Tillmann-Stenmans: 64 Seiten über den Topflappen

Das Autoren-Duo bietet in seinem neuesten Buch Vergnügliches über ein textiles Randthema

Viersen. Der Anruf kam aus Bad Münstereifel: Ob der Herr Tillmann denn einen Vortrag zum Thema "Topflappen" halten könne. Man habe da gerade so eine Ausstellung zu diesem Thema. Walter Tillmann, Diplom-Textilingenieur aus Viersen, Betreiber des Textilmuseums "Die Scheune" in Hinsbeck-Hombergen und überhaupt kenntnisreicher Textilhistoriker, stutzte zuerst. Zu alltäglich schien ihm der Gegenstand, auch etwas eingeschränkt das Thema. Doch beim Nachdenken wurde ihm schnell klar, dass bei gründlicher Recherche auch zu dieser textilen Thematik einiges zu sagen wäre.

Nach kurzer Bedenkzeit kam es denn auch zu dem einführenden Eröffnungsvortrag zum Thema Topflappen, mehr noch: Inzwischen wurde auch wieder ein Büchlein daraus, das fünfte seiner Art, das der Viersener gemeinsam mit dem Grefrather Karikaturisten Heinz Stenmans herausgibt. Der steuert auch diesmal wieder die pfiffigen Karikaturen bei.

Auch Stenmans schluckte zuerst und wehrte ab: "Was soll mir denn zu so einem schnöden Thema wie Topflappen einfallen?". Wer jetzt das schlanke 64-Seiten-Büchlein aufschlägt, merkt schnell, was ihm alles an lustigen Zeichnungen eingefallen ist. Und die ganze Lektüre ist zum Schmunzeln geeignet, denn einen Jux wollte er sich auch machen, der Viersener Textilingenieur. In der Sache forschte er allerdings gewohnt gründlich in Archiven und anderen geschriebenen Überlieferungen nach und brachte Erstaunliches zu Papier.

In einem Büchlein des Katholischen Volksvereins Mönchengladbach von 1882 findet sich folgender Hinweis für kochende Arbeiterfrauen: "Zum Anfassen heißer Töpfe und zum Handhaben des Bügeleisens näht man sich mehrere leinene oder baumwollene Lappen von 15 bis 16 Centimeter im Quadrat aufeinander. In jeder Küche sollten zwei solcher "Anfasse" in der Nähe des Kochofens sein, um das Verbrennen der Hände zu verhüten".

Das waren noch sparsame Zeiten. Von da bis zu den Thermogriffen in heutigen Küchen, bei Tillmann unter dem Kapitel "Tod des Topflappens" erwähnt, ist es ein weiter Weg. Dass die Topflappen vorwiegend quadratisch, handlich und damit gut waren, hat der textile Forscher ebenso herausgefunden wie das "Gnadenbrot für alte Topflappen" oder dass, was gut ist gegen Hitze, auch gut sein kann gegen Kälte: Im Zeitalter des Schockgefrierens werden die Topflappen gerne auch zum Kälteschutz verwendet.

Im Zuge seiner Recherchen hat Walter Tillmann auch einen speziellen "Topflappen-Webstuhl" gebastelt, dessen Gebrauchsanweisung im Buch enthalten ist und von Heinz Stenmans illustriert wurde. Der große Vorteil des "Topflappen-Webstuhls" aus Sicht Tillmanns: Am Anfang und Ende des "Schusseintrags" entstehen keine Fransen.