Ein geheimnisvoller Künstler zeichnet ein Bild von sich selbst
Der Kunstgenerator-Stipendiat präsentiert in der Städtischen Galerie rätselhafte Selbstporträts.
Viersen. Ein intensives Jahr liegt hinter Lukas Schmenger, Kunstgenerator-Stipendiat von 2015. Er hat es genossen, viel Raum zum Arbeiten zu haben, viel Zeit und Muße, sich weiterzuentwickeln. Es war eine gute Zeit in Viersen, so Schmenger — aber dennoch freut er sich nun auch wieder auf „die Großstadt Köln“, wo er ab Januar sein Atelier einrichten wird. Pläne für das kommende Jahr gibt es bereits: Ausstellungen in Berlin und im Osthausmuseum in Hagen stehen fest.
Die aktuelle Ausstellung aber findet in der Städtischen Galerie in Viersen statt und ist die große Abschlussschau des Stipendiaten, in der er vorstellt, womit er sich ein Jahr lang befasst hat. Und das ist das (Selbst)-Porträt. Faszinierend, auf welche Weise sich ein 34-jähriger Künstler ohne Scheu auf die Schultern vieler künstlerischer Vorfahren stellt und das uralte Thema aufgreift, um es — ohne an einen Fotorealismus zu grenzen — in seine persönliche Sprache zu übersetzen.
Ohne Scheu auf diesen Schultern stehen — das bedeutet nicht, dass er nicht um das zeitgenössische Menschenbild kämpfen würde, das immer auch einen Bezug nimmt auf die Kulturgeschichte des Porträts.
„Adorant“ — so lautet der Titel der Ausstellung. Und auf Plakat und Karte ist verblüffenderweise nicht ein Werk von Schmenger zu sehen, sondern Cassius Clay in Siegerpose. Kleine Selbstporträts in Öl auf Papier, auf Aluminium sind an den Wänden und in den Vitrinen verteilt. Die Auswahl ist sparsam und bewusst so eingesetzt, dass die kleinen Arbeiten miteinander und mit den großen Skulpturen in einen Dialog treten können.
Den kleinen Arbeiten haftet zudem etwas Geheimnisvolles an. Sind sie Malerei oder doch eher Zeichnung? „Er zeichnet mit dem Pinsel“, erläuterte Jutta Pitzen in ihrer Rede zur Eröffnung. Die Umrisse des Gesichtes werden abstrahiert. Darüber legt Schmenger Farbschichten und Farbfelder. Mal wirkt ein Gesicht wie bandagiert, mal eher transparent. Immer ist es auf dem Blatt freigestellt, ohne jeglichen Kontext in den Raum gestellt.
Dem Raum in seinem Atelier ist es zu verdanken, dass Schmenger das Thema Porträt in monumentale Tonplastiken mit verlaufenden, oft metallisch wirkenden Glasuren umsetzte. Es sind keine Vollplastiken, Schmenger zeigt nur die Hülle des Gesichtes. Man kann gewissermaßen in den Kopf hinein schauen. Das Gesicht mit Augen ohne Pupillen ist blicklos — zumindest was den Blick nach außen betrifft. Die beeindruckenden Köpfe sehen nur in sich selbst hinein.