung erforderlich gemacht hätten“. Eine aktuelle Stellungnahme wollte Jansen gestern nicht abgeben.

Die SPD ist indes nicht die erste Ratsfraktion, die zur Räumung des Caritas-Altenheims Fragen hat. Bereits im November hatte auch die CDU-Fraktion die Räumung des Stifts kritisiert. Völlig unvorbereitet seien die Bürger und Politik damit konfrontiert worden, dass der Altbau des Irmgardisstifts aus Brandschutzgründen „von jetzt auf gleich“ geschlossen werden musste, so die Christdemokraten. „Ein höchst unglückliches Vorgehen“, kritisierte Paul Mackes, der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende, damals. Dr. Ingeborg Odenthal, die Vorsitzende des Caritasvorstands, hatte diese Entscheidung verteidigt.