St. Clemens: Heimatfreunde präsentieren erstes Kirchenbuch
Bei der Vorstellung des ersten Bandes der Pfarre St. Clemens gab es viel Lob, Dank und Anerkennung.
Süchteln. Es gibt Tage im Leben von Heimatfreunden, die sollte man sich ganz dick anstreichen. Solche Glückstage und Momente hat die Arbeitsgruppe für Familienkunde und Stadtgeschichte des Vereins für Heimatpflege Viersen mit Ria Siemes, Angelika Stegers und Hans Maaßen dem Verein und der Bürgerschaft schon mehrfach geschenkt. Doch jetzt war die Vorstellung des ersten Bands der Süchtelner Kirchenbücher der Pfarre St. Clemens eigentlich nur mit den Hochfesten Weihnachten und Ostern zu vergleichen, so reich beschenkt wurden die Stadt Viersen und die Pfarre St. Clemens. Pfarrer Dr. Michael Schlößer brachte es auf den Punkt: „Ich finde das Werk wunderbar.“
Und der unterhaltsame Plauderer und Kenner der Viersener Stadtgeschichte und Mitautor, Hans Maaßen, zog einen Vergleich zur Bearbeitung der Kirchenbücher von St. Remigius: „Das war eine wahre Wonne gegenüber den Büchern von St. Clemens.“
Das Gewicht eines Lobs hängt immer vom Wert des Lobenden ab. Und da das Lob aus berufenem Mund kam, hat das „Heimat-Autoren-Trio“ diese Botschaft wohl verstanden. Albert Pauly, Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege, sprach von einem „großen und tollen Werk“ und von „gekonnter Arbeit“. Er sprach die vorsichtige Hoffnung „auf Band zwei“ aus. Auch Stadtarchivar Marcus Ewers, ein profunder Kenner dieser „Fleißarbeit“ über Jahre hinweg sprach von einem „Glücksfall, solche Autoren in den Stadtmauern zu haben“.
Michael Schlößer, Pfarrer
Mehrfach unterstrich Ewers, dass die ursprünglichen Kirchenbücher „sehr schwer zu lesen“ gewesen seien. Hans Maaßen erinnerte an die vielen lateinischen Bezeichnungen. Von einigen Filmen hatten die Autoren Kopien bekommen und waren manchmal erschrocken, wie wenig noch zu erkennen war. Maaßen betonte allerdings, dass man „nie der Verzweiflung nahe war“, da man die Arbeit stets „als Hobby“ gesehen und bewertet habe. Der Blick in das rund 360 Seiten umfassende Werk kann nicht nur Familiengeschichte den Menschen näher bringen, sondern auch ganz amüsant sein. Da sprach ein junger Mann vor und erklärte nicht er sei der Vater des Kindes, sondern sein Vater sei der Vater. Es gab auch früher schon ausgesetzte Kinder — so einst an der Irmgardiskapelle.
Der Band eins beinhaltet die Taufen von St. Clemens von 1642 bis 1798. Es kam auch vor, dass Eltern eines neugeborenen Kindes noch in der Nacht beim Pfarrer oder Kaplan schellten, um es taufen zu lassen, „bevor es stirbt“, denn die „Angst vor der Hölle oder Fegefeuer“ war groß. Ein zweiter Blick in die Bücher macht ebenso deutlich, dass es eine andere Zeit war. Vornamen wie Goswinus, Areth, Jehles, Lehnhardt, Gritgen, Stingen, Tringen, Maerri, Nisgen sind heute weitestgehend unbekannt.
Die unvollständigen Aufzeichnungen für einige wenige Jahre sind nach Ansicht der Autoren „eine Folge des 30-jährigen Kriegs“. Die Autoren erheben keinen Anspruch auf Fehlerfreiheit. Unterstützt wurden sie von Franz Möllmann aus Süchteln und Reinhold Hörkens aus Viersen. Heinz Boukes übersetzte die vielen lateinischen Texte. Er war früher Lehrer an der Mülhausener Liebfrauenschule.
Von der Sache her war Stadtarchivar Marcus Ewers derjenige, der die Arbeit des „Trios“ am besten einschätzen und bewerten konnte. Ewers bescheinigte Ria Siemes, Angelika Stegers und Hans Maaßen „Kenntnis, Einsatz und Fleiß“. Weiter verwies Ewers darauf, dass keine Quelle für den Genealogen eine „derart hohe Bedeutung besitzt, wie die Kirchenbücher der katholischen und protestantischen Gemeinden über Jahrhunderte hinweg.“ Sie dokumentierten Taufen, Heiraten und Sterbefälle lange vor der Einführung der staatlichen Zivilstandsregister in den Jahren 1798 bzw. 1872.